Laut den Verbänden der Erneuerbaren Energien in Österreich ist ein 50-prozentiger Anteil erneuerbarer Energien am Energiemix bis zum Jahr 2020 problemlos möglich. Sie wollen jetzt parallel zum „Nationalen Aktionsplan für Erneuerbare Energien“ (NAP) einen eigenen Bericht an die EU-Kommission senden.
Im Vergleich zur Wasserkraft fristet die Windkraft in Österreich noch ein Schattendasein. Die Position als weltweit führender Zulieferer von Windkraftanlagen gefährdet der NAP laut den Verbänden der Erneuerbaren trotzdem.
Wie kann Österreich die EU-Ziele im Bereich Erneuerbare Energien erreichen? Wirtschafts- und Energieminister Reinhold Mitterlehner hat gestern dazu den Nationalen Aktionsplan (NAP) Erneuerbare Energien an die Europäische Kommission gemeldet. Dieser Aktionsplan, auch "Template" genannt, beschreibt den Weg, wie Österreich bis zum Jahr 2020 den Anteil der Erneuerbaren Energien am Bruttoendenergieverbrauch auf 34 Prozent erhöhen will. "Die besten Experten Österreichs haben einen realistischen Plan erarbeitet, wie wir dieses Ziel erreichen können", sagte Mitterlehner in einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem NAP-Autor Stefan Schleicher vom WIFO.

Mehr Einsatz von Wasserkraft, Wind, Photovoltaik und Biogas zur Stromerzeugung sowie Solarthermie, Holz, Hackschnitzel und Pellets zum Heizen und zur Warmwasseraufbereitung ist gewünscht und geplant. In der Energiestrategie ist dazu ein Ziel von 35,5 Prozent festgelegt. "Nach Brüssel melden wir jetzt den Plan, den wir formell umsetzen müssen und bewusst nicht mehr. Wir wollen jetzt flach spielen, aber später hoch gewinnen", so Mitterlehner.

Der gemeldete Pfad soll alle zwei Jahre angepasst werden. "Mit unserem Zielwert von 34 Prozent liegen wir im EU-Vergleich auf Platz vier. Im Schnitt werden die EU-Staaten 2020 nur 20 Prozent Erneuerbare Energien für den gesamten Verbrauch einsetzen", so Mitterlehner.

Für die Verbände der Erneuerbaren Energie ist der derzeitige Plan absolut inakzeptabel. Ein kürzlich von ihnen präsentierter Aktionsplan zeigt, dass ein erneuerbarer Energieanteil von 50 Prozent am Gesamtenergie-Mix bis zum Jahr 2020 problemlos möglich ist. Die Verbände wenden sich nun direkt an die EU-Kommission, um auf dieses hohe Potenzial für Österreich hinzuweisen.

Der österreichische Biomasse-Verband, proPellets Austria, die IG Windkraft, die KleinwasserkraftÖsterreich, Photovoltaic Austria, Austria Solar, die ARGE Kompost & Biogas Österreich und der Bundesverband Nachhaltige Mobilität sind sich in ihrer Beurteilung des NAP einig. Das Ziel, den Ausbau erneuerbarer Energie von 4,4 Prozent in drei Jahren (so geschehen von 2005 bis 2008) auf 5,4 Prozent in zehn Jahren (bis 2020) zu verlangsamen, ist für die Verbände einfach nicht begründbar.

Österreich ist bei Solar- und Biomassetechnik weltweit führend, ebenso als weltweiter Zulieferer für Photovoltaik- und Windkraftanlagen. Die Übermittlung der absolut unrealistischen Zahlen des Aktionsplanes nach Brüssel würde die Glaubwürdigkeit Österreichs als führendes Umwelttechnologieland Europas untergraben, so die Verbände. Die negativen Folgen hätte die stark exportorientierte heimische Branche der Erneuerbaren zu tragen, die mit ihrem dynamischen Wachstum in den letzten Jahren tausende Arbeitsplätze geschaffen hat und derzeit 75.000 Menschen beschäftigt.

Die Erneuerbaren-Verbände wollen daher, vollkommen unabhängig von der Regierung, einen offiziellen Bericht zum Nationalen Aktionsplan für Österreich bis 2020 an die EU-Kommission übermitteln, der darstellt dass ein erneuerbarer Energieanteil von 50 Prozent am Gesamtenergie-Mix bis zum Jahr 2020 absolut realistisch ist. Der Bericht wurde ebenso wie der Aktionsplan der Bundesregierung nach der europäischen Richtlinie für erneuerbare Energien erstellt. Damit steht der Kommission eine wichtige Zusatzinformation bei der Beurteilung des Regierungsplanes zur Verfügung.

Quelle: oekonews.at
Bild: oekostrom AG

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