Sie sind leise, sauber, billig - und kommen ausgerechnet aus China. Ein Berliner Unternehmer importiert die ersten Elektro-Stadtbusse aus der Volksrepublik.
Euracom-Geschäftsführer Thomas-Christian Seitz, Batteriebus: Akku statt Brennstoffzelle. Foto: Manager Magazin
Ein Ruck, dann ist die Klappe offen. „Nur gucken, nicht anfassen“, sagt Jörg Miller und lacht. Der Busfahrer im Blaumann hat den Blick freigegeben auf das Herzstück seines Fahrzeuges: die Batterien. Metallkisten, groß wie Umzugskartons. Blitzsymbole warnen vor der Spannung von 346 Volt.

Die Akkus liefern Kraft für einen Stadtbus, der die Zentren von Lärm und krebserregenden Dieselabgasen entlasten könnte. Strom aus dem Lithium-Polymer-Speicher treibt das Zwölf-Meter-Gefährt an - sonst nichts. Daher ist der Bus geeignet, die Autoindustrie gehörig durcheinander zu wirbeln. Thomas-Christian Seitz, Geschäftsführer der Firma Euracom, hat gegen sämtliche Gewissheiten der Branche gehandelt, als er den Bus in China umbauen und auf ein Schiff mit Ziel Hamburg laden ließ.

Fast niemand hatte die Batterietechnik bisher auf dem Zettel bei der Suche nach neuen Antrieben für Busse. Hybrid, Brennstoffzelle, Erdgas - so will die Industrie seit 40 Jahren den Umstieg bewältigen. Daimler, MAN, Volvo  und Co. haben Milliarden in Technologien investiert, die überwiegend weit von der Marktreife entfernt sind. Die Batteriefahrzeuge werden derweil besser und billiger. Gut 250, bald 400 Kilometer weit kommen die Busse mit einer Ladung, das belegen auch Versuche in Europa. In Städten reicht das meist für einen Tag. Aufgeladen wird nachts - in drei Stunden.

Etwa 380.000 Euro soll der Bus kosten, gerade mal 100.000 mehr als ein gewöhnlicher Dieselbus. Dank niedriger Unterhaltskosten soll er sich in drei bis vier Jahren amortisieren. Angesichts dieser Sparmöglichkeiten feiern Batteriebushersteller erste Verkaufserfolge außerhalb Chinas. So liefert BYD die erste Flotte nach Kanada.

Konzerne in Europa reagieren wie paralysiert. Tapfer preisen Daimler, MAN, und Co. die Vorzüge von Brennstoffzelle, Erdgas und Hybrid. Jedoch müssten diese Systeme „noch in die Wirtschaftlichkeit geführt werden“, wie es bei Daimler heißt. Das Unternehmen sieht sich nicht in der Lage, die Frage nach dem Energieverbrauch des Brennstoffzellenbusses zu beantworten.

Quelle: Manager Magazin Online/Spiegel Online

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