Österreichs Umweltminister hat Position bezogen: Der Atomkurs der deutschen Kanzlerin Merkel sei ein "fatales Signal" und der falsche Weg. Alle scheint er aber damit noch nicht überzeugt zu haben.
Deutschland solle seine Atomkraftwerke endlich abschalten, forderte Umweltminister Berlakovich in einem "Spiegel"-Interview.
Während in Österreich die Atompläne Tschechiens und der Slowakei mit großer Aufmerksamkeit und hoher Kritikbereitschaft verfolgt werden, wurde die Kehrtwende in Deutschland kaum kommentiert. Nun hat Österreichs Umweltminister Niki Berlakovich doch Position bezogen, wenn auch nur in einem Interview mit dem Magazin "Der Spiegel". "Die Verlängerung der AKW-Laufzeiten ist ein fatales Signal über Deutschland hinaus. Die ganze Welt redet angesichts des Klimawandels von einer Stärkung der erneuerbaren Energien. Die Atomkraft gehört eindeutig nicht dazu."

Berlakovich fordert: "Deutschland soll seine Atomkraftwerke abschalten. Atomkraft sei eine Technologie von gestern, die mehr Fragen offen lasse, als sie Antworten gebe", kritisiert der Minister. "Bislang habe ich Deutschland als wichtigen Partner beim Ausbau erneuerbarer Energien gesehen, umso enttäuschender ist das jetzige Signal", betont der Umweltminister. Deutschland müsse Österreich "Rede und Antwort stehen".

Berlakovich musste sich allerdings vorhalten lassen, dass dies nicht mehr als ein freundliches Mit-dem-Fäustchen-auf-den-Tisch-hauen sei. Umweltminister Berlakovich gaukelt der Öffentlichkeit Engagement gegen die Laufzeit-Verlängerung der deutschen Atommeiler vor, während er die Atomlobby in seinen eigenen Reihen sitzen hat", bemerkt Wolfgang Moitzi, Vorsitzender der Sozialistischen Jugend, zum jüngsten Interview. "Während sich Berlakovich in den Medien als eifriger Atomkraftgegner inszeniert, verdient sein Ex-Parteiobmann und ÖVP-Nationalratsabgeordneter Schüssel als Aufsichtsrat des Atomkonzerns RWE kräftig mit an dessen sprudelnden Gewinnen", kritisiert Moitzi und ortet eine "scheinheilige Doppelmoral" bei der ÖVP, in deren Klub die Atomlobby bestens vertreten sei. Für die Laufzeitverlängerung der deutschen Atommeiler könne sich die österreichische Bevölkerung bei der deutschen CDU-FDP-Regierung bedanken, die nach der Pfeife großer Konzerne wie RWE tanze. "Wenn es um mediale Inszenierungen geht, schlüpft Berlakovich gerne mal in die Rolle des kühnen und wagemutigen Kämpfers gegen die nukleare Bedrohung. Der Mut des ÖVP-Ministers endet jedoch, wenn es darum geht, die Handlanger der Atomkonzerne im eigenen Parlamentsklub zur Rechenschaft zu ziehen", so Moitzi.

Foto: Lebensministerium, OOA Fund

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