Der Aufwärtstrend der Wärmepumpen in Europa hält an. Trotzdem ist die Branche mit einigem unglücklich.

Grafik
Norwegen ist Spitzenreiter: Die Grafik zeigt Europäische Länder im Vergleich – Verkaufte Wärmepumpen pro 1000 Haushalte 2020. Quelle: EHPA

Im Neubau, im Fertigbau, im größeren Maßstab sogar – die Wärmepumpe hat sich etabliert. Nicht zuletzt die Bevorzugung als elektrische Heizung gegenüber anderen Stromheizungen (wie Infrarot-Heizungen) in diversen Förderungsprogrammen hat die Akzeptanz verstärkt. 

1,6 Millionen neue Wärmepumpen
Laut einer Aussendung des Verbands Wärmepumpe Austria wuchs der Europäische Markt wuchs 2019 (2020 liegt nur für Österreich vor) in den 21 untersuchten EU-Staaten um über 1,6 Million Wärmepumpen, was einem Anstieg um 23 % im Vergleich zum Vorjahreszeitraum entspricht. Seit 1995 wurden in Europa ca. 13,5 Millionen Wärmepumpen mit einer Gesamtleistung von 470 GWth installiert. Damit ist die Wärmepumpe mmer noch weit hinter den bereits länger etablierten Marktführern wie Gasthermen etc. zurück – aber sie holt auf.

Mehr als 10 Milliarden Umsatz
Der Umsatz am europäischen Markt in 2019 entsprach über 10,7 Milliarden Euro. Die Herstellung, Vertriebe und die Wartung schufen 88.000 Vollzeitstellen in ganz Europa. Die tatsächlichen Beschäftigungszahlen des Wärmepumpenmarktes dürften noch deutlich darüberliegen, da nicht alle Angestellten der Branche durchgehend nur im Bereich Wärmepumpen arbeiten.

32.000 neue WP in Österreich, fast 400.000 in Frankreich
In Bezug auf die gesamte abgesetzte Stückzahl von 31.986 Anlagen liegt Österreich 2020 an 13. Stelle im Europäischen Ländervergleich. Mit ca. 394.000 verkauften Wärmepumpen ist Frankreich Spitzenreiter. Österreich befindet sich auf Rang 13. In Österreich wurden dabei 8,5 Wärmepumpen pro 1000 Haushalte verkauft. Europaweite Spitzenreiter sind Norwegen und Finnland mit 41,7 bzw. 39 verkauften Wärmepumpen pro 1000 Haushalten.

Zahlen des Inlandmarktes Österreich 2020
Mit 31.721 Stück verkauften Wärmepumpen im Absatz des Inlandsmarktes wurde 2020 ein neuer Rekordabsatz erreicht. Die 31.721 in Österreich verkauften Wärmepumpen teilen sich dabei auf 24.715 Heizungswärmepumpen, 6.721 Brauchwasserwärmepumpen sowie 237 Wohnraumlüftungswärmepumpen und 48 Industriewärmepumpen (projektspezifische Fertigung) auf.

10 % Steigerung, Kleine voran
Auch der Gesamtmarkt inklusive der Exporte österreichischer Hersteller war für die Wärmepumpenbranche von einer deutlichen Absatzsteigerung geprägt. Der Gesamtabsatz von Heizungswärmepumpen (alle Märkte, alle Leistungsklassen, exklusive Wohnraumlüftung) steigerte sich vom Jahr 2019 mit einem Absatz von 31.383 Stück auf das Jahr 2020 mit einem Absatz von 34.650 Stück um 10,4 %. Der Exportanteil bei den Heizungswärmepumpen betrug dabei im Jahr 2020 28,7 %. Verantwortlich dafür war vor allem der stark wachsende Markt (+11,4 %) im niedrigeren Leistungsbereich bis 10 kW.

Im Inlandsmarkt für Heizungswärmepumpen (alle Leistungsklassen, exkl. Wohnraumlüftung) konnten im Jahr 2020 24.715 Stück abgesetzt werden, was einem Anstieg vom 9,6 % im Vergleich zum Vorjahreszeitraum (22.553 Stück) entspricht. Beeindruckend war auch der Zuwachs der Absatzzahlen im mittleren Leistungssegment zwischen 10 kW und 20 kW, welcher sich im Inlandsmarkt um 9 % auf 10.326 Stück erhöhte.

Übersicht der Marktentwicklung 2020 in Österreich
Wärmepumpen in Betrieb: 352.260 Stück

Inlandsmarkt Neuinstallation 2020:


31.721 Stück Gesamt
24.715 Stück Heizungs-WP = 78%
6.721 Stück Brauchwasser-WP = 21,1%
48 Stück Industrie-WP = 0,2%
237 Wohnraumlüftungs-WP = 0,7%
Exportmarkt / -quote alle WP: 15.471 Stück / 32, 7 %


Trend zu Luft/Wasser-Wärmepumpen
Der langjährige Trend zu Luft/Wasser-Wärmepumpen war auch im Jahr 2020 ungebrochen: Acht von zehn im Jahr 2020 in Österreich neu installierten Wärmepumpen waren Luft/Wasser Systeme. Neben einem Wachstum der Verkaufszahlen von Luft/Wasser Systemen in der Höhe von 12,4 % konnte auch ein neues Wachstum bei Sole/Wasser Systemen in der Höhe von 7,5 % beobachtet werden. Sole/Wasser-Wärmepumpen hatten im Jahr 2020 einen Anteil von 16 % (3.976Stück) am Inlandsmarkt. Bei den Wasser/Wasser-Systemen gab es einen leichten Rückgang auf 1,2 % (304 Stück), bei den Direktverdampfungs-Systeme auf 1,0 % (238 Stück).

