Mit neuer Technik lässt sich auf bestehenden Trassen eine große Menge Strom transportieren. Der Netzbetreiber Amprion hat die Tests jetzt erfolgreich abgeschlossen.
Ein Netz aus Gleichstromleitungen soll Strom in größeren Mengen transportieren. Erste Versuche laufen.  Foto: Amprion
Eine neue Technik könnte den Ausbau des deutschen Höchstspannungsstromnetzes erheblich beschleunigen, den Netzausbau preiswerter machen und die Versorgungssicherheit erhöhen. Bestehende Masten und Leitungen würden so umgerüstet, dass über sie doppelt so viel Windstrom aus dem Norden ohne Verlust über Hunderte Kilometer nach Süden transportiert werden könnte. Positiver Nebeneffekt: Es müssten weniger neue Trassen gebaut werden als gedacht.

Fertigstellung spätestens 2019
Pläne für die erste Leitung gibt es bereits von Seiten des Unternehmens. Zusammen mit TransnetBW soll das „Ultranet“ gebaut werden und über 430 Kilometer Windstrom transportieren.

Anders als das bisherige Übertragungsnetz wäre es eine Punkt-zu-Punkt-Verbindung, eine Stromautobahn mit einer Auf- und einer Ausfahrt. Amprion ist von dem Konzept so überzeugt, dass man Markenschutz für das „Ultranet“ beantragt hat.

Ginge es nach Amprion, wäre die Leitung in fünf Jahren fertig. Der Termin ist mit Bedacht gewählt: 2017 soll der Block 2 des bayerischen Atomkraftwerks Grundremmingen vom Netz gehen, 2019 der letzte Block des Kernkraftwerks Philippsburg in Baden-Württemberg. Mehr als 1300 Megawatt (MW) beträgt die Leistung des Reaktors in Grundremmingen, knapp 1500 MW die Leistung in Philippsburg. Werden die abgeschaltet, könnte das südwestdeutsche Stromnetz mit Windstrom aus dem neuen „Ultranet“ gespeist werden. Mit einer Kapazität von 2500 MW könnte die Leitung fast beide Reaktoren ersetzen.

Stückpreis 300 Millionen Euro
Mit dem Lehrstuhl Hochspannungstechnik der Technischen Universität Dortmund habe man auf der 2,4 Kilometer langen Versuchsstrecke in Datteln nachgewiesen, dass Wechsel- und Gleichstrom auf einer Trasse transportiert werden könnten, ohne dass Blitzschlag, Magnetfelder oder Ionenwolken zu ungewollten und unbeherrschbaren elektrischen Flüssen führten. Allerdings muss der Strom von der 400-Kilovolt-Gleichstrom-Autobahn auf die niedrigere Spannung des Verteilnetzes und auf Wechselstromspannung gewandelt werden. Dafür sind Gleichstromkonverter nötig. Siemens, ABB und Areva stellen solche Anlagen her. Sie kosten das Stück an die 300 Millionen Euro.

www.amprion.net

www.transnetbw.de

Videotipp: www.zdf.de

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