In der niederländischen TV-Kampagne „Flip the Switch“ warnt eine Schauspielerin die Zuschauer vor ihrem Stromverbrauch.

„Wenn wir alle gleichzeitig Strom verbrauchen, wird unser Stromnetz überlastet“, sagt sie. „Das kann zu Störungen führen. Verbrauchen Sie deshalb zwischen vier und neun Uhr so ​​wenig Strom wie möglich.“
Das ist ein Zeichen dafür, dass in einer der fortschrittlichsten Volkswirtschaften der Welt etwas mit der Stromversorgung des Landes nicht stimmt, schreibt die britische BBC in einem Bericht dazu.

Am meisten Ladestationen von Europa

Die Niederlande sind begeisterte Anhänger von Elektroautos. Sie verfügen über die höchste Anzahl an Ladestationen pro Kopf in Europa. Und die Stromerzeugung dafür? Die Niederlande haben Gas aus ihren großen Nordseereserven durch Wind- und Solarenergie ersetzt.

Am meisten Solarmodule pro Kopf

So stark, dass sie bei der Anzahl der Solarmodule pro Kopf in Europa führend sind. Tatsächlich sind mehr als ein Drittel der niederländischen Haushalte mit Solarmodulen ausgestattet. Das Land strebt außerdem an, dass Offshore-Windparks bis 2030 seine größte Energiequelle werden.

Stromausfälle mehren sich

Das ist zwar aus ökologischer Sicht gut, belastet aber das niederländische Stromnetz enorm, und in den letzten Jahren kam es zu zahlreichen Stromausfällen. Das Problem sei die Netzüberlastung, sagt Kees-Jan Rameau, Geschäftsführer des niederländischen Energieerzeugers und -versorgers Eneco, dessen Stromerzeugung mittlerweile zu 70 % aus Solar- und Windenergie besteht. (BBC)

Wie auch in Deutschland oder Österreich hat man die Überschüsse aus dem Stromverkauf in den vergangenen 20 Jahren wohl zu wenig für den adäquaten Aus- und Umbau der Stromnetze genützt ...

Jetzt rächen sich die wenig vorausschauenden Investitionen

„Heutzutage steigen wir auf erneuerbare Energien um, und das bedeutet, dass in den Randgebieten des Netzes, wo es nur relativ kleine Stromleitungen gibt, viel Strom ins Netz eingespeist wird.“ (Kees-Jan Rameau / Eneco).
Und diese kleinen Stromleitungen haben Mühe, den Strom zu bewältigen, der von den im ganzen Land verteilten Windkraftanlagen und Solarmodulen einfließt.

Kaum mehr Anschlüsse zu bekommen

Auch in Niederlande spielt sich das Drama so ab: Der Staat förderte zuerst den Umstieg, „vergaß“ aber, die Netze zu ertüchtigen – und wehrt sich nun mit Händen und Füßen gegen die neuen PV-Anlagen. 

Tennet, die staatliche Agentur, die das nationale Stromnetz der Niederlande betreibt, gibt an, dass derzeit 8.000 Unternehmen auf die Einspeisegenehmigung warten, während 12.000 weitere auf die Genehmigung zur Stromabnahme warten.

Netz-Investments unausweichlich und hoch

Tennet plant nun, 200 Milliarden Euro (235 Milliarden US-Dollar; 174 Milliarden Pfund) für die Verstärkung des Netzes auszugeben, darunter die Verlegung von rund 100.000 Kilometern (62.000 Meilen) neuer Kabel zwischen heute und 2050.

Das ist eine enorme Summe, aber es ist auch teuer, sie nicht auszugeben. Netzüberlastungen kosten die niederländische Wirtschaft laut einem Bericht der Unternehmensberatung Boston Consulting Group aus dem Jahr 2024 jährlich bis zu 35 Milliarden Euro.

Quelle: >> BBC-Artikel

 

 

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