Nach Abschaffung der Direktförderung hat die niederösterreichische Solarbranche im ersten Halbjahr deutliche Umsatzrückgänge verzeichnen müssen. energie-bau.at sprach mit Roger Hackstock von Austria Solar und dem Büro von Landesrat Sobotka.
Geschäftsführer Roger Hackstock von Austria Solar: "Das Land Niederösterreich ist aufgefordert zu handeln!"
In der vergangenen Woche sorgte eine aktuelle Statistik für hohe Wellen, nach der der Solarmarkt in Niederösterreich um 70% eingebrochen ist. (s. Artikel: Solarmarkt leidet unter neuer Wohnbauförderung) Im Büro von LH-Stellvertreter Sobotka kann man die Aufregung nicht verstehen. Sobotkas Pressesprecher Eberhard Blumenthal erklärt gegenüber energie-bau: "Die Direktförderung war von Anfang an als eine zeitlich begrenzte "Starthilfe" gedacht, der Umstieg auf das neue Wohnbauförderungsmodell war daher auch nicht plötzlich, sondern angekündigt."

"Land muss handeln!"
Mit dieser Erklärung will man sich bei Austria Solar nicht zufrieden geben - Geschäftsführer Roger Hackstock: "Das ist die altbekannte Position des Landes Niederösterreich. Allerdings hat sich das Land auch selbst das Ziel gesetzt, bis 2020 die Hälfte des Energieverbrauchs aus regenerativen Quellen zu decken. Angesichts des Markteinbruchs der Solarwirtschaft ist daher das Land nun aufgefordert zu handeln! Allerdings verweigert Landesrat Sobotka jegliches Gespräch mit uns - das ist der Grund dafür, dass wir den Weg über die Medien gehen müssen."  

Marktsättigung?
Der Rückkehr zur Direktförderung im Jahr 2012 erteilt aber das Büro Sobotka eine klare Absage. Blumenthal: "Die "Minus 70%" gehen ja von einem sehr hohen Ausgangsniveau aus. Aufgrund der starken Förderung in den vergangenen Jahren ist in Niederösterreich natürlich auch schon eine gewisse Sättigung im Markt eingetreten." Diese Einschätzung kann von der Branche nicht bestätigt werden. Hackstock: "Von einer Sättigung sind wir wirklich weit entfernt. Tatsächlich stehen die Installationsbetriebe derzeit vor dem Problem, wie sie ihre Angestellten weiter beschäftigen sollen. 
Langfristig dürfte sich Niederösterreichs Sparpolitik aus Hackstocks Sicht aber als Bumerang erweisen: "Ab Ende 2012 werden wir uns mit gewaltigen Strafzahlungen aufgrund nicht eingehaltener Klimaziele auseinandersetzen müssen. Auch die Länder werden davon nicht verschont bleiben."

Konzentration auf thermische Sanierung
Laut Pressesprecher Blumenthal ist man aber auf dem richtigen Weg: "Wir sind davon überzeugt, dass nur eine ganzheitliche Wohnbauförderung bzw. thermische Sanierung effizient ist. Es geht nicht nur darum, die Energie regenerativ zu erzeugen, sondern auch den Verbrauch des Gebäudes zu reduzieren." Außerdem sei der Rückgang um 70% nur bedingt aussagekräftig: "Schließlich sind es ja erst sechs Monate."

"Nicht konsequent"
Roger Hackstock vermisst beim Land Niederösterreich eine klare Linie: "Einerseits positioniert man sich als Klima-Vorreiter - aber tatsächlich wird der überwältigende Großteil der niederösterreichischen Haushalte und Betriebe mit Öl und Gas geheizt. Solar- und PV-Direktförderungen werden abgeschafft, dann stockt man bei der Photovoltaik kurzfristig um 5 Millionen auf. Das ist alles nicht konsequent!"
David Scheurich

Foto: Austria Solar

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