Es wird noch etwas länger dauern, bis wir Strom aus Nordafrika beziehen können. Den Betreibern kommen die Ansprechpartner für das 400 Milliarden teure Projekt abhanden.
Die Antriebe der Aufzüge mit Energieeffizienzklasse A verbrauchen rund 75 Prozent weniger Energie.


„Durch die Unruhen in Nordafrika wird sich das Desertec verzögern. Die Gespräche wurden teilweise mit Personen geführt, die nicht mehr im Amt sind, man muss wieder von vorne beginnen“ sagte Matthias Ruchser, Kommunikationschecf des Deutschen Instituts für Entwicklungspolitik (DIE) im Rahmen des IIR-Fachkongresses Epcon 2011 in Wien. Desertec ist ein Gemeinschafstprojekt von vorwiegend deutschen Industrie-Unternehmen, um die Sonnenenergie Afrikas für Europa nutzbar zu machen.
Wie lange die Verzögerungen dauern werden, konnte Ruchser naturgemäß nicht beantworten, allerdings klang bei seinem Vortrag durch, dass das gesamte Projekt immer schwieriger umzusetzen sei. Denn Shareholder wie Siemens, Schott solar, Deutsche Bank oder e.on könnten angesichts des Investment-Risikos möglicherweise das Projekt nicht mehr weiterverfolgen, oder zumindest Absicherungen verlangen. Ruchser: „Dann käme zum Tragen, was in solchen Fällen immer wieder vorkommt: Die Gelder der Internationalen Entwicklungszusammenarbeit werden herangezogen“.

Desertec soll in Marokko, Tunesien, Algerien, Ägypten, Libyen und anderen Ländern thermische Solarkraftwerke und Photovoltaik-Kraftwerke errichten und nach den letzten Planungen mindestens 80 % davon nach Europa exportieren. 20 Gigawatt Leistung sollen sich bis zum Jahr 2020 auf 3-4 GW Photovoltaik, 5-6 GW Wind und 10-12 GW Solarthermie-Kraftwerke aufteilen.

Die Gesamtkosten werden mit 400 Milliarden Euro veranschlagt, davon 50 Milliarden für den Ausbau der Stromleitung nach Mitteleuropa. Allerdings sind die breiten Trassen der HGÜ-Ebene (Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragung) stark in Diskussion. Der Netzausbau könnte neben der politischen Umwälzung eine weitere Hürde sein, weil Bürgerinitiativen regelmäßig dagegen opponieren.

Am 10. Februar 2011 wurde der erste Tender angekündigt: 2013 sollen die ersten 500 MW-Kraftwerke in Marokko gebaut werden: 400 MW thermische Leistung, 100 MW Photovoltaik. Doch wie Matthias Ruchser (DIE) ausführte, könnte auch in Marokko noch politisches Ungemach drohen. Mit einem Bruttosozialprodukt von 4.100 Dollar ist Marokko eines der ärmsten Länder der Region – doch König Mohammed VI findet sich mit einem geschätzten Privatvermögen von zwei Milliarden Dollar auf der Forbes-Liste der reichsten Menschen der Welt.

„Umbruch in Tunesien ist eine Chance“
Die Organisatoren des großen Sonnenstrom-Projektes Desertec sehen in den politischen Turbulenzen Afrika keine so großen Probleme. Die Unruhen in Tunesien betrachte man eher als eine Chance für das Desertec-Projekt, hieß es Medienberichten zufolge. Es müsse deutlich gemacht werden, dass es um mehr als nur Energie gehe, so Paul van Son, Geschäftsführer der Desertec Industrial Initative. “Bei Desertec geht es auch um die Entwicklung neuer Industrien in Nordafrika und dem Nahen Osten, um die Schaffung von Arbeitsplätzen sowie Technologie- und Wissenstransfer. Diese sozio-ökonomische Aspekte sind ein wichtiger Bestandteil unserer Gespräche mit allen Regierungen in Nordafrika”, sagte van Son.
Herbert Starmühler

Abb: Wikimedia

Desertec auf Wikipedia
Desertec-Newsseite


Leserbriefe, Anmerkungen, Kommentare bitte an redaktion(at)energie-bau.at

ebau newsletter