Kommentar von Herbert Starmühler
Herausgeber energie:bau Magazin

Es wird Zeit, sich von der OMV zu verabschieden. Österreichs Klimastrategie geht in eine andere Richtung, unsere Staatsbeteiligung am Erdölkonzern ist aus der Zeit gefallen.

Ölförderung in Niederösterreich (hier in Zistersdorf) kommt zunehmend in die Kritik. Foto: starmühler.at
Ölförderung in Niederösterreich (hier in Zistersdorf) kommt zunehmend in die Kritik. Foto: starmühler.at

Die OMV ist ein österreichischer Vorzeigebetrieb. 20.000 Mitarbeiter, 20 Milliarden Euro Umsatz, das ist schon was für das kleine Alpenland. 31,50 % der Aktien werden noch von der ÖBAG gehalten, der Österreichischen Beteiligungs AG. Da fällt jedes Jahr ein schönes Sümmchen an Dividenden für den Finanzminister ab. Fein. Und doch eher hinderlich. Denn die Beteiligung an diesem Erdölkonzern ist aus der Zeit gefallen und passt so gar nicht mehr zu den Klimastrategien Österreichs. 

 

Hier einige Überlegungen dazu:

AUS für Ölheizungen: Die Bundesregierung hat beschossen, ab 2020 keine Ölheizungen mehr im Neubau zu genehmigen, Wien und Niederösterreich haben das schon für 2019 fixiert. Als OMV-Aktionär müsste man dagegen sein.

ENDE für umweltschädliche Förderungen: Es ist abzusehen, dass die 4,7 Millionen Euro jährlich für die Förderung von Öl und Gas im Rahmen diverser Pauschalen und Befreiungen im hiesigen Steuerrecht sukzessive gekappt werden müssen. Das sollte man als OMV-Aktionär bekämpfen.

BESTEUERUNG von Flugbenzin: Ob im Gleichklang mit der EU oder im Alleingang – die steuerliche Befreiung für Kerosin dürfte aus Klimagründen demnächst fallen. Kontraproduktiv für uns als Öl-Konzern-Besitzer.

ELEKTROAUTO statt Benzin oder Diesel: Weltweit, europaweit und in Österreich ist die Zeit der komplizierten und teuren fossilen Automobile im Ausklingen. Mehr noch: Je schneller die Verbrennungsmotoren in Stadt und Land verschwinden, umso besser für das Klima. Das wollen wir als Steuerzahler (zumindest viele, insbesondere unter den Jüngeren) und das will auch die Regierung. Aber nur halbherzig – weil das unserer OMV-Dividende schaden wird.

Es gäbe noch viele Beispiele, die den Interessenskonflikt illustrieren: Wer die Abkehr von fossilen Brennstoffen propagiert, dürfte keine neuen Öl- oder Gas-Bohrungen auf österreichischem Staatsgebiet zulassen, das widerspricht sich. Gerade das beantragt die OMV aktuell in Niederösterreich. Und wer die Klimastrategie Österreichs (derzeit im Entwurf) und die Beteuerungen der plötzlich so umweltbewussten PolitikerInnen ernst nimmt – kann nicht gleichzeitig für eine dritte Piste am Flughafen Wien sein. Nur als OMV-Aktionär können wir diesem Ausbau bedingungslos zustimmen.

Es wird nicht alles einfacher, nur weil wir die OMV-Aktien verkaufen. Aber eine Reihe von Widersprüchen und kognitiven Dissonanzen werden wir damit auflösen. Also, was hindert uns?

Herbert Starmühler

Dr. Herbert Starmühler

Herausgeber energie:bau Magazin

ist Herausgeber dieser Publikation energie-bau.at und verschiedener Fachmagazine im Bereich Technik, Architektur und Energieeffizienz. Als seit Jahren leidenschaftlicher E-Auto-Fahrer und Bezieher eigenen Sonnenstroms ist der Journalist jederzeit für innovative Ideen zu begeistern und holt sich beim Networken gerne Inspiration für neue Projekte.