Empörung rief der ORF-Fernsehbeitrag „Dirty Hanno 2: Die Legende vom sauberen Holz“ hervor. Die Kritiker werfen dem ORF eine  „tendentiöse Gesamtkonzeption der Sendung“ vor.

ORF-Journalist Hanno Settele mit Thomas Schiffert, Leiter des Österreichischen Kachelofenverbandes (KOV) in der kritisierten Sendung. Foto: ORF/Neuland-Film/Matthias Horngacher
ORF-Journalist Hanno Settele mit Thomas Schiffert, Leiter des Österreichischen Kachelofenverbandes (KOV) in der kritisierten Sendung. Foto: ORF/Neuland-Film/Matthias Horngacher

Der ORF-Journalist Hanno Settele hatte in der Sendung vom 21. November 2019 die Feinstaubbelastung thematisiert, die Schwedenöfen oder verglaste Kamine in Wohnräumen hervorrufen können. Zusätzlich versuchte er zu beweisen, dass die CO2-Neutralität von Holz nicht gegeben sei und weiters Pellets-Verfeuerungen in unseren Breiten zu massiven Abholzungen in Rumänien führen würde.

In einem uns vorliegenden Schreiben von proPellets Austria-Geschäftsführer Christian Rakos an ORF-Generaldirektor Andreas Wrabetz wird die Sendung kritisiert:

Sehr geehrter Herr Generaldirektor Wrabetz,ich habe mich gemeinsam mit einer Reihe anderer Proponenten der Holzwirtschaft in einem Brief vom 7.11.2019 an Sie mit der Sorge gewandt, dass die Sendung von Hanno Settele „Dirty Hanno 2 – die Legende vom sauberen Holz“ das Objektivitätsgebot verletzen könnte.Leider haben wir auf unseren Brief keine Antwort erhalten.  Unsere Befürchtungen was die journalistische Redlichkeit von Herrn Settele betrifft, wurden bestätigt. In dem Bericht ist es zu gravierenden Fehlinformationen gekommen und Zahlen wurden bis zum hundertfachen des tatsächlichen Werts verfälscht. Argumente wurden vorgebracht, die keiner wissenschaftlichen Überprüfung standhalten und eine Feinstaubmessung im Studio neuerlich manipuliert.  Insgesamt wurde eine tendenziöse Vorgangsweise gewählt, statt einer nüchternen faktenbasierten Analyse, wie sie für den ORF eigentlich Standard ist.Wir finden dies äußerst bedauerlich und bitten dringend um einen runden Tisch, um zu besprechen, wie die Desinformation die hier verbreitet wurde korrigiert werden kann.Ich senden Ihnen attached ein Dokument, das die Unregelmäßigkeiten des Berichts im Detail anführt."

Mit freundlichen Grüßen

DI Dr. Christian Rakos
proPellets Austria

 

Und hier das angesprochene Attachement von Christian Rakos an ORF-General Wrabetz, in dem die Sendung en detail zerpflückt wird:

Kritikpunkte an der Sendung Dirty Hanno 2: Die Legende vom sauberen Holz

1) Krasse Recherchefehler und Falschaussagen

1) „3,3 Millionen Tonnen Brennholzimporte im Wert von 245 Millionen Euro.“

Laut Energiebilanz der Statistik Austria waren die Brennholzimporte 2018 insgesamt 485.130 Tonnen mit einem Wert von 42,3 Mio €. Die Brennholzimporte wurde somit 7 mal höher angegeben, als es der Tatsache entspricht.

(2) „Schwedenöfen verkaufen sich wie warme Semmeln“

Die Zahl der verkauften Kaminöfen ist von 26.103 Stück im Jahr 2010 auf 7.320 Stück im Jahr 2018 gesunken. Von „verkaufen wie die warmen Semmeln“ kann keine Rede sein. Quelle: BMVIT „Innovative Energietechnologie in Österreich, Marktentwicklung 2018.“

(3) „Österreich importiert 141.000 Tonnen Brennholz aus Rumänien“.

Österreich hat im Jahr 2018 laut Außenhandelsstatistik 1.392 t Brennholz aus Rumänien importiert, das entspricht einem Hundertstel der angegebenen Menge!

(4) In dem Beitrag wird ständig über die Emissionen von Holzöfen gesprochen. Tatsächlich stammen nur 4% der Feinstaubemissionen in Österreich aus Öfen und Herden.
Der wesentlich größere Beitrag stammt von veralteten Heizkesseln, sogenannten Allesbrennern (17%). Auf den grundlegenden Unterschied zwischen Öfen und Kesseln wird nie eingegangen.

(5) „Faktum: Verdoppelung der Holzernte würde nur 3% des globalen Energiebedarfs decken.“

Aktuell werden 48,9 EJ, das sind rund 9% des weltweiten Energieverbrauchs von 560 EJ durch Holz bereitgestellt. Bei einer Verdoppelung (die als vollständig ausgeschlossen dargestellt wird) wären dies 18 Prozent und nicht 3%, wie behauptet. Die World Bioenergy Association geht davon aus, dass bis zum Jahr 2035 rund 72-84 EJ, das sind 13 - 15% des heutigen Weltenergiebedarfs durch Holz gedeckt werden kann.
https://worldbioenergy.org/uploads/Factsheet_Biomass%20potential.pdf

Zu hinterfragen ist, wieso überhaupt auf globaler Ebene argumentiert wird, statt auf Österreich Bezug zu nehmen: 15% des gesamten Energieaufkommens in Österreich werden schon heute aus Holz gewonnen. Der Beitrag von Holz als nachhaltiger CO2 neutraler Energieträger ist somit sehr bedeutend und nicht vernachlässigbar, wie in dem „Faktum“ suggeriert, das den großen Schlusspunkt des Beitrags darstellt und leider kein Faktum ist sondern eine falsche Behauptung.