Jede vierte Heizung im Neubau
Mit einem Inlandsmarkt von knapp 25.000 Heizungswärmepumpen war im Jahr 2020 ungefähr jedes vierte neu installierte Heizsystem eine Wärmepumpe.
Das größte Wachstum im Inlandsmarkt war bei Heizungswärmepumpen im Leistungssegment bis 10 kW mit einem Plus von 11,4 % zu beobachten, gefolgt vom Leistungssegment von 10 kW bis 20 kW mit 9,0 %. Der Exportanteil an Wärmepumpen aller Arten und Leistungsklassen betrug 2020 32,8 %, d.h. jede dritte Wärmepumpe aus Österreich wurde exportiert.

Verpflichtende Potentialanalyse?
Die Branche wünscht sich bessere politische Rahmenbedingungen: Im Zuge einer nachhaltigen Energieraumplanung soll eine verpflichtende Prüfung und Nutzung von Abwärmepotentialen etabliert werden. Hier können Potentiale, beispielsweise aus Abwässern (Kanäle oder Abwasserreinigungsanlagen), gewonnen werden.
Mit Hilfe eines Wärmetauschers, der dem Abwasser die Wärme entzieht und einer Wärmepumpe wird die gewonnene Energie zur Beheizung von Gebäuden nutzbar gemacht. Diese Potentialanalyse ist in der Schweiz bereits verpflichtend vorgeschrieben.

Steuerliche Anreize zur Erhöhung des Anteils erneuerbarer Energie
Um den Anteil erneuerbarer Energie in Österreich zu erhöhen, muss eine Steuer- und Abgabenbefreiung von Strom für den Betrieb von Wärmepumpensystemen eingeführt werden.
Bei netzdienlichen Wärmepumpen mit dem sog. „smart-grid-ready-label“ sollten die Steuern und Abgaben, sowie die verbrauchsabhängigen Netzgebühren entfallen, um einen Anreiz für diese Produkte zu erhöhen. Dies dient dem Abfedern temporärer Überschüsse im Stromnetz.

Begleitende Maßnahmen zur Energieeffizienz
Ergänzung von zielgerichteten Förderungen und Einzelmaßnahmen mit hohen Kosten-Nutzen-Vorteilen, wie zum Beispiel hydraulischer Abgleich von Wärmeabgabesystemen, Tausch von ineffizienten Umwälzpumpen, Leistungsdämmung sowie Tausch oder Verbesserung des Wärmeabgabesystems. Mit einem relativ geringen Investment kann mit diesen Maßnahmen der Energieverbrauch bestehender Wärmeabgabesysteme um etwa 20-30 % reduziert werden.

Wärme-Energiegemeinschaften
Die Möglichkeit für Gemeinschaften und genossenschaftliche Strukturen zur Erzeugung, Speicherung und Lieferung von erneuerbarem Strom auch über Liegenschaftsgrenzen hinweg, sollte auf Wärme ausgedehnt werden, wofür kalte Fernwärmenetze (Anergienetze) mit Wärmepumpen hervorragend geeignet sind.

Abbau von Hürden in Bestandsgebäuden
Wärmepumpensysteme werden durch technisch nicht begründbare Anforderungen beim Erhalt von Förderungen benachteiligt, so der Wärmepumpenverband.  Eine solche, technisch nicht begründbare, Einschränkung bei der Vergabe von Fördermitteln liegt zum Beispiel in der Einschränkung der Förderung auf Wärmepumpensysteme mit einer Vorlauftemperatur von kleiner als 40 ° Celsius. Europaweit hat sich hier ein Standard von 55 ° Celsius etabliert, wobei auch in diesem Temperaturbereich die Wärmepumpe das effizienteste Heizungssystem darstellt.

Viel Öl in der Hotellerie
Gerade in der Tourismusbranche und hier speziell in der Hotellerie im Alpinen Raum sei der Anteil an Ölheizungen noch ungewöhnlich groß, und der Anteil an hocheffizienten Wärmepumpensystemen auffallend gering. Dies liegt unter anderem an den nicht praxistauglichen Förderkriterien für den Heizungstausch in dieser Branche. Unter anderem wird beim „Raus aus Öl und Gas“ Programm für die Förderung des Tausches auf ein erneuerbares Energiesystem eine maximale Vorlauftemperatur von 40° Celsius vorgeschrieben. Dies ist zum Beispiel für ein Hotel mit hohem Wärmebedarf auf 1.000 Meter Seehöhe nicht realistisch.

Über den Verband:
Der Verband Wärmepumpe Austria, mit Sitz in Linz, ist das zentrale Sprachrohr und die Interessenvertretung der Wärmepumpenbranche, mit Mitgliedern entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Der Verband entstand im Frühjahr 2012 durch die Fusion des ehemaligen „Bundesverbands Wärmepumpe“ und der „Leistungsgemeinschaft Wärmepumpe“. Zurzeit sind über 90 % aller Wärmepumpenhersteller in Österreich, alle Elektrizitätsversorgungsunternehmen über den Verband „Österreichs Energie“ sowie Zuliefer- und Bohrunternehmen und zahlreiche Installationsbetriebe durch den Verband Wärmepumpe Austria organisiert.

 

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