Während die Energie-Konzerne Rekordgewinne einfahren verzweifeln die Endkunden. Doch das böse Erwachen dürfte erst Mitte des Jahres einsetzen. 

Gaspreise
Der Österreichische Gaspreisindex zeigt in schwindelerregende Höhen. Quelle: Central European Gas Hub / Berechnungen: Österreichische Energieagentur

Polen und Ukreine ohne russisches Gas, der Gaspreis zieht nochmals an. So weit so bekannt. Doch was heißt das genau? Für viele Gewerbetreibende oder Endkunden ist noch gar nicht so klar geworden, was das für sie bedeutet. Denn viele Jahresabrechnungen für Gas und Strom landen erst zur Jahresmitte im Briefkasten.

Davor schon kamen für manche Gaskonsumenten Schreiben, die auf den ersten Blick nicht den Schrecken verbreiteten, der dem zweiten Hinschauen folgte. So lautet die dem Portal „www.energie-bau.at“ vorliegende Nachricht an einen Einfamilienhausbesitzer im niederösterreichischen Weinviertel wie folgt:

„So leid es uns tut, müssen wir hiermit Ihren Gasliefervertrag unter Einhaltung der gesetzlichen bzw. in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen vorgesehenen Frist und Form kündigen (ordentliche Vertragskündigung gemäß § 123 GWG 2011).

Ihr Gasliefervertrag endet somit am 30.06.2022. ... 
Trotzdem würden wir Sie gerne weiter versorgen. Hierfür haben wir neue Angebote für Sie, mit angepassten Konditionen:
Marktabhängiger Arbeitspreis (gültig bis 30.06.2022): 16,42 Cent/kWh (brutto)
Grundpreis: 3,00 Euro/Monat (brutto).“

Statt bisher inklusive Steuer 1.270,30 Euro pro Jahr kostet die Wärme aus Erdgas diesen Einfamilienhausbesitzer nun 6.100 Euro.

Erst ein Blick in alte Rechnungen ergab die wirkliche Düsternis:

Der bisherige Netto-Preis lag bei 2,9 cent / kWh. Nun also sind 16,42 cent / kWh brutto oder 13,68 cent / kWh netto  zu bezahlen. Plus Grundpreis. Das klingt noch immer nach wenig, doch ein Blick auf den Taschenrechner bringt die ganze Wahrheit ans Licht: DAS IST FAST DER FÜNFFACHE PREIS!

Oder noch gravierender, wenn man die Jahressummen prognostiziert:
Statt bisher inklusive Steuer 1.270,30 Euro pro Jahr kostet die Wärme aus Erdgas diesen Einfamilienhausbesitzer nun rund 6.100 Euro.

Der Anbieter ist übrigens die Energie AG Oberösterreich (mit deren Billigmarke „sigi“). Nun setzt die heftige Suche nach einem wenigstens etwas günstigeren Anbieter ein ...

So geht es nun vielen Gaskunden, die noch immer nicht auf erneuerbare Energie-Heizungen umgestiegen sind (die allerdings ebenfalls rege Preisturbulenzen erleben).

Die Verfünffachung im obigen Preisbeispiel korrespondiert übrigens aufs Bedauerlichste mit dem in der Grafik beschriebenen Österreichischen Gaspreisindex (ÖGPI). Dieser steigt im Mai 2022 im Vergleich zum Vormonat April 2022 um 4,5 %. Gegenüber Mai 2021 liegt er um 474,5 % höher. Der von der Österreichischen Energieagentur berechnete Index steigt im Mai 2022 auf 492,27 Punkte. In den vergangen zwölf Monaten lag der ÖGPI im Schnitt bei 308,75 Punkten.

 

Gaspreis 28.2.2022

Eindrucksvolle Steigerung des Gasprieses im Laufe eines Jahres auf dem hart des Anbieters finanzen.net (Stand: 28.4.2022). www.finanzen.net

Kein Wunder, dass in Europa derzeit die Energiepreise im Zusammenhang mit dem Ukraine-Krieg die causa prima sind – und noch vielmehr sein werden. Und die Energieberater Hochkonjunktur haben. „Der Bedarf nach Energieberatung hat sich etwa verfünffach“, sagte der Energieagentur-Geschäftsführer Willie Stiehler (Unterföhring/Bayern) der SZ. Und weiter: „Als der Ukraine-Krieg begann, war das wirklich in einem Maße, wie wir es noch nie gesehen haben."

Man wird womöglich noch mehr Andrang sehen.

Installeure und Elektriker werden auch noch viele Anfragen sehen. Ganz zu schweigen von den Anliegen, die an die Politik herangetragen werden  ...

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Autor: Herbert Starmühler

 

 

 

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