Deutschland werde noch "für die nächsten 50 Jahre" Stromlieferungen aus Österreich brauchen, sagt der größte deutsche Stromnetzbetreiber Tennet.
Michael Fuchs, Chef des deutschen Stromanbieters Tennet ist auf die Hilfe aus Österreich angewiesen. Foto: APA
Der Chef des größten der vier deutschen Übertragsnetz-Betreiber, Michael Fuchs von Tennet, geht davon aus, dass Deutschland nicht nur vorübergehend Strom-Lieferungen aus Österreich zur Unterstützung in der Energiewende brauchen kann. Dabei handle es sich nicht nur um eine Aushilfe, sondern um eine Symbiose, sagte Tennet vor Journalisten in Wien.

Vergangenen Winter hatte Österreich dem Nachbarn erstmals mit Reserve-Kapazitäten unter die Arme gegriffen.
„Die Kaltreserve aus Österreich im vergangenen Winter war notwendig, weil es vor allem um Strom an der Südgrenze Deutschlands gegangen ist“, so der Tennet-Chef. Die Austro-Stromhilfe war von EVN und Verbund gekommen, erstmals abgerufen wurde sie Anfang Dezember. Nötig wurde das durch die ersten AKW-Abschaltungen des Atomausstiegs.

In Deutschland selbst kämpft Tennet mit dem immensen und weiter stark steigenden Wind- und Photovoltaik-Stromangebot, auch weil dieses sehr starken natürlichen Schwankungen unterliegt. Schon jetzt, 2012, sei bei den Erneuerbaren Energien mehr Kapazität installiert als ganz Deutschland zur Schwachlastzeit benötigt - und in einigen Jahren würden es sogar mehr sein als die Spitzenlast von 80.000 MW. Die Belastung für die Netze und die Anforderungen an den Ausbau der Stromtrassen werde stark wachsen, da der Erneuerbaren-Anteil laut Polit-Willen von heute 20 Prozent auf 35 Prozent klettern solle.

3.800 km neue Trassen
Neben der Photovoltaik - allein Bayern hat laut Fuchs bereits 10 Prozent der Welt-PV-Kapazität installiert - stellen vor allem die Offshore-Windräder im Norden Deutschlands „eine gewaltige Herausforderung“ für die Netzbetreiber dar, die den Strom zu den großen Verbrauchszentren bringen müssen, die überwiegend im Süden des Landes liegen. Zu dem Zweck haben die Übertragungsnetzbetreiber (TSO) vor dem Sommer gemeinsam einen Netzentwicklungsplan (NEP) vorgelegt, demzufolge 3.800 Kilometer neue Stromtrassen nötig sind, etwa ein Zehntel dessen zusätzlich, was derzeit schon vorhanden ist. 2.000 km davon könnten Gleichstromverbindungen sein, die sich erst über große Strecken rechnen, da dann eine Umwandlung in Wechselstrom (Drehstrom) erforderlich ist. Die Kosten für diesen Netzausbau sind mit 20 Mrd. Euro für die nächsten 10 Jahre angenommen, laut Tennet-Chef „nur ein Zehntel dessen, was wir für die Erneuerbaren ausgeben“.

Quelle: APA

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