Autohersteller - Wallboxen - Netzbetreiber – Gesetzgeber. Bis sich die einzelnen Player zu Standards und Normen zum bidirektionalen Laden zusammenfinden, wird noch viel Zeit vergehen. Ein österreichischer Hersteller hat einen Weg gefunden, das Entladen von Autobatterien zur Nutzung im Haus oder zur Einspeisung ins Netz jetzt schon möglich zu machen.
Was ist überhaupt darunter zu verstehen?
Bidirektionales Laden von E-Autos bedeutet, dass der Strom nicht nur in eine Richtung fließt (vom Stromnetz ins Auto), sondern auch in die andere Richtung (vom Auto zurück ins Netz oder ins Haus).
Die drei wichtigsten Einsatzbereiche:
V2L (Vehicle-to-Load / Fahrzeug-zu-Verbraucher): Das E-Auto versorgt direkt elektrische Geräte. Man kann zum Beispiel beim Camping eine Kaffeemaschine anschließen, Werkzeuge auf einer Baustelle betreiben oder bei einem Stromausfall wichtige Geräte zu Hause versorgen. Das Auto wird zur mobilen Steckdose.
V2H (Vehicle-to-Home / Fahrzeug-zu-Haus): Das E-Auto versorgt das eigene Zuhause mit Strom. Wenn die Solaranlage tagsüber mehr Strom produziert, als gebraucht wird und der Heimspeicher voll ist, kann der Überschuss im Auto gespeichert werden. Nachts, wenn die Sonne weg ist, geht der Strom aus dem Auto wieder ins Haus, anstatt teuren Netzstrom zu beziehen.
V2G (Vehicle-to-Grid / Fahrzeug-zu-Netz): Ein E-Auto speist Strom ins öffentliche Stromnetz zurück. Dies ist die komplexeste Form und noch im Aufbau. Hier kann das Auto dazu beitragen, das Stromnetz zu stabilisieren, indem es bei Stromengpässen Energie abgibt und bei Überschuss wieder aufnimmt.
Netzbetreiber, verständlicherweise nicht gerade die Freunde des bidirektionalen Ladens (geht ihnen doch ein Teil ihres Geschäftes verloren), und die Landesregierungen in Österreich, die als Besitzer der Netzbetreiber genauso wenig Eile versprühen, hier Lösungen zu finden, verweisen auf das komplexe Zusammenspiel etc. etc. – und verschleppen das Zustandekommen von Normen und Regeln.
Darauf will der Niederösterreicher Andreas Ranftl nicht warten. Er hat mit seinem Unternehmen EVAP in St. Pölten (NÖ) das EVEMS gebaut.
energie-bau: Das ist ein System, das herstellerunabhängig funktionieren soll. Wie ist das möglich, Herr Ranftl?
Andreas Ranftl: Wir haben einen Weg gefunden, mit den Fahrzeugen zu kommunizieren und ihnen während des Ladevorgangs Strom zu entnehmen. Natürlich nur in gewissem Umfang. Die Software haben wir in den vergangenen drei Jahren entwickelt. Wir simulieren sozusagen einen Ladevorgang.
Für welche Automarken funktioniert Ihr System?
Für alle außer VW. Dieser Hersteller hat das Entnehmen aktiv gesperrt. Schade, aber bei allen anderen funktioniert es gut.
Auch bei den Teslas?
Klar auch beim Tesla – dort sogar sehr einfach.
Was ist das Ziel Ihres Systems?
Wir wollen den Leuten die größtmögliche Autarkie bieten. Wer PV, Haus-Batterien, Elektro-Auto und unser EVEMS hat, braucht eigentlich keinen Netzanschluss mehr.

Und so sieht da System aus:
Der 250 Kilogramm schwere Schrank hat einen integrierten 16-kWh-Speicher aus LFP-Zellen, der auch auf 32 kWh erweitert werden kann. An das Stromnetz wird das EVEMS per CEE16- oder CEE32-Buchse angebunden, als Plug&Play-Lösung sollen bestehende PV-Wechselrichter weiterhin verwendet werden können, so EVAB. Für das bidirektionale Laden der E-Fahrzeuge wird der CCS-Standard genutzt, es ist also eine Gleichstrom-Lösung.
Key Facts :
Bidirektionals Laden (Fahzeug und Hersteller Unabhängig) (*1)
Integrierter Batteriespeicher (ab 16kWh)
Voll Inselfähig bzw. Schwarz-Start-Fähig
In bestehende Installation integrierbar
Modular anpass u. erweiterbar
Konnektivität auf Kundenwusch
Einhaltung der Netz-Paralellaufbedingungen
Technische Daten :
Anschlussleistung : 22 KW – Dreiphasig – 3 x 32 A + N
Abgabeleistung : 22 KW PassTrough 15 KW im Inselmodus
Drehstrom auch im Inselmodus
Integrierte Batterie : 16 KWH (beliebig skalierbar)
DC-Ladeleistung Fahrzeugseitig : 22kW
DC-Entladeleistung Fahrzeugseitig : 3kW od. größer (*1)
PV Wechselrichter : max 22 KW
Gewicht : 250 kg
Gehäuseabmessung : 100 x 40 x 180 cm
Aufstellung : im Freien oder Garage
Anschlüsse : CCS und CEE 16 A, CEE 32 A
(*1) Voraussetzung CCS Ladeanschluss.
Kosten: Die 16 kWh-Einheit kostet 17.500 Euro (netto), die 32 kWh-Box kommt auf 19.900 Euro.



