Ein Forschungsprojekt der TU Wien untersucht, wie Gärten an Fassaden und Dächern Energie sparen und das lokale Klima verbessern können.
Transparente Photovoltaikzellen sollen Strom erzeugen, darunter wuchern grüne Pflanzen. Foto: TU Wien

Ein flaches Metalldach kann in Wien im Sommer eine Temperatur von 80 Grad erreichen - ein begrüntes Dach wird nicht wärmer als die umgebende Luft. Die Pflanzen wirken als Dämmschicht, durch die Verdunstung von Wasser entsteht außerdem ein zusätzlicher Kühlungseffekt. Das funktioniert nicht nur auf dem Dach, sondern auch an der Fassade, indem man sie mit Pflanzentrögen behängt oder ein bepflanzbares, vorgehängtes Fassadensystem errichtet. Davor kann man wiederum transparente Photovoltaik anbringen, die 80 Prozent des Lichts für die Pflanzen durchlassen.
 
Drei Jahre lang hat Azra Korjenic zusammen mit ihren TeamkollegInnen vom Institut für Hochbau und Technologie der TU Wien Messungen durchgeführt, um den Zusammenhang von Pflanzenbewuchs und Mikroklima zu erforschen. „Innenhöfe mit Begrünung sind im Sommer um einige Grad kühler als ähnliche Höfe ohne Pflanzenbewuchs“, erklärt sie. „Der Energiebedarf von Gebäuden lässt sich heute am Computer sehr genau berechnen, besonders für Null- und Plus-Energie-Häuser ist das wichtig. Für die Planung von begrünten Fassaden fehlten bisher aber einfach verlässliche Daten und Simulationsmodelle.“ Die Sammlung von Messdaten soll die Berechnung der energetisch optimalen Lösung für ein bestimmtes Haus künftig möglich machen.
 
Zusätzlich gilt es, zahlreiche bautechnische Fragen zu berücksichtigen: Wie kann man Tröge verankern, ohne zusätzliche Wärmebrücken zu schaffen? In welche Fällen reichen einfache Kletterpflanzen aus, wo benötigt man ein ausgeklügeltes Schichtsystem, um den richtigen Effekt zu erzielen? „Die Auswahl der Pflanzen spielt natürlich eine wichtige Rolle“, erklärt Azra Korjenic. Mit der Wiener Universität für Bodenkultur wird unterschiedlicher Pflanzenbewuchs in unterschiedlichen Umgebungen getestet.
 
Die bisherigen Messergebnisse stimmen zuversichtlich: Dass Fassadenbegrünung funktioniert und für ein angenehmeres Mikroklima sorgt, gilt bereits als erwiesen. Die Pflanzen regulieren nicht nur Temperatur und Luftfeuchtigkeit, sie haben auch einen positiven Einfluss auf die Stadt, indem sie Feinstaub binden, Lärm mindern, Hitzeinseln entgegenwirken und durch die Speicherung von Regenwasser Überflutungen verhindern können.
 
Das neue Konzept kann sowohl für Neubauten als auch für die Altbausanierung eingesetzt werden. Azra Korjenic wurde für ihre Forschung im Bereich des ökologisch nachhaltigen Bauens bereits mit zwei wissenschaftlichen Preisen ausgezeichnet.
 
 

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