Es geht gerade nicht rasend viel weiter in der Umweltbewegung. Die Energiewende stockt, die Regierungen tendieren nach rechts. Dort finden sie Wähler, die eher nicht E-Autos fahren, Wärmepumpen kaufen (können) oder Photovoltaik-Erträge stündlich verfolgen.
Man könnte auch sagen, das Pendel schlüge zurück. Die Konservativen konservieren was man hat oder stecken die Ziele zurück. Die „woke“ Linke hat es übertrieben und selbstherrlich ihr unbeschwertes Genderleben allen vorgeschrieben.
Warum ist das so?
Benedict Neff hat in der Neuen Zürcher Zeitung kürzlich einen interessanten Leitartikel geschrieben. Titel: Der Ungeist der Cancel-Culture. Untertitel: „Die Linken haben die Meinungsfreiheit bekämpft, nun kopiert die amerikanische Regierung ihre Methoden. Die Verabsolutierung des eigenen Weltbilds führt immer ins Autoritäre.“
Europa habe sich von den Exzessen der Woke-Kultur noch nicht erholt, schreibt Neff. Selbst wenn sich die Stimmung auch hier gewandelt habe, seien Schulen, Universitäten und Medien imprägniert davon. Rassismus-, Diskriminierungs - und Nazi-Vorwürfe sind immer noch schnell erhoben.
Cancel-Culture führt nicht zur Energiewende
Die deutsche oder österreichische Umweltcommunity, die Frauen und Männer, die sich der Energiewende annehmen, sind leider auch ziemlich „imprägniert“. Wer nicht genau deren Weltbild in jeder Faser teilt, ist verdächtig, wird beschuldigt, ist ein Verräter.
Wer zum Beispiel nicht jedem neuen, geplanten Windrad freudig erregt zustimmt, ist gleich in toto „Windkraftgegner“, wahrscheinlich sogar AfD-Wähler oder FPÖ-Sympathisantin. Also nicht satisfaktionsfähig.
Wer noch ein paar Jahre einen schnöden Verbrenner fahren will, wird in unsozialen Medien an den Pranger gestellt. Und PV-Felder sollen so riesig sein wie Ozeane, alles andere ist Verrat. Selbstgefällig wird, wie kürzlich in einer Vernetzungs-Gruppe von E-Energiefreunden, formuliert: „Wie rettet man so viele Blinde aus unserem brennenden Haus?“
Ausgrenzen und Abwerten eine gängige Praxis
Wir überzeichnen hier ein wenig, aber doch ist das Ausgrenzen und Abwerten eine gängige Praxis geworde. Durchaus oft von gut ausgebildeten, gescheiten und pekuniär abgesicherten Menschen geübt.
Das ist schade. Einerseits, weil Gespräche dann kaum mehr möglich sind, weil sich die Lager trennen und drittens, weil damit eine heillos zersplitterte Energiewende-Gesellschaft entstanden ist. Zerfasert und zerlaufen in unzähligen Kleingruppen, in denen jeder und jede alles besser weiß.
Politisch ist das dann völlig wertlos. Und für die Energiewende daher auch nicht hilfreich. Vor allem aber ist es unsozial und arrogant. Eine rasche Änderung ist nicht zu erwarten, wäre aber angesichts der großen Klimakatatrophe, in die wir gerade hineintaumeln, das einzig Wünschenswerte.


