Kommentar von Herbert Starmühler
Herausgeber energie:bau Magazin

KOMMENTAR – Warum wird Greta Thunberg für ihre wiederholten Palästinenser-Posts nicht ausgeschlossen?

Greta Thunberg macht Stimmung für die Palästinenser und bekommt damit viel mehr Likes als mit Klimapostings. Screen: Thunbergs Instagram-Account

Greta Thunberg hat die Fridays for Future gegründet, geprägt, inspiriert – und verraten. Seit Wochen fällt sie durch ihr Engagement für den Gaza-Streifen, seit Wochen tritt sie einseitig für eine Verurteilung Israels ein, seit Wochen missbraucht sie ihre Klima-Plattform für politische Agitation.

Zuletzt postete sie am 5. Dezember 2023: „Die Sterblichkeitsrate in Gaza ist auf einem historischen Hoch, Tausende von Kindern sind innerhalb weniger Wochen getötet worden. Ein Ende dieser unverzeihlichen Gewalt zu fordern, ist eine Frage der grundlegenden Menschlichkeit. Schweigen ist Komplizenschaft. Bei einem sich entwickelnden Völkermord kann man nicht schweigen.“

Einseitige Haltung

Von Völkermord zu sprechen und die Hamas nicht namentlich zu erwähnen ist schon einmal eine starke und einseitige und überzogene Haltung. Aber sich NUR gegen Israel zu positionieren (und jeglichen Antisemitismus von sich zu weisen) und gegenüber anderen Gemetzeln und dem Sterben dort zu schweigen, darf nicht toleriert werden.

Neben Israel gab es 2022 in 79 Ländern eine Zunahme von Konflikten, unter anderem in Äthiopien, Myanmar, der Ukraine und Südafrika. Zudem werden bewaffnete Konflikte wieder zunehmend grenzüberschreitend. Im vergangenen Jahr waren 91 Länder in externe Konflikte verwickelt - 2008 waren es noch 58 Staaten. Das geht aus dem Global Peace Index der Denkfabrik Institute for Economics and Peace (IEP) hervor, der in London veröffentlicht wurde. Demnach starben im vergangenen Jahr 238.000 Menschen weltweit infolge von Kampfhandlungen. (Münchner Merkur).

Die Schlagseite der Fridays

Für Greta Thunberg und die internationale Führungscrew der Fridays for Future-Bewegung ist aber anscheinend nur die Solidarität mit den Palästinensern wichtig. Aber nicht nur für sie. Offenbar haben viele andere Klima-Aktivisti*nnen der FFF ebenfalls diese Schlagseite – die ja für den Klimaschutz irrelevant ist.

Luisa Neubauer von FFF-Deutschland wiegelte im Ö1-Mittagsjournal des ORF vom 11.12.2023 ab: Auf die Frage, ob denn die Fridays-Klimabewegung gerade zerbricht, sagte sie „nein, wir brauchen eine internationale Klimabewegung und die bauen wir auf und da ist es manchmal schwieriger und manchmal leichter.“ Wie sehr habe Greta Thunbergs Engagement für Palästina der Bewegung geschadet? Neubauer: „Das ist für uns hier (Anm.: in Dubai) keine Frage“. 

Umbenennung „kein Thema“ 

Keine Frage also. Auch Abspaltung und Umbenennung seien keine Thema, sagt die Deutsche. Und legt noch eine eher verstörende Position nach. Auf die Frage der Reporterin, was denn überhaupt die Klimabewegung mit dem Konflikt in Israel und dem Gazastreifen zu tun hat, sagte sie: „Das finde ich gar nicht so abwegig... In vielen Teilen des globalen Südens geht es um die Frage des Landrechtes, da geht es um die Frage, wer herrscht über mich, welche Mitspracherechte hab ich... die Menschrechtsfrage ist da ziemlich zentraler“. Immerhin hat die deutsche FFF-Führung End Oktober den Terror der Hamas beim Namen genannt und scharf verurteilt.

So gesehen haben die Aktivist*innen ein reiches Betätigungsfeld vor sich: Wer in Russland GEGEN die Gas- und Kriegspolitik Putins protestiert, braucht schnell Beistand von Greta Thunberg & Co.. Und die Menschrechte im Iran müssten die Fridays auch beschäftigen. Und was ist mit China? Mit Nordkorea, usw.?

Mehr Likes mit Israel-Bashing

Greta Thunberg schadet nicht nur der eigenen Klimabewegung, sie ist zu einer – einseitigen – politischen Aktivistin geworden. Und sie ist insoferne gefährlich, als sie jetzt ganz neue Zielgruppen anspricht, die mutmaßlich mit dem Klima wenig am Hut haben. Greta Thunbergs Postings auf Instagram bekommen regelmäßig rund um 40.000 Likes von den Followern. Beim Post „Stand with Gaza“ vom 20. Oktober sind es nach aktuellem Stand 767.649. 

Mit Israel-Bashing erreicht man größere und neue Zielgruppen als mit Posts zum Klima. Ist das der Grund, warum die Fridays-Accounts das Problem ignorieren? 

 

 

 

Herbert Starmühler

Dr. Herbert Starmühler

Herausgeber energie:bau Magazin

ist Herausgeber dieser Publikation energie-bau.at und verschiedener Fachmagazine im Bereich Technik, Architektur und Energieeffizienz. Als seit Jahren leidenschaftlicher E-Auto-Fahrer und Bezieher eigenen Sonnenstroms ist der Journalist jederzeit für innovative Ideen zu begeistern und holt sich beim Networken gerne Inspiration für neue Projekte.