Hohe Temperaturen, schlechte Luftqualität und gesundheitliche Probleme sind Effekte des städtischen Lebens. Vertical Gardens könnte sie aber ausgleichen.
Mit Temperaturen bis zu 36 °C hat der Sommer Österreich fest im Griff. Graz hat bereits den Ausnahmezustand ausgerufen und die Leute aufgefordert, schön brav hydriert zu bleiben. In Wien oder Linz schaut die Lage nicht besser aus.

Vor allem Städte leiden unter den hohen Temperaturen. Wenig Grün, Gebäudeschluchten, Asphalt und Wärmeinseln machen die urbanen Räume zu Kesseln für die Hitze und treiben die Stadtbevölkerung zur Flucht aufs Land. Dafür könnte es aber auch eine Alternative geben: Vertical Gardens.

Ausgestellt
Aktuell demonstriert das Innovationslabor GrünStattGrau am Wiener Hauptbahnhof eine mobile Ausstellung, die das Thema aufgreift. In einem Container namens MUGLI können PassantInnen die Vorzüge von begrünten Wänden und Dächern erleben und für kurze Zeit der drückenden Hitze der Innenstadt entfliehen. Zumindest ein wenig.

Doch wie groß können die Effekte von ein paar Pflanzen an einer Mauer schon sein? Die Forscherinnen Gulcinay Basdogan (Yuzncu Yil University) und Arzu Cig (Siirt Üniversitesi) aus der Türkei haben sich in einer Studie dieser Frage angenommen. Dabei sind sie auf Positiveffekte gestoßen, die sowohl Auswirkungen auf die Umwelt, als auch das menschliche Wohlbefinden und die Wirtschaft haben.

Aufgepäppelt
Einer der überraschendsten davon ist, dass sich Vertical Gardens positiv auf unsere Psyche auswirken. In der Studie beschreiben die Forscherinnen, dass Menschen in urbanen Räumen eher zu Depressionen neigen als jene in ruralen Gebieten. Wenn wir von Pflanzen umgeben sind, verringern sich unser Stresslevel und unsere Herzfrequenz. Vertical Gardens haben nach der Studie einen ähnlichen Effekt auf unser Gehirn wie Meditation und können dabei helfen, negative Gedanken im Zaum zu halten.

Daneben sind auch die gesundheitlichen Vorteile nicht von der Hand zu weisen. Mehr Pflanzen in der Stadt bedeuten: Bessere Luftqualität, weniger Lärm und eine höhere Luftfeuchtigkeit. Außerdem können die grünen Fassaden das sogenannte Sick Building Syndrom in Zaum halten. Bei dem weisen Leute unterschiedlichste Krankheitssymptome auf, entstehend dadurch, dass sie sich über längere Zeit in einem Gebäude aufhalten.

Abgekühlt
Auch die Lebensqualität in den Städten kann durch Vertical Gardens enorm verbessert werden. Unter anderem verringern sie den Urban Heat Island Effect, durch den sich heiße Luft in den Stadtkernen staut, und verbessern gleichzeitig die Luftqualität. Pflanzen filtern bekanntlich Stoffe wie CO2, NO2 und Feinstaub aus der Luft.

Hinzu kommt, dass die Grünen Fassaden auch eine höhere Biodiversität mit sich bringen würden.

Angekurbelt
Abschließend bleiben noch die möglichen ökonomischen Effekte der vertikalen Gärten. Die ergeben sich teils aus den vorher erwähnten gesundheitlichen Effekten (weniger Krankheitstage, höhere Produktivität, weniger Hitze). Andere entstehen aber durch sich allein.

Grüne Fassaden dienen zum Beispiel als eine weitere isolierende Schicht um das Gebäude. Laut den Daten der Studie lassen sich beim Kühlen im Sommer etwa 16 % der Energie einsparen. Beim Heizen sind es immer 2 %. Möglichkeiten für Urban Agriculture und die neuen Jobs, die durch die Begrünung entstehen, können zusätzliche Boosts für die Wirtschaft erzeugen.

Für den Fall, dass nun jemand direkt die Petunien am Fensterbrett durch einen eigenen Vertical Garden ersetzen will, hat die Stadt Wien einen Leitfaden herausgegeben. Der beschreibt alles von Pflanzentypen über Halterungen bis hin zur richtigen Pflege. Alle anderen müssen eben fürs Erste doch noch aus der Stadt fliehen. (flb)

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