Ich habe mit großem Interesse Ihren Artikel „Brauchen wir Windkraft im Wald?“ gelesen. Hier der Versuch einer konstruktiven Kritik: Der Artikel suggeriert, dass durch Einsparungen, Effizienzsteigerungen, Wärmedämmung, PV-Ausbau, .... weitere Windräder nicht mehr notwendig wären.
Es gibt eine Studie des Umweltbundesamtes https://www.umweltbundesamt.at/fileadmin/site/publikationen/rep0576.pdf in der all diese Energieeinsparungen berücksichtigt werden.
- Gebäudedämmung
- mehr öffentlicher Verkehr
- geringere Motorenstärke (SUV)
- Güter auf die Schiene
- neue Stromspeichertechnologien!!!!!!!!
- langlebigere Produkte
- Recycling
- usw.
Der Gesamtenergieverbrauch (nicht der Stromverbrauch) könnte bis 2050 um satte 42% sinken. Ohne diese massiven Einsparungen schaffen wir die Energiewende ohnehin nicht.
Soweit so gut, aber jetzt kommt der Haken an der Sache: Da Gas, Öl und Kohle bis 2050 ersetzt werden müssen, steigt, trotz massiver Reduktion des Energieverbrauches, der Bedarf an erneuerbaren Strom markant an. Bei Wind um das ca. 3-fache, PV um das ca. 12-fache. (Elektromobilität, Wasserstoff für Industrie, Wärmepumpen, .....).
Es wurden dabei auch die Potentiale für Wasserkraft und Bioenergie berücksichtigt, die allerdings gering sind. Das alles sind halt theoretische Einsparungspotentiale die in der Realität wohl nicht erreicht werden. Das bedeutet das der effektive Bedarf an Wind und Sonnenstrom 2050 noch höher sein wird als veranschlagt.
Übrigens ist die nötige PV Leistung für 2050 weit höher als das gesamte Potential an Dach- und Fassadenflächen in Österreich. (also wird man um Freiflächen nicht herumkommen). Übrigens ist Repowering eine gute Idee, aber eher dafür gedacht, die Anzahl der bereits bestehenden Windräder in Gebieten mit großer Windraddichte wenigstens etwas zu verringern, aber nicht um andere Gebiete vollständig freizuhalten (es braucht dringend mehr Solidarität).
Meine Vorfahren und ich leben seit vielen Generationen im Waldviertel und ich liebe es auch wegen seinem hinterwäldlerischen Charme. Aber eines ist mir auch klar: Wenn wir das Waldviertel im Zeichen einer lebensbedrohenden Klima- und Biodiversitätskrise erhalten wollen, müssen wir bereit sein es zu verändern (so weh das auch tut).