Die hier dargestellten Gedanken basieren auf der Analyse des ElWG-Entwurfs vom Jänner 2024 und der überarbeiteten Version von Juli 2025, sowie der Fachveranstaltung der E-Control: „Was bringt das neue ElWG?“ vom 29. Juli 2025.
So ist die Lage: Die Netzausbaukosten steigen, die Abgabemengen gehen zurück:

Während die Investitionen in die Übertragungs- und Verteilnetze steigen, … (Quelle: E-Control)

…, gehen die Abgabemengen, sprich der Strombezug aus den Netzen zurück.
(Quelle: E-Control)
Liegt es da nicht nahe, den „Verlust an Stromkunden“ durch ein Ausbremsen des PV- Ausbaus zu stoppen?
Es stellt sich die Frage:
Ist die PV für die Absatzlücke beim Strom verantwortlich?
So sieht die Entwicklung aus.

Die PV-Austria nennt für Ende 2024 eine installierte PV-Leistung von 8,2 GW und eine Energiemenge von 8,2 TWh. (Quelle: PV Austria)
Allein in den Jahren 2023 und 2024 ist eine Leistung von 4,558 GW, also gut 55,5% der Gesamtleistung dazugekommen. Das sind also rund 4,6 TWh erzeugter PV-Strom. Dazu kommen noch die Kapazitäten an Windkraft.
Obwohl durch Wärmepumpen und Elektro-Autos zusätzlicher Strombedarf zu erwarten wäre, ging die Abgabemenge um ca. 5 TWh zurück, was fast exakt der obigen 4,6 TWh an neuem PV-Strom entspricht.
Einspeisegebühren als Bremse für den PV-Ausbau
Liegt es da nicht nahe, den „Verlust an Stromkunden“ durch ein Ausbremsen des PV-Ausbaus zu stoppen?
Ich verstehe die Einführung von Einspeise-Netzgebühren, wenn auch nur im „einstelligen Cent-Bereich“ jedenfalls genauso. Wobei darunter sowohl 1 cent, die kolportierten 2 cent, aber auch 9 cent verstanden werden können. Das „Netznutzungsentgeld“ für den Bezug ist mit etwa 7,5 cent, jetzt auch „nur einstellig“.
Schon jetzt hört man von Errichtern von Ladeparks und Rechenzentren, dass sie mit Akkus und PV die maximale Anschlussleistung reduzieren und so nicht auf die Errichtung eines starken Netzanschlusses warten müssen.
Müssen wir uns Sorgen um den Stromabsatz machen?
Strom machte 2023 nur etwa 220 TJ, also nicht einmal ein Viertel des Jahresenergieverbrauchs aus. Die großen Brocken der Dekarbonisierung, die fossilen Energieträger, wie Öl, Gas, Kohle (sowie der fossile Anteil der Fernwärme) sind noch vor uns. Die fossilen Energieträger sind allein 709 (770) TJ, von denen ein nicht unbeträchtlicher Teil künftig durch Strom ersetzt werden soll. Allein der Ersatz von Öl, Gas und Kohle, macht mehr als das 3-fache Volumen der derzeitigen Stromerzeugung aus.
Einen solchen „Ramp-Up“ der zentralen Stromerzeugung, auf über das vierfache Niveau von heute, wird ohne wesentlichen Ausbau dezentraler Stromerzeugung wie Wind und PV nicht gehen. Es geht also um ein Miteinander, nicht um ein Gegeneinander!
Beispiele derzeit laufender Dekarbonisierungsprojekte sind
• Der Lichtbogenhochofen bei der Voest zur Erzeugung von grünem Stahl,
• Ein OMV-Elektrolyseur, um das erforderliche grüne Kerosin für die Beimischung zu erzeugen,
• Ein Elektrolyseur für den Brennstoffzellen Testbetrieb der Wiener Linien.
Noch gar nicht enthalten sind dabei
• Die Produktion von grünem Wasserstoff für die Industrie und für saisonale Speicher,
• Die Produktion von Kohlenwasserstoffen für die Chemische Industrie und
• Der vollständige Ersatz von fossilen Treibstoffen für Flugzeuge und Schiffe.
Bei diesen Dekarbonisierungsprojekten reden wir von Großabnehmern, die sehr leistungsstarke Netzanschlüsse benötigen, aber ohne aufwändige Verteilnetze wie für „Häuselbauer“.
Wir brauchen die Kooperation zwischen zentraler und dezentraler Stromerzeugung:
Damit wir diese Herausforderungen schaffen, benötigen wir sowohl den Ausbau der dezentralen als auch der zentralen Stromerzeugung.
Durch dezentrale Stromerzeugung und Speicherung (einschließlich V2G) können notwendige Erweiterungen des Verteilnetzes reduziert und der Betrieb stabilisiert werden. Mit einer Offensive beim Monitoring der Verteilnetze, bekommen wir auch die Basis, gezielte Stabilisierungsmaßnahmen durch Anreize für dezentrale Stromerzeuger umzusetzen.
Netzdienlicher Betrieb ist erforderlich
Dies kann durch den netzdienlichen Betrieb von Wärmepumpen und Wallboxen für Elektrofahrzeuge erreicht werden. Erforderlich dafür sind Energie-Managementsysteme, die in Kooperation mit den Zustandsdaten der Verteilnetze diese Anforderungen umsetzen.
Schon jetzt hört man von Errichtern von Ladeparks und Rechenzentren, dass sie mit Akkus und PV die maximale Anschlussleistung reduzieren und so nicht auf die Errichtung eines starken Netzanschlusses warten müssen.
Fassen wir zusammen, es geht nur gemeinsam:
• Konzentrieren wir uns auf die neuen Strom-Märkte durch die Ablöse von Öl, Gas und Kohle!
• Verpflichten wir sämtliche Stromerzeuger, ausreichend Speicher für die Schwankungen unter Tags vorzuhalten!
o Nicht nur PV und Wind, auch die „konventionellen“ haben Ihren Teil dazu beizutragen!
o Ein Teil davon kann durch Aggregierung durch Auto-Akkus in Form von V2G aufgebracht werden.
• Entwickeln wir endkundentaugliche Energie-Managementsysteme, die einen systemdienlichen Betrieb von PV und Akku, Wärmepumpen und Wallboxen in Zusammenarbeit mit den Zustandsdaten der Verteilnetze sicherstellen!
• Starten wir endlich mit der Umsetzung saisonaler Speicher bzw. wenigstens mit deren Pilotierung, um in Zeiten von Überkapazitäten keine Erzeuger abschalten zu müssen.


