Mit Stromausfällen und extremen Temperaturschwankungen sucht man schnell nach einer autarken Heizmethode. Aber sind Kachelöfen dafür die richtige Entscheidung?
Kachelöfen bieten Autarkie und Behaglichkeit, haben aber auch Probleme. Foto: Österreichischer Kachelofenverband
Diese Woche waren laut Kurier über 500 Personen in Westösterreich von Stromausfällen betroffen. Die starken Schneemassen hatten die gesamtheitliche Versorgung der Regionen stark beeinträchtigt. Der Standard berichtete außerdem, dass Europa letzte Woche vor einem möglichen Totalausfall stand.

Haushalte mit stromabhängigen Heizungen wie auch Geothermie würden nach so einem Ausfall nicht nur im Dunkeln, sondern auch im Kalten sitzen. Der österreichische Kachelofenverband ruft in diesem Sinne eine altbewährte Technologie in Erinnerung.

Kachelöfen als Lösung
Kachelöfen, heißt es in der Aussendung des Verbandes, wären autark, würden wohlige Wärme im ganzen Haus verbreiten und bräuchten nur einen vorhandenen Rauchfang. Außerdem seien die Betriebskosten vergleichsweise gering und er würde – so er denn richtig gewartet werde – ein ganzes Leben lang halten. Hinzukommt, dass man den Ofen nur zweimal am Tag mit neuem Holz ausstatten müsse und er könne 24 Stunden Wärme liefern.

Es spricht viel für den Kachelofen, wie es scheint, doch sind die Vorteile wie Autarkie und Heimeligkeit nur die eine Seite der Medaille. Die alteingesessene Technologie hat nämlich auch Schattenseiten. Für die Umwelt und für unsere Gesundheit.

Gesundheitliche Folgen
Die Initiative Clean Heat warnt so zum Beispiel davor, dass auch neuwertige Holzöfen – die bereits mit diversen Filtern ausgestattet sind und als besonders umweltfreundlich gelten – 25 mal so viel Feinstaub ausstoßen wie ein 10 Jahre alter Lastwagen ohne Partikelfilter.

Eine Studie der Universität Aarhus in Dänemark deckt sich mit dieser Aussage: 17.000 Holzheizungen würden während der Heizperiode gleich Feinstaub produzieren wie der gesamte Straßenverkehrs Kopenhagens in einem Jahr.

Klima-Folgen
Doch nicht nur diese Auswirkungen sind relevant. Auch andere Emissionen können beim Verbrennen von Holz entstehen. Kohlendioxyd ist dabei noch vernachlässigbar. Solange wir gleich viel Holz anbauen, wie wir verbrennen, heben sich die Auswirkungen gegenseitig. Es können aber auch andere klimaschädliche Entstehen.

Neben Feinstaub kann laut Angaben des Umweltbundesamts auch Methan entstehen, beides wichtige Treiber des Klimawandels. Zusätzlich – ein weiter Dämpfer für unsere Gesundheit – setzt Holz bei teilweiser Verbrennung auch giftiges Kohlenmonoxyd frei.

Alternativen
Bei diesen Nachteilen muss es also nicht überraschen, dass der Absatz von Einzelöfen im letzten Jahr um 2,1 % gesunken ist. Einzig Kaminöfen konnten – wegen der Romantik – einen kleinen Aufschwung verzeichnen. Doch ist dieser wirklich nötig? Braucht es Öfen überhaupt noch, wenn man heimelige Wärme und Autarkie will?

Nicht wirklich. Wer rein um der Autarkie willen einen Kachelofen anschafft, kann stattdessen auch zu einem Pellets-Ofen greifen. Dessen Ausstoß von Feinstaub liegt bei gerade einmal 20 % des Kachelofens und man ist weiterhin nicht von einem fixen Netz abhängig. Alternativ kann man auch an kompletter Strom-Autarkie arbeiten und das Haus zusätzlich mit Solar-Paneelen und einem Stromspeicher ausstatten.

Geht es nur um die Heimeligkeit, so kann man auch zu einer Infrarot-Heizung greifen. Die sind – vor allem als primäres Heizsystem – zwar nicht unumstritten, liefern allerdings eine ähnlich wohlige Wärme wie der altbewährte Kachelofen. Und mit Strom aus erneuerbaren Quellen muss man sich auch keine Gedanken um Feinstaub oder CO2 machen. (flb)

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