Fassade als Kunstwerk – ein Blockheizkraftwerk gewinnt den Deutschen Fassadenpreis 2022 für Vorgehängte Hinterlüftete Fassade.

Das Heizkraftwerk ist ein Hingucker geworden. Foto: Ralf Dieter Bischoff

Gebäude, die Energie erzeugen, gehören zur wichtigen städtischen Infrastruktur. In Leipzig-Möckern (D) gelang mit dem Neubau eines Blockheizkraftwerks eine elegante, ästhetische Integration in den städtebaulichen Kontext – „ein atmosphärischer Gewinn für Stadt und Gesellschaft“ urteilt die Jury und verleiht thoma architekten den Deutschen Fassadenpreis 2022 für Vorgehängte Hinterlüftete Fassaden (VHF).

„Es war die Herausforderung des Fassadenkleides sich einerseits in Zurückhaltung zu üben und gleichzeitig städtische Anziehungskraft auszustrahlen“, beschreibt Susann Stiehl, Projektleiterin bei thoma architekten (Berlin/Leibzig) die Bauaufgabe.

Zerleg- und wiederverwertbar

Ziel war eine sehr langlebige Fassade, die sich in ihre Einzelkomponenten zerlegen und wiederverwerten lässt. Gleichzeitig sollte die Fassade als Blickfang auch die Funktion des Gebäudes abbilden. Die Bauart der „Vorgehängten Hinterlüfteten Fassade“ bot den Architekten den möglichen Spielraum für ihre individuellen Entwurfsideen.

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Gemeinsam mit einem unkonventionell denkenden Fassadenfachverleger, der die Aluminiumbleche jeweils zuschnitt und falzte, entwickelten die Planer eine einmalige Metallfassade, die aus dem direkt beauftragten Profanbau in der Stadt etwas ganz Besonderes machte.

Zehn Schichten aus Fassadenschindeln

So bekleideten sie die VHF mit insgesamt zehn unterschiedlich dimensionierten Fassadenschindeln aus eloxiertem Aluminium. Deren jeweilige Dreieckform schließt sich an der Fassadenansicht zu einem diffusen, energiegeladenen Wirbel zusammen.

Effizient aber immer noch mit Gas betrieben

Laut den Leipziger Stadtwerken wird das BHKW folgendermaßen betrieben: Zwei gasbetriebene Gasmotoren mit einer thermischen Leistung von jeweils 4,5 Megawatt und einer elektrischen Leistung von ebenfalls 4,5 Megawatt, versorgen den Stadtteil dezentral mit Strom und Wärme.

Insgesamt betreiben die Stadtwerke 6 solcher Anlagen auf Basis der Gasmotorentechnologie. „Sie besitzen einen enorm hohen Wirkungsgrad von knapp 93 Prozent“, erklärt man seitens der Betreiber. „Bei Bedarf haben wir sie innerhalb von vier Minuten unter Volllast am Netz.“ (Alexander Jahr, Projektleiter bei den Stadtwerken).

Um die Energiewende in Leipzig voranzubringen, setzen die Stadtwerke nicht nur auf das Gas-Heizkraftwerk,  welches das sauberste Gaskraftwerk der Welt sei, wie die Stadtwerke sagen. Dieses Großprojekt wird von weiteren Maßnahmen der dezentralen Energieerzeugung ergänzt. Dazu zählen Biomasse- und Solarthermie-Anlagen, die derzeit in der Projektionsphase sind. Auch die Themen Photovoltaik und Wassserstoff beschäftigen das Unternehmen.

Mehr dazu unter: https://l-blog.de/neue-bhkw-in-moeckern-und-lausen/

Weitere Preisträger

Vier weitere Architekturbüros und die jeweiligen Bauherren erhielten für ihre herausragenden Projekte Anerkennungen:

• ingenhoven associates für das Düsseldorfer Schauspielhaus
• ppp architekten + stadtplaner gmbh für das Landesmuseum für Volkskunde Molfsee
• sauerbruch hutton gesellschaft von architekten mbH für den Luisenblock West, Berlin
• S&P Sahlmann Planungsgesellschaft für Bauwesen mbH für die Sanierung und Modernisierung der Wohnhochhäuser Gret-Palucca-Straße 9 und 11 in Dresden

Die fünf preisgekrönten Bauten illustrieren ebenso wie die Vielzahl an hochkarätigen Einreichungen die Gestaltungskraft der VHF und ihre vielfältigen Einsatzmöglichkeiten. Das Preisgeld von zusammen 10.000 Euro wird mit 5.000 Euro für den Gewinner und je 1.250 Euro für die vier Anerkennungen aufgeteilt.

Weitere Infos auf der Webseite des Verbandes.

(hst)

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