Kommentar von Herbert Starmühler
Herausgeber energie:bau Magazin

KOMMENTAR – Die „Letzte Generation“ sollte nicht bestraft sondern unterstützt werden.

Martha Krumpeck gehört zur „Letzten Generation“. Im ORF verteidigte sie sich gegen den Vorwurf übertriebenen Aktivismus. Screen: ORF

Wer kürzlich die Aktivistin Martha Krumpeck im österreichischen Fernsehen verfolgt hat, konnte beobachten, was Herzblut heißt. Endlich geht es einer Person offensichtlich und eindeutig nur um die Sache. Nicht um Parteienzank, nicht um Wählerfang, nicht um plumpe Rhetorik. Martha Krumpeck ist eine der „Letzten Generation“. So nennen sich Klimaschützer deren Waffe vorzugsweise ein Klebstoff ist.

Die einzige Waffe sind Klebstoffe 

Sie kleben sich mit Sekunden-Kleber an Straßen fest um auf die klimaschädlichen Abgase der Verbrennungsmotoren aufmerksam zu machen. Sie schießen sozusagen mit UHU. Sie nehmen aber in Kauf, von vielen Menschen als unnütz, unnötig, schädlich und gemein gescholten zu werden. Weil Autofahrer:innen eine halbe Stunde später zur Arbeit kommen, oder ihre Kinder nicht rechtzeitig vom Turnen abholen können.

Tränen in den Augen

Krumpeck hatte fast Tränen in den Augen, wenn sie ihre Sache verteidigt – DIE DOCH EIGENTLICH UNSER ALLER SACHE IST. Daher sollte sie nicht wie von ihrer ZiB 2 – Widerpart Claudia Plakolm (ÖVP) gefordert, im Gefängnis landen, sondern im Parlament. 

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Martha Krumpeck (li.), Armin Wolf und ÖVP-Jugendstaatsekretärin Claudia Plakolm diskutieren Klimaproteste. Screen: ORF ZIB2

Es geht um die Demokratie

Denn es geht nicht mehr nur ums Klima, es geht auch um unser Politik- und Demokratie-Verständnis. Oder sollte ich lieber schreiben: Unverständnis? Wie Krumpeck es ausführte: Österreichs Regierung, genauso wie die deutsche, gibt sich seit Jahren immer schärfere Klimaziele, die seit Jahren regelmäßig und krachend verfehlt werden. Die Politiuk scheint entweder machtlos oder lustlos zu sein. Beides ist nicht gut.

„Normale“ Proteste haben nichts gefruchtet, Fridays for Future-Märsche als Kinder-Folklore abgetan. Jahrelang, jahrzehntelang versuchten unsere Regierungen, den Status quo zu zementieren – trotz der vielen Hitzetoten im Sommer und der Feinstaub-Opfer und der Gaspreis-Dramen in letzter Zeit und und und.

Immer mehr Menschen wenden sich mit Grausen von der etablierten Politik ab, und damit auch von der Lust an der demokratischen Mitbestimmung. Es ist nicht nur das Klima, es ist auch unsere Demokratie in Gefahr.

 

Herbert Starmühler

Dr. Herbert Starmühler

Herausgeber energie:bau Magazin

ist Herausgeber dieser Publikation energie-bau.at und verschiedener Fachmagazine im Bereich Technik, Architektur und Energieeffizienz. Als seit Jahren leidenschaftlicher E-Auto-Fahrer und Bezieher eigenen Sonnenstroms ist der Journalist jederzeit für innovative Ideen zu begeistern und holt sich beim Networken gerne Inspiration für neue Projekte.