Die Wasserstoffanlage ergänzt die 2,7-Megawatt-Photovoltaik plus Speicher eines Industriebetriebs.  

Vier dieser Tanks speichern in Eisenbach bis zu 1,4 Tonnen Wasserstoff – und können dann genutzt werden, wenn der Batteriespeicher nicht mehr ausreicht. Foto: Bernard Gruppe

Mit der Inbetriebnahme der neuen Wasserstoffanlage am Standort Eisenbach (Baden-Württemberg / D) versucht die August Weckermann KG die Produktion von Industriegütern klimaneutraler zu machen. Das Unternehmen verfolgt ein umfassendes Energie- und Versorgungskonzept, das Photovoltaik, Batteriespeicher und Wasserstofftechnologie miteinander verbindet. Ziel ist ein Autarkiegrad von bis zu 85 oder gar 90 Prozent.

Das Herzstück dabei ist die große Photovoltaikanlage, die auf den Dächern des Neubaus und den umliegenden Freiflächen installiert wurde. Die Anlage produziert zu Spitzenzeiten 2,7 Megawatt Strom - genug, um theoretisch 800 Einfamilienhäuser ein Jahr lang zu versorgen. Tagsüber reicht die Energie, um den gesamten Betrieb des Dreh- und Frästeileherstellers zu betreiben, wie der Sender SWR es formulierte.

300 kW-Leistung der Elektrolyse, 1,4 Tonnen H2-Speicher

Die Ingenieure der BERNARD Gruppe (aus Hall in Tirol) waren mit der verfahrenstechnischen Planung von der Konzeptentwicklung bis zur Begleitung bei Inbetriebnahme der Anlage beauftragt. Im Rahmen des Detailengineerings erfolgte die Auslegung der Hauptkomponenten sowie die Modellierung der Anlage in 3D. Zum Einsatz kommen eine Elektrolyseanlage mit 300 kW Leistung, Wasserstoffspeicher mit einer Gesamtkapazität von 1,4 Tonnen und eine Brennstoffzelle mit einer elektrischen Leistung von bis zu 200 kW.

3.000 kWh Speicher elektrisch

Ergänzend wurde eine Redox-Flow-Batterie mit 3.000 kWh Speicherkapazität integriert, die Lastspitzen ausgleicht und im Vergleich zu konventionellen Batteriesystemen eine ökologische Alternative darstellt.

Die Aufgabe bestand darin, eine autarke und dezentrale Energieversorgung für einen energieintensiven Produktionsstandort zu schaffen. Durch die enge Abstimmung zwischen Auftraggeber und Ingenieuren entstand ein Konzept, das Versorgungssicherheit, Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit vereint.

Regenwasser aus der Zisterne

Interessant am Konzept ist unter anderem die Wasserbereitstellung: Für die Elektrolyse nimmt man Regenwasser, das in einer unterirdischen Zisterne gesammelt wird. Kein Trinkwasser muss für den Prozess herhalten.

25 Millionen Euro hat die gesamte Anlage gekostet – 5 Millionen stammen vom deutschen Steuerzahler.

Auch ein Mittelstandsbetrie der Industrie kann fast autark sein

Julian Schnitzius, Projektleiter der BERNARD Gruppe, erklärt: „Dieses Projekt zeigt, wie Ingenieurleistungen konkrete Antworten auf die aktuellen Herausforderungen der Energieversorgung geben. Die Verbindung von Photovoltaik, Batteriespeichern und Wasserstofftechnologie ermöglicht mittelständischen Unternehmen eine stabile und nachhaltige Energieversorgung..“

Das Projekt macht deutlich, dass energieautarke Konzepte auch für mittelständische Industrieunternehmen realisierbar sind. Mit der Umsetzung in Eisenbach entsteht ein Beispiel, das Orientierung für ve-gleichbare Vorhaben bietet. Die BERNARD Gruppe bestätigt mit diesem Projekt ihre Kompetenz in der Planung innovativer Energiesysteme und ihre Verantwortung für eine nachhaltige Entwicklung.

Website >> August Weckermann KG
Bericht des >> SWR

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