Eine Veranstaltung klärte die Bevölkerung im Bezirk Horn / NÖ auf, welche Windindustrie dort entstehen soll. Und entfachte etwas Gegenwind.

Informierten über neue Windkraftzonen im Bezirk Horn: Michael Moser(IG Waldviertel), Ilse Kratochvil (Moderation), Alfred Schmudermayer und Dr. Manfred Maier (Umweltorganisation Pro Thayatal). Foto: IG-Waldviertel

Die Kernaussage ist einfach: Das Waldviertel braucht keine Windkraft, es gibt in Österreich genug andere Möglichkeiten. Dies erläuterten die Vertreter der IG-Waldviertel – die somit leicht von der IG-Windkraft zu unterscheiden ist. Letztere pusht seit Jahren den Windkraftausbau in Österreich und alle großen Windstromkonzerne sind dort vertreten. Erstere ist eine BürgerInnen-Vertretung, die auf die Risken und Benachteiligungen dieser Ökostrom-Erzeugung aufmerksam machen möchte.

In einer Infoveranstaltung im Vereinshaus Horn im niederösterreichischen Waldviertel skizzierte die IG-Waldviertel, was geplant ist:  „Kommt das Waldviertler Wohlviertel jetzt unter die Windräder?“ fragten sich und das etwa 200-köpfige Publikum die Vortragenden Alfred Schmudermayer, Jimmy Moser und Manfred Maier. Sie stellten die Notwendigkeit des weiteren Ausbaues – eben jetzt auch noch verstärkt im Waldviertel – in Frage. Wobei der Bezirk Horn mit zehn Windkraftzonen am stärksten vom Ausbau betroffene im Waldviertel sei.

Weitere Windkraftprojekte, die nicht in der offiziellen Zonierung liegen, sollen noch dazukommen. Während Bereiche um die Gesundheitszentren, das Kamptal, die Wachau und weite Teile Niederösterreichs (Mostviertel, Wiener Alpen) aus touristischen Gründen von Windkraftanlagen freigehalten werden, sollen in den Bezirken Horn, Waidhofen und Zwettl die Wälder geopfert und zur Industriezone „transformiert" werden, führte Michael Moser aus.

Bis zu 140.000 Euro Pacht pro Jahr

Das Geschäft wurde in jüngster Zeit durch die gestiegenen Strompreise äußerst lukrativ. Wenn der Markt 15, 25 oder gar 51 Cent pro Kilowattstunde hergebe (wie im vergangenen Halbjahr), dann amortisieren sich 7-MW-Windräderin drei bis fünf Jahren und seien somit Gelddruckmaschinen. Jimmy Moser von der IG-Waldviertel sprach daher von „Windkraftindustrie-Anlagen“. Jahrespachten für Grundbesitzer und Gemeinden von 80.000 Euro seien schon von Windkraft-Unternehmen angeboten worden, in der Steiermark habe man gar den Wert von 140.000 Euro Pacht pro Jahr gehört. Welcher Landwirt oder Forstbesitzer könne da nicht widerstehen?

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Die rote Linie zeigt den Strombedarf in Niederösterreich vom 19. - 26.4.2023. Die Wasserkraft (dunkelblau) deckt fast die ganze Grundlast ab, Biomasse (grün) und bereits bestehende Photovoltaik (gelb) sowie Wasserkraft (hellblau) zeigen, dass in der ganzen Woche kaum mehr „weiße Flecken“ auf der Ökostromkarte bleiben. Schon jetzt erzeugt Niederösterreich mehr Ökostrom als gebraucht wird. Grafik: IG-Waldviertel/NÖ

„Unnötiger Ausbau“

Geschützte Vogelarten seien durch Windradkollisionen gefährdet, Wildtierkorridore beeinträchtigt, ökologische Bedenken gebe es gegenüber Standorten für Windkraftanlagen im Wald, Beeinträchtigung von Wandermöglichkeiten, Schattenwurf, Lärm und Entwertungen von Immobilien waren weitere Argumente.

Vor allem aber: Der unregelmäßige Windstrom Strom sei gar nicht notwendig. „Bereits seit 2015 erzeugt Niederösterreich seinen Stromverbrauch zu 100 Prozent aus erneuerbarer Energie. Durch die Windkraft gibt es schon jetzt eine zeitweilige Überproduktion von bis zu 190 Prozent. Daher sei der weitere Ausbau weder notwendig noch nachvollziehbar (Michael Moser).

Der erzeugte Strom werde größtenteils in andere Regionen abtransportiert. Alfred Schmudermayer rechnet vor, dass die Ausbauziele der Niederösterreichischen Landesregierung mit Repowering erreicht werden können. Dabei werden alte Windkraftanlagen durch moderne Anlagen mit der dreifachen Leistung ersetzt. Auch andere Energieerzeugungsarten seien interessant geworden, die Stromgewinnung durch Photovoltaik boomt.

Diese Investition in die derzeit preiswerteste Stromerzeugungsart ist für Haushalte leistbar und bei den derzeitigen Stromkosten auch in kurzer Zeit gewinnbringend, so Herr Schmudermayer. Manfred Maier als Umweltschützer sieht es bedenklich, dass trotz angeblicher eingehender Prüfung teilweise das Vorkommen von streng geschützten Vogelarten von den Gutachtern der Windkraftfirmen „übersehen" wird.

„Einseitige Argumentation“

Auch einige Windkraftbefürworter waren ins Horner Vereinshaus gekommen und warfen der IG-Waldviertel „einseitige Information“ vor, weil man die Windkraftbetreiber nicht eingeladen hätte und willkürliche Verbrauchsgrafiken herangezogen hätte. Das ganze Jahr müsse betrachtet werden. Dem wurde wiederum insoferne widersprochen, als man berichtete, einfach die aktuellste Woche abgebildet zu haben. Auch hätten die Windenergie-Konzerne deren Argumente bereits mehrmals über die Medien verlautbart und bauten darüber hinaus einen direkten Draht zu den Bürgermeistern auf.

Website der IG-Waldviertel mit Beschreibung der geplanten Windkraftzonen.

Artikel über die Veranstaltung in der NÖN.

Website der IG-Windkraft.

 

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