Das hat sich bis Berlin herumgesprochen. Ein steirischer Gastwirt hat ein neues Menü kreiert und verlangt dafür einen speziellen Preis. Es ist aber kein Sozialpreis für eine bedürftige Gästegruppe. Eher schon ein Asozialpreis für eine ungeliebte Spezies von Zeitgenossen, es ist ein Menü für Energieversorger – um 288 Euro (ohne Trinkgeld).
Darüber haben sogar deutsche Medien berichtet, unter anderem die Berliner Zeitung: „Wiener Schnitzel für 149 Euro, ein gemischter Salat mit Kernöl für 54 Euro, eine Frittatensuppe für 43 Euro oder Palatschinken (immerhin 2 Stück) für 42 Euro dazu – bei diesen Preisen dürfte so manchem Gast des Gasthofs Hoamat im österreichischen Landl der Appetit wieder vergehen.“
Doch die Spezialpreise muss nicht jeder zahlen. Diese Mondpreise verrechnet Wirtshaus-Chef Ulrich Matlschweiger nur einer ganz exklusiven Gruppe von Personen, die derzeit eher nur mittelbeliebt sind: den Energieversorgern.
Na Mahlzeit! Ein herzhaftes Menü für die ungeliebten Energieversorger – kostet 288 Euro (plius „adäquatem Trinkgeld“). Er hat noch Plätze frei.
Und das schreibt das Matlschweiger selbst auf facebook:
„Liebe Freunde des regionalen Genusses!
Es ist mir ein Anliegen, meinen Betrieb auch durch schwere Zeiten zu führen: das heißt, den Standort meines Gasthauses in Großreifling zu halten, den Einheimischen und TouristInnen weiterhin eine regionale Gastronomie anzubieten und meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auch zukünftig zu beschäftigen.
Die derzeitigen Kosten, die ich als Gastronom für die Aufrechterhaltung meines Betriebs aufzubringen habe, lassen mich jedoch an meine Grenzen stoßen.
Der Strompreis ist 10x höher als im letzten Jahr. Der Preis für 10l Rapsöl ist 3x höher als im letzten Jahr. Der Preis für 5kg Butter hat sich mehr als verdoppelt.
Als Unternehmer bin ich es gewöhnt, vorsichtig zu kalkulieren. Diese Preissteigerungen im Vorhinein abzusehen und nun angesichts der derzeitigen Lage zu erwirtschaften, gleicht jedoch einem Kunststück.
Deshalb gibt es ab sofort ein "Hoamat-Menü für Energieversorger" analog zu meiner Strompreiserhöhung, das an alle verantwortlichen und sich in entscheidenden Positionen befindenden Personen weitergeleitet werden kann. Tischreservierungen nehme ich jederzeit gerne entgegen.😉“
Von 300 auf 5.200 Euro Stromrechnung
Die Kleine Zeitung schreibt dazu: „Erdacht hat es Wirt Ulrich Matlschweiger, die neueste Stromvorschreibung vor Augen. Stieg doch der Preis für seinen Betrieb innerhalb weniger Monate zuerst von 300 auf 1.700 und dann gar auf 5.200 Euro – und das ohne Netzgebühr."Als Unternehmer bin ich es gewöhnt, vorsichtig zu kalkulieren. Diese Preissteigerungen angesichts der derzeitigen Lage zu erwirtschaften, gleicht einem Kunststück", sagt er. Deswegen dreht Matlschweiger in seiner Küche in Großreifling (Gemeinde Landl) den Spieß um: "Ich bitte jene zur Kasse, die mit der Energiekrise Geld machen. Die Stromerzeuger zahlen bei mir ab jetzt den zehnfachen Preis, mein normaler Kunde den einfachen – damit sind die Kosten gedeckt", sagt er und fügt hinzu: "Das Leben ist so hart, dass du Humor brauchst, um das durchzustehen."
Reiches Land mit armseliger Regierung
„Wir sind so ein reiches Land und könnten eigentlich mit gutem Beispiel vorangehen", ist der "Gseisler" mit Leib und Seele überzeugt. In der Politik herrsche aber eine "Vogel-Strauß-Taktik: Wenn in einer Regierung nur Ja-Sager sitzen, hat die Person, die das Sagen hat, ein leichtes Spiel."Matlschweiger hat sein Stromschicksal selbst in die Hand genommen: "Ich habe alle angerufen, die mir eingefallen sind und sie um Hilfe gebeten."
Mittlerweile hat er einen neuen Stromanbieter gefunden und zahlt 67 Cent/kWh statt wie angekündigt 90 Cent. "Es braucht aber eine Lösung für alle, egal ob Betrieb oder Privatperson." Sein besonderes Menüangebot für Energieversorger gilt daher auch weiterhin: "Tischreservierungen nehme ich jederzeit gerne entgegen."
Website: Hoamat
Bericht in der Kleinen Zeitung.