Leider wird jedoch auch im Energiemarkt krampfhaft versucht, an den alten Lösungen festzuhalten, anstatt den Weg mit modernen Lösungen mitzugestalten. Insbesondere wird gerne verschwiegen, dass alleine mit den alten Lösungen, zu denen auch eines der größten Pumpspeicherkraftwerke Österreichs, Limberg-3, gehört, die Energiewende gar nicht zu schaffen sein wird. Sondern dass es ohne die neuen, modernen, dezentralen Lösungen nicht gehen kann.
Dazu mag folgendes einfaches Rechenbeispiel dienen:
Limberg-3 kostete bei einer Leistung von 480 MW etwa 500 Mio Euro. Das heisst, dass eine Generator- bzw. Pumpleistung von 1 MW etwa 1 Mio Euro kostet. Im Vergleich dazu kostet ein netzparalleler Hybrid-Wechelrichter, der in Kombination mit einem Batteriespeicher (und optional einer PV-Anlage) in jedem Haushalt betrieben werden kann, mit einer Leistung von etwa 5 kW 1.000 Euro. Mit dieser Technologie kostet 1 MW also nur 200.000 Euro, das ist um den Faktor 5 billiger! Falls jetzt der Einwand käme, zum Hybrid-Wechselrichter wäre ja auch eine Batterie erforderlich: Ja das stimmt! Bei Limberg-3 war die "Batterie" (sprich die beiden Speicherseen) aber auch schon vorhanden!
Rechnen wir also weiter:
Wir brauchen zum genannten Wechselrichter auch noch eine Batterie. Die aktuellen Zellenpreise (ohne Gehäuse, Elektronik etc.) liegen bereits bei nur noch etwa 50 Euro je kWh, wobei dieser Preis noch rasch und stark weiter fallen wird. Eine schlüsselfertige Batterie (Zellen mit Gehäuse, BMS, Verkabelung etc.) kostet aktuell etwa 200 Euro je kWh, auch hier bei stark fallenden Preisen.
Das ergibt für eine sinnvolle Baugröße mit 20-30 kWh Kapazität pro Haushalt und 3-5 kW Wechselrichterleistung einen Paketpreis von bereits heute unter 10.000 Euro!
Zum Vergleich: Ein Kraftfahrzeug im Haushalt schlägt sich aktuell mit etwa 12.000 Euro pro Jahr Gesamtkosten zu Buche, und zwar JEDES Jahr, während die genannte Batterie ohne weitere Kosten mindestens 20 Jahre funktionsfähig bleibt! Wir würden also über diese 20 Jahre betrachtet 240.000 Euro für unsere Individualmobilität ausgeben, aber nur 10.000 Euro für den Batteriespeicher. Das sollte es uns doch bitte wert sein!
Was wäre also, wenn wir in jedem Haushalt eine solche Batterie installieren würden:
Österreich hat aktuell etwa 4 Mio Haushalte. Jeder Haushalt hat üblicherweise einen Stromanschluss mit einer bewilligten Dauerleistung ("Netzbereitstellung") von 4 kW. Rechnen wir der Einfachheit halber nur mit der Hälfte der Haushalte und der Hälfte der Leistung.
Das ergibt 2 Mio x 2 kW = 4 GW Gesamtleistung! Bereits diese Menge entspricht der Leistung von ACHTMAL Limberg-3! Bei dieser Betrachtung ist noch gar nicht berücksichtigt, dass gewerbliche, kommunale und industrielle Anlagen mindestens das gleiche Potenzial nochmals einbringen können.
Würden wir ALLE Haushalte mit VOLLER Leistung PLUS das gleiche nochmals nehmen, wäre das VIERUNDSECHZIG MAL Limberg-3! Man stelle sich die Unmöglichkeit vor, nochmals etwa zehn Mal die Kraftwerksgruppe-Kaprun zu errichten!
Jetzt müssen wir neben der Leistung auch noch die Energiemenge betrachten:
Rechnen wir also wieder diese obigen 2 Mio Batterien mit jeweils 20 kWh. Das ergibt eine Summe von 40 GWh. Die Hälfte dieser Kapazität reservieren für unseren Eigenbedarf im Haushalt (Anmerkung: das verringert so nebenbei diesen Strombezug aus dem Netz). Somit können also bei Bedarf TÄGLICH(!) bis zu 20 GWh aus dem Netz entnommen und auch wieder zurückgespeist werden.
