Es ist schon lange her, dass der Computer-Konzern IBM mittels süßer Kinderfotos für das Arbeiten zuhause warb. Damals versendete man Werbebotschaften noch auf Papier und steckte ein Papier-Hochglanzfoto ins Kuvert dazu. Die Business-Maschines von IBM haben sich durchgesetzt, das home-office damals nicht.
Ein Virus treibt uns heim
Das ist jetzt anders. Ein Virus ist die treibende Kraft, aber die Digitalisierung macht es erst möglich. Überhaupt haben zwei Dinge zur Globalisierung beigetragen: Die Erfindung des Containers (für die weltweite Handelsschifffahrt) und die Datenleitung.
Über die Kupfer- und Glasfaserkabel und immer mehr via Funksignal rauschen Bestellungen und Nachrichten und Beschreibungen und Kataloge durch und über den Kontinent, werden Käufe und Verkäufe über den Globus gejagt.
Die Gier kommt vor dem Fall
Wir haben uns wohl ein bisschen zu sicher gefühlt. Immer mehr haben wir dem Kontinent, der Natur und dem Körper zugemutet – jetzt zeigen uns das System die Grenzen auf. Wer weltweit keine Grenzen mehr kennt, ist auch global verwundbar. Ein Virus zwingt uns gerade in die Knie – zumindest schickt es uns heim auf Quarantäne.
Auf einen Schlag ändert sich alles: Flughäfen verwaisen in all ihrer mondänen Pracht, Ölpreise sinken, regionale Lebensmittel steigen in unserer Achtung, die Angst geht um, Hamsterkäufe fegen Regale leer.
Einkehr und Umkehr?
Und (fast) alle arbeiten von zuhause aus. Und wie? Mittels Datenleitungen, VPN-Signalen, Coworking-Plattformen und Tele-Kommunikation. Eigentlich ziemlich einfach. Und doch sollten wir auch ein bisschen Demut walten lassen, jetzt, wo das große Feiern mal für einige Wochen nur im Kopf stattfinden kann. Haben wir unsere Gier nicht etwas übertrieben? Ist die Schnäppchenjagd nach 19-Euro-Städteflügen nicht zu exzessiv gewesen? Brauchen wir das vierzigste Kleidungsteil noch dieses Jahr?
Hoffen wir, dass die tödliche Krankheit wenigtens ein bisschen zur Ein- und manchmal sogar zur Umkehr führen wird. Wie wir in den kommenden Wochen sehen werden, geht deshalb nicht gleich alles den Bach hinunter. Eher setzen wir uns ans Wasser und lassen die Seele baumeln.