Das Wehgeschrei wird lauter. Das Lobbying forcierter. Es mehren sich die Stimmen, dass die EU nachgibt, um die Konzerne zu schonen – die eigentlich ihre Hausaufgaben nicht gemacht haben. Ab 2035 sollen in der Europäischen Union keine neuen Verbrenner mehr zugelassen werden.
Strategiepapier mit „verdächtigen“ Formulierungen
Offenbar will die Europäische Kommission einigen Autokonzernen entgegenkommen. In einem Strategie-Papier tauchen Absätze auf, die Plug-in-Hybrid-Neuzulassungen nach 2035 ermöglichen könnten.
„Die CO₂-Standards bieten langfristige Sicherheit für die notwendigen Investitionen. Im Rahmen des Dialogs werden wir sofortige Lösungen zur Sicherung der Investitionsfähigkeit der Industrie finden, indem wir mögliche Flexibilitäten prüfen, um sicherzustellen, dass unsere Industrie wettbewerbsfähig bleibt, ohne die Gesamtambition der Ziele für 2025 zu senken."
Der wichtigste Absatz lautet im Original so:
As part of the dialogue, we will identify immediate solutions to safeguard industry’s capacity to invest, by looking at possible flexibilities to make sure our industry remains competitive, without lowering the overall ambition of the 2025 targets.
EUROPEAN COMMISSION, 29.1.2025
„Bis 2035 technologieneutraler Ansatz“
Und weiter heißt es dort: „Darüber hinaus wird das Erreichen des Klimaneutralitätsziels für Autos bis 2035 einen technologieneutralen Ansatz erfordern, bei dem E-Fuels durch eine gezielte Änderung der Verordnung im Rahmen der vorgesehenen Überprüfung eine Rolle spielen werden. Der Dialog wird in einen Industrieaktionsplan der EU für die Automobilindustrie einfließen, der ehrgeizige Initiativen auf der Angebots- und Nachfrageseite umfasst, wie etwa einen Vorschlag zur Ökologisierung von Firmenflotten.“
Werden die Standards nun doch aufgeweicht?
Beobachter aus den Medien interpretieren das als ersten Schritt zur Aufweichung der Standards, die weiter unten in diesem Artikel beschrieben werden). So schreibt der Fachdienst ecomento.de unter Berufung auf eine Analyse im Spiegel: „Mögliche Szenarien, die in Brüssel diskutiert werden, reichen von einer Stundung der CO₂-Strafen über eine Verrechnung mit einer künftigen Unterschreitung der Grenzwerte oder eben dem Aufweichen des „Verbrenner-Aus“ mit der Neuzulassung von Plug-in-Hybriden nach 2035. Klar ist, dass es dauerhaft nur möglich ist, die künftig noch strengeren CO₂-Grenzwerte zu erreichen, wenn man auch günstige Elektroautos anbietet.“
Schlecht für Verbraucher – Preise bleiben (zu) hoch
Genau das bemängelt der „Spiegel“ in seinem Fazit laut ecomento.de: „Für die Verbraucher wäre dieser Deal eine schlechte Nachricht, vor allem wenn sie überlegen, ein E-Auto zu kaufen. Fällt der Druck der Strafen weg, können die Hersteller weiter hohe Preise verlangen. Dabei ist genau das der Hauptgrund für den schleppenden Absatz.“ Und dass der Druck wirkt, sei beim VW ID.3 zu sehen – der wie berichtet im Rahmen einer Leasing-Aktion derzeit deutlich günstiger angeboten wird als ein Golf. (ecomento.de)
Der Hintergrund:
Hohe Strafen drohen „schmutzigen“ Autokonzerne schon in diesem Jahr
Die Grundlage: Ab 2025 müssen europäische Autokonzerne, die die CO₂-Grenzwerte ihrer Fahrzeugflotte überschreiten, hohe Strafen zahlen. Diese Strafen sind Teil der verschärften CO₂-Emissionsvorschriften der Europäischen Union (EU), die darauf abzielen, die Treibhausgasemissionen im Verkehrssektor zu reduzieren.Die genauen Strafen berechnen sich basierend auf der Menge an CO₂, die über dem festgelegten Grenzwert liegt.
Die Grenzwerte: Der Grenzwert für die durchschnittlichen CO₂-Emissionen der Neuwagenflotte eines Herstellers liegt ab 2025 bei 68,75 % des 2021 festgelegten Ziels (das Ziel für 2021 betrug 95 g CO₂/km). Ab 2030 wird der Grenzwert noch strenger, nämlich bei 37,5 % unter dem 2021er Ziel.Die Strafe beträgt 95 Euro pro Gramm CO₂/km, das über dem Grenzwert liegt, und pro verkauftem Fahrzeug.
Die Strafen: Das bedeutet, wenn ein Hersteller beispielsweise 10.000 Fahrzeuge verkauft und die Flotte im Durchschnitt 5 g CO₂/km über dem Grenzwert liegt, würde die Strafe wie folgt berechnet:10.000 Fahrzeuge × 5 g CO₂/km × 95 Euro = 4.750.000 Euro.Diese Strafen sollen Anreize schaffen, in emissionsarme Technologien wie Elektrofahrzeuge oder effizientere Verbrennungsmotoren zu investieren. Gleichzeitig fördert die EU damit die Einhaltung der Klimaziele im Rahmen des European Green Deal. (tw. erstellt mit DeebSeek)
Quellen:
Links zum > EU-Strategiepapier, zum > Artikel auf ecomento.de und zum > Spiegel-Artikel (kostenpflichtig)
(hst)