Der Flugbetrieb wird ausgebaut und gegen die Umweltsünden gibt es ein Häubchen aus Weinreben.

Zumindest interessant ist das Projekt, auf das das der Fachdienst aerotelegraph.com neulich hingewiesen hat: Der Flughafen der toskanischen Hauptstadt baut aus. Dafür plant der Aeroporto di Firenze ein neues Terminal. Darauf und darin soll Wein angebaut und gekeltert werden. 

Verdoppelung der Passagierzahlen auf 6 Millionen pro Jahr

Damit will er den steigenden Passagierzahlen Rechnung tragen. Vergangenes Jahr reisten 3,1 Millionen Menschen über den Flughafen – bereits 7 Prozent mehr als vor der Pandemie. Künftig sollen sechs Millionen möglich sein.

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Wer mit dem Benzin- oder Dieselauto unterwegs ist, verursacht mehr als drei mal so viele CO2-Emissionen als bei einer Bahnfahrt. Fliegen aber ist mindestens fünf mal so umweltschädlich. Grafik: statista

Bis 2038 fertiggestellt

Neben dem neuen Terminal ist auch eine Verlängerung der Piste von aktuell 1750 auf 2400 Meter und Drehung der Bahn geplant. Das gesamte Ausbauprojekt am Flughafen Florenz, das mehrmals verschoben wurde, soll 2038 fertiggestellt sein. Dann heißt es von Weinfachleuten vielleicht: «Zartcremige Noten von Limette und Oliven, vollmundig-fruchtig am Gaumen, ein seidener Abgang und in der Nase ein Hauch von Kerosin». (aerotelegraph.com)

7,6 Hektar auf dem Dach

Weinbau wird in Florenz laut den Plänen des Architekturbüros Rafael Viñoly Architects künftig auf einer Fläche von 7,6 Hektar auf dem Dach einer Halle des dortigen Flughafens betrieben. Der Aeroporto Amerigo Vespucci wird nach dem Ausbau eine Fläche von 50.000 Quadratmetern haben und jedes Jahr voraussichtlich über 5,9 Mio. Passagiere abfertigen, gut doppelt so viele wie heute.

Auf dem sanft abfallenden Weinberg wachsen die Reben dann in 38 Reihen. Bewirtschaftet wird der Weinbau von einem örtlichen Winzer, der sich Gedanken um Bewässerung und Co machen muss.

Erster Abschnitt 2026 fertig

Eines wird dem Winzer die Arbeit erleichtern: Maschinen, die für die Pflege der Reben nötig sind, werden per Aufzug auf das Dach gebracht. Auf dem gleichen Weg wird die Ernte transportiert. Dazu reicht der Lift bis in den Keller, der Kelter und Fässer beherbergt, in denen der Wein reifen kann und schließlich abgefüllt wird.

Der "Weinberg" auf dem Dach hat noch eine zusätzliche Wirkung: Er kühlt die riesige Halle, die darunterliegt, sodass eine Menge an Energie für die Klimatisierung gespart wird. Demgegenüber steht die großzügige Verglasung, die trotz Beschichtung eine Menge solarer Wärme durchlässt.

Allerdings spart man so an Beleuchtung, die im Zeitalter von Leuchtdioden nicht mehr sonderlich ins Gewicht fällt. Der Flughafen wird in zwei Phasen ausgebaut. Der Teil mit den Reben soll 2026 in Betrieb genommen werden. Neun Jahre später wird der Ausbau dann abgeschlossen sein, heißt es. (pressetext.com).

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Kommentar von Herbert Starmühler (energie-bau.com)

Der weitere Ausbau des Flugverkehrs, auch der europäischen Kurzstrecken,  bringt enorme Umweltbelastungen mit sich – die man wohl etwas beschönigend mit einem netten Weinbau-Projekt kaschieren möchte.

Fliegen wird international durch Subventionen künstlich billig gehalten – zum Schaden der nächsten Generationen. Wann kommt der verursachergerechte CO2-Preis?