Ein Hotel der Superlative entsteht im arktischen Norden. Es soll um 60 Prozent mehr Energie erzeugen, als es benötigt. Bauernhof inklusive.

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Rundumblick auf den Gletscher aus dem Plus-Energie_Luxushotel. Foto: Snøhetta Plompmozes

Das Ding ist kreisrund, steht wie auf Stelzen im See und trotzt Wind und Wetter unter dem bezeichnenden Namen „Svart“. Denn es bietet einen 360-Grad-Rundum-Blick auf den zweitgrößen Gletscher Norwegens Festlands, der Svartisen heißt. Der Name „Svart” (schwarz) bezieht sich auch auf die dunkelblaue Farbe des Gletschers, wie ein Architekturmagazin kürzlich schrieb.

Das spektakuläre Svart wird 2022 am norwegischen Polarkreis eröffnen und es soll das weltweit erste Plus-Energie-Hotel in solchen Gegenden werden. Die kreisförmige Luxus-Herberge wird auf dem Holandsfjord sitzen, die Gäste können sich bequem die Nordlichter ansehen, die hier förmlich garantiert sind.

Svartfjord

Ein Bauernhof ist auch dabei
Das Design und die Konstruktion wird es dem Projekt ermöglichen, mehr Energie zu produzieren als es verbraucht, etwa 85% weniger Energie als ein traditionelles Hotel dieser Größe. Im  99-Zimmer-Gebäude werden vier Restaurants, ein 1.000 Quadratmeter großes Spa, ein nachhaltiger Bauernhof, ein Bildungszentrum und ein Designlabor Platz finden, draußen ankern zwei Elektroboote.
Svart wird für Übernachtungsgäste, die lokale Gemeinschaft und Tagesbesucher gleichermaßen offen sein, erklärt Ivaylo Lefterov von der Finanzierungs-Gesellschaft MIRIS. Das Unternehmen finanziert ausschließlich nachweislich nachhaltige Projekte.

Glasfront mit Panoramablick
Ein kreisförmiges Design mit Glasfront bietet einen Panoramablick auf den Gletscher. Fjord, Gletscher und in den Wintermonaten das spektakuläre Nordlicht sollen ein Naturerlebnis der Sonderklasse bieten – tagsüber gibt es dann Ausflüge zum ikonographischen Gletscher.

SVART 2 klein Photo credit Snøhetta Plompmozes

Holzkonstruktion wie in der Fischerei üblich
Inspiriert durch das norwegische Fiskehjell (eine Holzkonstruktion zum Trocknen von Fisch) und Rorbue (ein traditionelles Saisonhaus für Fischer), wird das Hotel auf einer wetterfesten Holztragkonstruktion thronen. Die Steher reichen mehrere Meter unter die Fjordoberfläche  die Störungen der Meeresflora sollen möglichst gering ausfallen.

Vollständig netzunabhängig
Es ist dies eine Zusammenarbeit zwischen den beteiligten Unternehmen MIRIS, Snøhetta und Powerhouse. „Svart“ wird die das erste "Plusenergie-Hotel, d.h. es wird mehr Energie produzieren als es verbraucht. Die Ziele, vollständig netzunabhängig, kohlenstoffneutral und abfallfrei zu sein, will man innerhalb der ersten fünf Jahre Betrieb erreichen.

SVART Borealis Photo credit Snøhetta Plompmozes

Sonnenstand exakt vermessen
Die Architekten, die an dem Projekt arbeiten, führten zunächst eine umfangreiche Kartierung durch, um zu prüfen, wie sich die Sonneneinstrahlung im Verhältnis zum gebirgigen Kontext das ganze Jahr über verhält. Die Erkenntnisse flossen in die Gestaltung des Hotels ein, mit Hotelzimmern, Restaurants und Terrassen, die strategisch in einem kreisförmigen Design angeordnet sind, um die Energie der Sonne möglichst umfassend zu jeder Tages- und Jahreszeit zu nutzen.

Dach aus Solar-Kollektoren
Das Dach des Hotels wird mit Sonnenkollektoren verkleidet. Dies soll den gesamten CO2-Fußabdruck noch weiter reduzierenn. Energieintensive Baumaterialien wie Baustahl und Beton werden möglichst vermieden.

glacier mountain stones

Nachhaltigkeit zum Anschauen
Gäste und Besucher können die Überlegungen aus Wissenschaft und Technologie, die hinter dem Svart-Konzept stehen, im hoteleigenen Bildungszentrum und Designlabor nachverfolgen.

Gourmet-Speisen aus dem eigenen Garten
Vier Restaurants bieten eine Vielzahl von Speisemöglichkeiten in Svart, von rustikal bis rustikal, authentische Kost zu Gourmetmenüs. Für die Gerichte werden lokale, hausgemachte und Futtermittel so viel wie möglich zu produzieren, und die Gäste werden eingeladen, an die Zubereitung ihrer Gourmet-Mahlzeiten, von der Bergseite bis zum Teller.

Riesen-Spa mit regionalen Produkten
Ein 1000 Quadratmeter großer Innen- und Außenspa wird eine Vielzahl von ganzheitlichen Behandlungen anbieten, von den traditionellen und norwegischen bis hin zu den medizinisch und technologisch fortschrittlichen.  Alle Svart-Therapeuten werden zu 100 % nachhaltige, lokal bezogene Produkte verwenden. Die Gäste dürfen dann das ganze Jahr über sozusagen arktische Erfahrungen machen, vom Eisklettern bis zum Yoga in der Mitternachtssonne.

Zwei Elektro-Boote sind dabei
Svarts zwei elektrische Boote werden mit der vom Hotel erzeugten überschüssigen Energie versorgt und bieten Transfers auf dem Wasserweg. Die Heimat einiger der seltensten Stücke aus Flora und Fauna der Welt, Wildtierbeobachtung, Tauchen, Angeln und Futtersuche werden angeboten.

Noch ist das Ganze im Entstehen, die Coronakrise dürfte nicht gerade zur Beschleunigung des Baus beigetragen haben. Man ist aber zuversichtlich, den Plan einzuhalten. Das Projekt wird von Entwicklungsdirektor Ivaylo Lefterov überwacht.
Weitere Informationen über Svart: https://www.svart.no/en/

 

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