Kommentar von Herbert Starmühler
Herausgeber energie:bau Magazin
Diesel oder Benziner mit einem zusätzlichen Elektroantrieb sind doch DIE Lösung, oder? Man kommt soweit wie bisher und hat doch ein reines Gewissen. Echt jetzt?
Der Hybrid bringt der Umwelt wenig und ist pflegeintensiv. Foto: Toyota
Bei manchen SUVs sieht man zierliche Fahrerinnen kaum über das Volant gucken, weil diese kastenförmigen Fahrzeuge manchmal so klobig und groß sind. SUVs, Sports Utility Vehicles, erinnern in mehrerlei Hinsicht an Panzer, nicht zufällig steht das beruhigende Sicherheitsgefühl als Kaufargument an vorderer Stelle. Diese Autos sind zwar in der Stadt ziemlich unpraktisch, aber wer nicht mehr so beweglich ist, kann wenigstens leichter ein- und aussteigen. Sie haben aber vor allem einen sehr großen Nachteil: Sie fressen Sprit wie ein Weltmeister. Egal ob Diesel oder Benziner, sie sind auch für die Umwelt eine Top-Belastung.

Ein Hybrid muss her
Doch es gibt eine Lösung, sagen die Gescheiten: Ein Hybrid muss her! Wer einen netten kleinen Elektromotor dazu nimmt, der kann a) elektrisch fahren bei Bedarf, b) tut etwas „für die Umwelt“ und hat daher c) etwas fürs Sozialprestige bewirkt (man weiß dann ja auch, dass der/die Betreffende über ausreichend Kapital besitzt).

Klimaschädlinge im Ökogewand
Doch die Lösung ist gar keine: „Hybrid-Fahrzeuge stoßen aufgrund des zusätzlichen Elektromotors ca. 8 % weniger THG-Emissionen aus als rein fossil betriebene Diesel und Benziner, bei den Elektrofahrzeugen sind es im Vergleich 75–90 % weniger“, sagt uns eine Studie des Umweltbundesamtes (2015). Damit fällt Vorteil b) weg. Hybride sind fast so große Klimaschädlinge wie die „normalen“ Verbrenner. Vorteil a) ist sowieso annähernd nichtexistent, die rein elektrische Reichweite liegt oft bei 30-40 Kilometer, und bei vielen Modellen schaltet sich der Verbrennungsmotor zu, wenn ordentlich Gas gegeben wird. Bleibt also Argument c), das Prestige. Ja, das stimmt, da die meisten MitbürgerInnen die Zusammenhänge nicht kennen, kann man mit dem Ökoschmäh reussieren. Nur bleibt es halt ein Schmäh.

Wer setzt sich für Hybride ein?
Verständlich ist es allerdings, wenn die Hersteller von Verbrennern (und deren Einspritzdüsenundauspuffrohrundvergaserzulieferer) vehement FÜR die Hybriden eintreten. Das ist ihr gutes Recht. Es rettet ihnen einige Geschäftsjahre. Warum sich allerdings ÖAMTC und ARBÖ kürzlich so überdeutlich für die Hybride eingesetzt haben, überrascht dann doch ein wenig: In einer gemeinsamen Studie prophezeien sie das Ende der reinen Diesel- und Benzin-Automobile hierorts bis 2030. Doch drei Viertel des Bedarfs soll dann von Hybriden abgedeckt werden. Nur ein Viertel von reinen Elektroautos.

Das Hybridzeitalter überwinden
Die Autofahrerclubs haben sich sicher redlich abgemüht. Doch wir vermissen hier, durchaus als Mitglieder, dass man sich etwas mehr für die E-Mobilität einsetzt. Der Hybrid ist ein Zwitter, der der Umwelt wenig bringt, zwei Systeme mit sich herumschleppt, zu teuer und pflegeintensiv ist. In manchen Situationen ist so ein Fahrzeug ideal. Doch die Zukunft ist wohl rein elektrisch – und je schneller wir das Hybridzeitalter überwinden, umso besser unsere Umwelt-Zukunft.
Herbert Starmühler

Dr. Herbert Starmühler

Herausgeber energie:bau Magazin

ist Herausgeber dieser Publikation energie-bau.at und verschiedener Fachmagazine im Bereich Technik, Architektur und Energieeffizienz. Als seit Jahren leidenschaftlicher E-Auto-Fahrer und Bezieher eigenen Sonnenstroms ist der Journalist jederzeit für innovative Ideen zu begeistern und holt sich beim Networken gerne Inspiration für neue Projekte.