2) Wissenschaftlich falsche Aussagen
Das von Settele ausführlich dargelegte Argument gegen die CO2 Neutralität, dass ein Baum so lange benötige zu wachsen und erst nach 50 Jahren wieder das CO2 gebunden wäre ist unsachlich, wissenschaftlich unhaltbar und wird auch von keinem wissenschaftlichen Kritiker der CO2-Neutralität vorgebracht. In einer nachhaltig betriebenen Waldwirtschaft ist der Zuwachs nicht höher als die Entnahme, der gespeicherte Kohlenstoff im Wald bleibt damit konstant – die Wachstumsgeschwindigkeit der Bäume spielt dabei keine Rolle.

(2) Settele vertritt in dem Beitrag die Meinung, dass die Wahrscheinlichkeit eine saubere Holzheizung zu haben mit einem Lottosechser zu vergleichen ist. Diese Aussage ist vollkommen unsachlich. Praktisch jeder moderne Holzkessel der heute in Österreich auf den Markt kommt weist Emissionen auf, die weit unter den gesetzlichen Grenzwerten und mindestens 90% niedriger ist, als die eines alten Allesbrenners.

(3) In dem Beitrag wird suggeriert, dass nichts gegen die Feinstaubemissionen unternommen wird. Tatsache ist, dass laut Umweltbundesamt die Feinstaubemissionen (PM2,5) seit 1990 um 41% zurückgegangen sind. Dies ist auch auf den Ersatz veralteter Holzheizungen durch moderne emissionsarme Holzkessel der Fall.

3) Neuerliche Manipulation einer Feinstaubmessung im Studio

Zu Beginn des Beitrags wird die Kritik an Dirty Hanno 1 thematisiert, dass die Partikelmessungen im Raum durch Kerzen beeinflusst wurden. Es wird dieselbe Situation dargestellt ohne Kerzen. Im Unterschied zu der ersten Messung wird aber die Glastüre des Kamins nicht verschlossen (04:42 vers. 04:50). Dass beim unsachgemäßen Betrieb eines Kamins (bei offener Tür) die Feinstaubpartikel im Raum steigen wird als Beweis für die Gefährlichkeit von Holzheizungen präsentiert. Das Vorgehen kann nur als hochgradig manipulativ und irreführend bezeichnet werden.

4) Tendentiöse Gesamtkonzeption der Sendung

Titel des Beitrags „Dirty Hanno 2 – Die Legende vom sauberen Holz“:
Eine Legende ist laut Duden „etwas, was erzählt, angenommen, behauptet wird, aber nicht den Tatsachen entspricht“. Dies wird hier als Aussage und nicht als im Beitrag zu bearbeitende These gesetzt. Die Tatsache, dass Holz der wichtigste erneuerbare Energieträger in Österreich ist (55% der gesamten eingesetzten erneuerbaren Energie) wird als „Legende“ diskreditiert.

Grafik zur Darstellung von Feinstaubemissionen verschiedener Holzheizungen.
Hier werden Daten aus der Schweiz verwendet, die beim Vierfachen der aktuell publizierten Messergebnisse von BEST liegen. Diese Informationen lagen der Redaktion vor, da die Gesamtemissionen aus diesem Bericht zitiert wurde. Wieso wurde nicht die aktuelle Studie auch im Hinblick auf die Emissionsdaten verwendet?

• Bei der inkriminierten Nutzung von Holzpellets in einem englischen Kraftwerk ist festzuhalten, dass dieses Kraftwerk ausschließlich nachhaltigkeitszertifiziertes Holz verwendet, überwiegend aus Kiefernplantagen im Südosten der USA deren Holz aufgrund der Schließung vieler Papierfabriken nicht mehr benötigt wurde. Dieses Projekt als Musterbeispiel nicht nachhaltiger Biomassenutzung anzuführen entbehrt jeder Grundlage. Die zertifizierte CO2-Reduktion durch das Kraftwerk beträgt mehr als 70%. Insgesamt werden 10 Millionen Tonnen CO2 reduziert. Es handelt sich um das größte CO2 Reduktionsprojekt Großbritanniens.

• Etwa 5% der in Europa verwendeten Bioenergie basieren auf Importen aus Übersee. Bei fossilem Öl liegt der Anteil bei 90 Prozent. Wieso wird dieser Aspekt so stark in den Vordergrund gerückt?

• Der als Zeuge für die nicht gegebene CO2 Neutralität zitterte Forscher (Searchinger) stellt fest, dass die CO2-Neutralität dann nicht gegeben wäre, wenn nicht nachhaltig bewirtschafteter Wald für energetische Zwecke genutzt wird. Eben das ist aber weder in Österreich, noch in Europa oder Nordamerika der Fall. So wie der Beitrag gebracht wird entsteht der gegenteilige Eindruck.

• In der darauf folgenden Diskussion in Talk 1 wurde kein Experte für Holzheizungen geladen. Statt dessen wurde Settele neuerlich die Gelegenheit gegeben seine Thesen zu vertreten. Der Eindruck einer tendentiösen Berichterstattung wurde so jedenfalls nicht zerstreut."

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Vom ORF bzw. Hrn. Hanno Settele ist auf unsere Anfrage noch keine Antwort gekommen.

ORF-Sendung „Die KLegende vom sauberen Holz“

proPellets Austria

(hst)

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