Kommentar von Herbert Starmühler
Herausgeber energie:bau Magazin

KOMMENTAR: Das Energiesystem wandelt sich – allerdings zu langsam. Die sicherste Versorgung ist immer die dezentrale.

OMV-Raffinerie-Wien
Zentrale Energieversorgungen – hier die OMV-Raffinerie in Wien Schwechat – sind leichtere Beuten für Terroristen als tausende kleine Erzeuger. Foto: sentiero - starmühler

Der erfolgreiche Hackerangriff auf die größte US-Pipeline Colonial zeigt uns auf, wie anfällig zentrale Versorgungsleitungen geworden sind. Längst brauchen wir uns nicht so sehr über einen Bombenangriff feindlicher Staaten zu fürchten. Mehr Gefahr geht von Hackern aus. In diesem Fall hat offenbar das Verbrechersyndikat DarkSide Daten gestohlen und die Pipeline zum Stillstand gebracht. Nur gegen Zahlung eines Lösegelds gäbe es wieder Öl für den Brenner (das Match war zu Redaktionsschluss noch nicht entschieden). Die Folgen: Regionaler Notstand, tagelange Versorgungsausfälle, Benzinpreiserhöhung erwartet.

Militär-Berater haben schon vor rund zehn Jahren darauf hingewiesen, dass es sicherheitstechnisch bessert wäre, Energie möglichst regional und dezentral zu erzeugen und zu verbrauchen. Bomben- oder Hackerangriffe sind damit ziemlich wirkungslos, weil ja immer nur ein kleiner Teil der Energieversorgung lahmgelegt werden kann (vorausgesetzt, dass nicht alle dezentralen Netze mit zentralen oder zentral einsehbaren Clouds oder Softwarelösungen arbeiten).

Schön, dass diese Vorteile zunehmend auch die Energiepläne der Regierungen (verständlicherweise weniger in jene der Konzerne) einfliesen. Gefördert sollte nicht nur die Verrwendung der erneuerbaren Energie werden, sondern auch die stetig wachsende Dezentralität der Netze. Und schön auch, dass uns die Technik wieder viele Möglichkeiten dazu gibt. Von Hochleistungsmodulen der Solarthermie über Agro-Photovoltaik, Elektrospeicher, Pflanzenöl-Motoren bis zur Kleinwindkraft und Kleinwasserkraft.

Small is beautiful. And secure.

Herbert Starmühler

Dr. Herbert Starmühler

Herausgeber energie:bau Magazin

ist Herausgeber dieser Publikation energie-bau.at und verschiedener Fachmagazine im Bereich Technik, Architektur und Energieeffizienz. Als seit Jahren leidenschaftlicher E-Auto-Fahrer und Bezieher eigenen Sonnenstroms ist der Journalist jederzeit für innovative Ideen zu begeistern und holt sich beim Networken gerne Inspiration für neue Projekte.