Land Tirol will lieber PV beschleunigen und setzt bei Windenergie auf umfangreiche Einzelfallprüfung.

100.000 Euro Belohnung zahlt die Tiroler Landesregierung für das erste Großwindkraft im Land. Zonen für Windparks hat man allerdings noch keine gefunden. Foto: hs/gemini

Der schnellere Ausbau von Erneuerbaren Energien stösst im Alpenland Tirol auf felsenharte Hindernisse: Man habe keine „Beschleunigungszonen“ für ganze Windparks im Land gefunden, sendete die Innsbrucker Regierungskorrespondenz heute aus:

„In den vergangenen Monaten haben die Fachabteilungen des Landes potenzielle Beschleunigungsgebiete für Windenergie anhand eines Beurteilungsrasters intensiv geprüft. Für die Beurteilung wurden unter anderem die Windpotenzialstudie sowie eine ornithologische Sensibilitätskarte Windkraft Tirol herangezogen.

Keine Windkraft in Naturschutz-Zonen

Nicht als Beschleunigungsgebiete infrage kommen etwa Gebiete, die als Schutzgebiete (Nationalparks, Natura 2000-Gebiete, Landschaftsschutzgebiete, etc.) ausgewiesen sind. Das sind mehr als 25 Prozent der Landesfläche. Auch Flächen in Siedlungsnähe sowie in einem bestimmten Abstand zu Hochspannungsleitungen, Eisen- und Autobahnen oder Flughäfen sind auszuschließen.

Fazit: Nix gefunden

Das Ergebnis: Aus fachlicher Sicht gibt es in Tirol derzeit keine größeren Gebiete, die sich für eine Ausweisung als Beschleunigungsgebiet für Windkraft eignen und einen signifikanten Beitrag zum Ausbau der Windenergie im Sinne der EU-Vorgaben leisten könnten.

Einzelne Windräder, aber keine riesigen Windparks

Aus diesem Grund verzichtet Tirol auf die Ausweisung von Beschleunigungsgebieten für Windkraft. „Dass wir in Tirol keine Beschleunigungsgebiete ausweisen, ist keine Absage an die Windkraft. Es ist vielmehr eine Einladung an die Projektwerber, in den intensiven Dialog mit der Bevölkerung zu treten und ein Auftrag an die Behörde, jedes einzelne Projekt genau auf seine Umweltauswirkungen zu prüfen“, versichert LHStv Geisler.

Wanted: Belohnung von 100.000 Euro für das 1. Windrad in Tirol bleibt aufrecht

Aus seiner Sicht hätten einzelne Projekte durchaus eine Chance auf Realisierung, „es wird in Tirol aber keine riesigen Windparks geben“. Dass die Behördenverfahren auch ohne Beschleunigungsgebiete zügig durchgeführt werden, ist durch bestehende gesetzliche Verfahrensfristen gewährleistet. Auch die Landesprämie von 100.000 Euro für das erste Windrad in Tirol bleibt aufrecht.

Große Photovoltaik in Skigebieten

Weiters schreibt das Land in der offiziellen Aussendung:

Der Verpflichtung zur Ausweisung von Beschleunigungsgebieten zum erleichterten Ausbau für mindestens eine erneuerbare Energietechnologie wird Tirol in Form der Ausweisung von Beschleunigungsgebieten für Freiflächen-PV nachkommen. „Wir setzen hier wie in der Vergangenheit auf bereits befestigte Flächen wie etwa Großparkplätze.

Weil der Wirkungsgrad von PV-Anlagen und die Energieausbeute im Winter in höheren Lagen besonders gut sind, werden wir uns die Möglichkeiten in den Skigebieten genauer anschauen“, kündigt LHStv Geisler an. PV-Anlagen wie beispielsweise jene am Pitztaler Gletscher hätten sich über Jahre bewährt. Dort wurde bereits 2015 ein hochalpine PV-Anlage errichtet.

Wasserkraft bleibt Rückgrat der Energieversorgung

Das Rückgrat der Energieversorgung und der Energieautonomie in Tirol ist nach wie vor die Wasserkraft. „Auch hier wird es Erleichterungen brauchen, um die Energie- und Klimaziele zu erreichen. Die Gespräche mit dem Bund laufen“, so LHStv Geisler. Das Land Tirol habe aber hier nur eingeschränkte Kompetenzen und könne keine Beschleunigungsgebiete für den Wasserkraftausbau ausweisen.

Glossar
RED III

Bis zum Jahr 2030 will die EU den Anteil erneuerbarer Energie auf 42,5 Prozent erhöhen. Die Erneuerbare-Energien-Richtlinie (RED III) der EU enthält Maßnahmen zum beschleunigten Ausbau erneuerbarer Energien und muss in nationales Recht umgesetzt werden. Konkret müssen für jedenfalls eine erneuerbare Energietechnologie im Jahr 2026 Beschleunigungsgebiete ausgewiesen werden.

Beschleunigungsgebiete

Beschleunigungsgebiete sind spezielle Zonen, um den Ausbau erneuerbarer Energie zu fördern. Hauptziel ist die Beschleunigung von Genehmigungsverfahren. Die Gebiete sollen so gewählt werden, dass Projekte in diesen Zonen keine erheblichen Umweltauswirkungen haben.

Zeitplan in Tirol

Beschluss Regierungsvorlage am 10. September 2025; Beschlussfassung durch den Tiroler Landtag im Oktober

(hst)

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