Das entspricht immerhin einer täglichen Betriebszeit von 5 Stunden Einspeisung und 5 Stunden Bezug bei einer Jahresarbeit von 20 GWh x 365 Tagen = 7 TWh alleine zur Glättung der Lastgänge im Stromnetz! Bitte wiederum zu beachten, dass nur die Hälfte der Haushalte mit der Hälfte der Leistung betrachtet wird! Rechnen wir das ebenso hoch, wie im vorigen Absatz, wären es das Achtfache, also 56 TWH!
Die ungeahnte Synergie des Batteriespeichers wird unübertreffbar sein!
Limberg-3 und jedes andere Pumpspeicherkraftwerk hat während der Stunden, in denen weder gepumpt noch eingespeist wird, keinen Mehrwert! Der Batteriespeicher im Haushalt hingegen dient während 8760 Stunden im Jahr der Eigenbedarfsdeckung, der Zwischenspeicherung von PV-Leistung, dem Strombezug bzw. der Einspeisung zu günstigen Zeiten (Stichwort "Spotmarkt"), der Blackout-Resilienz, der Glättung von Verbrauchsspitzen, dem zeitversetzten Laden des Elektroautos u.v.a.m.
Spätestens an dieser Stelle muss sich die Frage aufdrängen, wie konkurrenzfähig zentrale Pumpspeicherkraftwerke im neuen Strommarkt im Vergleich zu dezentralen Batteriespeichern zukünftig sein werden.
Der Batteriespeicher im eigenen Haushalt amortisiert sich durch seine Netzdienlichkeit und den damit ersparten Netz- UND Energiekosten praktisch von selbst.
Und übrigens...
... wird diese Leistung dezentral in der Region zur Verfügung gestellt, es entfällt also der ansonsten dramatisch ansteigende Aufwand für einen zentralistischen Netzausbau.
... werden die bestehenden regionalen Netze dadurch so weitgehend entlastet, dass auch auf einen Gutteil des Netzausbaues auf den unteren Ebenen verzichtet werden kann.
... ist eine dezentrale Speicherung hochgradig redundant und auch nicht angreifbar!
... wird damit jeder einzelne Haushalt blackout-resilient!
... wird damit der Strommarkt um vieles transparenter, weil ein Gutteil der aktuell bestehenden Monopole nicht mehr in der alten Form besteht.
... sind dezentrale Batteriespeicher im Haushalt auch zur sinnvollen Teilnahme an Energiegemeinschaften unabdingbar.
48V-Batterien können auch im Eigenbau hergestellt werden!
In meiner Jugend hatte das eigene Automobil einen hohen Stellenwert, Matura - Führerschein - Auto, und uns gehörte die Welt!
Warum sollte heute nicht der Selbstbau einer eigenen Batterie ähnlich hoch emotional besetzt werden, wie damals das Fahrzeug?
Meine zuletzt gebaute Batterie mit 30kWh Kapazität und ca. 6 kW Wechselrichter-Leistung hat die Größe eines Schuhkästchens (90x90x25cm) und kostete vor etwa einem Jahr 6.000 Euro:
Solchen Lösungen gehört die Zukunft, solche Batterien MÜSSEN in jeden Haushalt, solche Batterien werden schon bald selbstverständlich sein!
So, wie in den 1960er-Jahren, in denen ich in Wien aufgewachsen bin, ein Kompressor-Kühlschrank noch nicht selbstverständlich war, es heute aber ohne jeden Zweifel ist...
Also auf in eine sonnige Zukunft, in der wir die reichlich aus erneuerbaren Energiequellen verfügbare Leistung einfach im Haushalt zwischenspeichern, um damit all den Kohle- und Gas-Kraftwerken den Hahn abzudrehen!
Und für jene, die sagen, JA ABER was ist, wenn es dunkel ist, oder der Wind nicht geht, oder im Winter: Auch dafür hat die Wissenschaft schon seit Jahrzehnten wunderbare Lösungen, und auch die schmecken den fossilen Großkonzernen nicht, darum hören wir viel zu wenig davon! Aber das ist eine andere Geschichte, vielleicht das nächste Mal!
Euer
Peter Ott
Weinviertler Energiepionier


