Die Lebensmittel-Ketten beginnen, ihre Märkte energie-effizienter zu machen. Noch mit angezogener Handbremse.

Billa
Eine versäumte Chance: Der Billa-Vorzeige-Laden mit vielen kleinen guten Ideen aber ohne großen Wurf. Foto: BILLA

Im steirischen Obdach baute der REWE-Konzern einen BILLA-Laden um bzw. neu. Das sei „Der grünste BILLA Österreichs“ geworden, wie die Händler versichern. Der Neubau wurde als Green Building zertifiziert und übererfüllt mit seiner klimaresilienten Bauweise und seinem energiesparenden Betrieb die Anforderungen des GreenBuilding Programms der Europäischen Union.

Auszeichnungen für Energie-Effizienz

Als erster Vertreter des Lebensmitteleinzelhandels erhält BILLA für den neuen Markt eine GREENPASS® Auszeichnung in Gold1.
Die extensive Begrünung von Dachflächen und Fassaden sowie der Außenbereiche und Parkplätze bei der Errichtung spielten eine wichtige Rolle und trägt nun zu einem kühlenden Mikroklima in der unmittelbaren Umgebung bei. 

Energieeinsparungen von rund 40 Prozent und Erhaltung der Biodiversität

Auf dem Gründach des neuen BILLA Marktes mit rund 600 m² Verkaufsfläche befindet sich auch eine Photovoltaikanlage, die über eine Leistung von 40,46 kWp verfügt. Damit werden jährlich rund 42.500 kWh Strom produziert, der vorwiegend für die Deckung des Eigenbedarfs im Markt verwendet wird. Für die restliche Stromversorgung wird auf Grünstrom aus Österreich zurückgegriffen.

Natürliche Kältemittel, Wärmerückgewinnung und LED

Der Einsatz von natürlichem Kältemittel für Normal- und Tiefkühlung, eine geringe Kälteleistung durch Wandkühlmöbel mit Türen, energiesparende elektronische EC-Lüfter sowie die Deckung des vollständigen Heizwärmebedarfs durch Wärmerückgewinnung senken den Energiebedarf um bis zu 40 Prozent. Zudem wird das gesamte Gebäude innen sowie außen mittels LED beleuchtet.

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Nette Sache. Aber die Insekten-Häuschen wirken ein bisschen wie plumpes Marketing, während beim Gesamtbau kein größer „Klima-Wurf“ gelungen ist. Foto: Billa

Bäume aber keine Photovoltaikanlage am Parkplatz

Auf dem Parkplatz sorgen neu gepflanzte Bäume für Schatten. Leider hat man sich offenbar noch nicht zu einer großen Parkplatz-Photovoltaik-Anlage durchringen können, wie es anderswo bereits üblich geworden ist. Grünflächen mit Wildblumen und sechs Insektenhotels, die von Kindern aus Obdach gestaltet und gebaut wurden, bieten Käfern, Schmetterlingen und Bienen ein Zuhause. Totholz, ein abgestorbener, auf dem Gründach des Marktes liegender Baum, bietet zusätzlichen Lebensraum für Insekten aber auch Moose, Flechten sowie Pilze.

Regenwassertränke und andere Umweltgadgets

Angesammeltes Regenwasser dient als Tränke für Insekten und Vögel. Erstmals wird auf den Parkplätzen das versickerungsfähige TTE Öko-Bodensystem eingesetzt, das Regenwasser aufnimmt und bei Starkregen vor Überschwemmungen schützt. Darüber hinaus stehen Ladestationen für E-Autos und Fahrradständer für CO2-sparende Einkaufsfahrten zur Verfügung.

Zudem wurde der neue BILLA Markt vom Österreichischen Institut für Bauen und Ökologie (IBO) als Green Building im Rahmen des EU GreenBuilding Programms ausgezeichnet, das die Erhöhung der Energieeffizienz privater und öffentlicher Dienstleistungsgebäude zum Ziel hat. Mit einer Senkung des Energiebedarfs um rund 40 Prozent übererfüllt der neue BILLA Markt die Kriterien des GreenBuilding Programms der Europäischen Union, das bei Neubauten eine Einsparung von 25 Prozent im Vergleich zur Bauordnung vorsieht.

Bautafel
Mit den folgenden Unternehmen und Partner:innen wurde der neue BILLA Markt in Obdach geplant und umgesetzt:

Architektur: lichtblauwagner architekten, Wien/Obdach
Gartenarchitektur: Schwammstadt, DI Karl Grimm, Wien
Qualitätssicherung und Abnahme ökologischer Begrünungen: GRÜNSTATTGRAU, Wien
Zertifizierung klimaresiliente Bauweise: Greenpass, Wien
Green Building Zertifizierung: IBO - Österreichisches Institut für Bauen und Ökologie, Wien 
Bauaufsicht: BM Hermann Joham, St. Leonhard
Baumeisterarbeiten: Berlinger Bau, Obdach
Schlosser: Kirschner, Wolfsberg
Holzbau: Raimund Baumgartner, Reichenfels
Dach: Laas Dach, Völkermarkt
HLS-Installation: Pucher Installationstechnik, Graz
Elektro-Installation: Elektro Peschel, Obdach, Zahrer GmbH & Co KG, 
TTE Öko-Bodensystem: Reichersberg

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KOMMENTAR

Preise für Selbstverständlichkeiten

„So schön das Erreichte bei diesem Bau auf den ersten Blick ausfällt – eigentlich werden hier Preise und Auszeichnungen für Selbstverständlichkeiten vergeben. Ein Konzern wie REWE mit dem entsprechenden Finanzpolster müsste heutzutage schon mehr bieten als ein wenig PV, Grünzeug am Dach und Käfer-Kübel am Parkplatz. Wenn wir alle das schon bejubeln und bepreisen, was hier erreicht ist, verlieren wir die Anforderungen der Klimaerhitzung aus den Augen. Bitte mehr Anstrengungen, Rewe! Dann wird der Applaus zurecht gespendet werden.“

Herbert Starmühler, energie-bau.com

1) Die GREENPASS Certification ist ein wissenschaftlich entwickeltes, standardisiertes Prüfverfahren, um die klimabezogenen Aufenthalts- und Lebensqualität, Wirtschaftlichkeit sowie Wirkung eines Projekts zu optimieren und zu bestätigen. 

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