Die zweitgrößte Photovoltaik-Anlage Europas in Niederösterreich speist enorme Mengen Strom ins Netz, eine Batterie hat man aus verschiedenen Gründen nicht dazugestellt.

Die Riesenanlage in Zurndorf ist eine der größten Dach-PV-Anlagen in Europa. Mittags wird sie wohl öfter abgeschaltet werden müssen... Foto: Energie Burgenland

Auf dem Dach des XXXLutz Zentrallagers im burgenländischen Zurndorf entsteht aktuell eine der größten Photovoltaikanlagen Österreichs. 30 Fußballfelder oder 20 Hektar ist die neue Dachphotovoltaikanlage in Zurndorf, die die Burgenland Energie gemeinsam mit der Firma Püspök errichtet. Die Anlage ist laut Burgenland Energie die größte in Österreich und die zweitgrößte in Europa.

Das Großprojekt, das noch in diesem Jahr fertiggestellt werden soll, wird die bestehende Solaranlage auf eine beeindruckende Leistung von rund 20 Megawatt erweitern und damit einen wesentlichen Beitrag zur regionalen Stromversorgung aus erneuerbaren Quellen leisten.

20 Megawatt – wenn die Sonne scheint

Die finale Ausbaustufe der Dach-PV-Anlage wird insgesamt 35.000 Solarmodule umfassen. Durch die Nutzung der Sonnenenergie sollen zukünftig über 20 Millionen Kilowattstunden Strom pro Jahr erzeugt werden. Dieser klimafreundliche Strom ist primär dazu bestimmt, die Region zu versorgen und sowohl Unternehmen als auch Haushalte mit sauberer Energie zu beliefern.

„Mondlandung“ für die Energiezukunft

Stephan Sharma, Vorstandsvorsitzender der Burgenland Energie, bezeichnete das Vorhaben als "Projekt der Superlative". Er hob die symbolische Bedeutung hervor: "Es ist für Österreich so etwas wie die Mondlandung zur Energiezukunft."

Was damit gemeint ist kann hier nicht nachvollzogen werden. Jedenfalls stellte sich heraus, dass es ein weiteres Großprojekt OHNE Batterie ist. Wenn die Sonne scheint wird MEGA eingespeist. Ist sie weg, müssen andere Energien zur Netzstabilisierung her. Scheint also eher eine Bruchlandung der Energiezukunft zu sein. Denn logischerweise gehört mittlerweile zu jeder PV eine Batterie. Zu großen Anlagen eben große Akkus, zu kleinen Dachanlagen kleinere Batterien.

Wie kann es sein, dass man hier in Zurndorf die Batterien „vergessen“ hat? Waren es die Kosten?

Wir fragten bei Lukas Püspök, Geschäftsführer der Püspök Unternehmensgruppe, an, um dem auf den Grund zu gehen. Hier die Antwort, die uns das Unternehmen übermittelt hat: „Der PV-Park wird als Hybridanlage realisiert und nutzt den seit über zehn Jahren bestehenden Netzanschluss des benachbarten Windparks, wodurch die Netzinfrastruktur für beide Anlagen effizient gemeinsam genutzt wird. Während in den Wintermonaten vor allem der Windpark einspeist, übernimmt die PV-Anlage in den windstilleren Sommermonaten die Einspeisung.“

Abschaltung statt Batterie

Püspök weiter: „Unser Ziel ist es, Spitzenzeiten der PV-Erzeugung abzufedern, da es in diesen Phasen häufig zu einem Überangebot an Strom und negativen Strompreisen kommt. In solchen Situationen kann die PV-Anlage bei Bedarf temporär abgeschaltet werden, um das Netz zu entlasten. Dies ist allerdings keine einfache Entscheidung, da sie wirtschaftlich herausfordernd und ineffizient ist. Wir sind überzeugt, dass für eine erfolgreiche Energiewende jede einzelne Kilowattstunde erneuerbaren Stroms gebraucht wird.“

Batterien vielleicht anderswo 

Püspök: „Daher arbeiten wir aktiv an Lösungen, überschüssigen Strom zu anderen Zeiten einzuspeisen oder anderweitig zu nutzen. So realisieren wir bereits Batteriespeicher an Hybridkraftwerksstandorten und setzen eigenständige Speicherprojekte in Österreich um. Die politische und regulatorische Situation – etwa doppelte Netzentgelte und komplexe Zählpunktkonzepte – erschwert derzeit die schnelle Umsetzung, dennoch planen wir im ersten Quartal 2026 die Inbetriebnahme eines Batteriespeichers in Nickelsdorf, weitere Speicherprojekte sind in Vorbereitung.

Mittelfristig werden Batterien erwartet

Am Standort Zurndorf ist aktuell kein Speicher geplant, vor allem wegen fehlender geeigneter Flächen und der Komplexität mehrerer Betreiber. Mittelfristig erwarten wir jedoch auch dort Speicherinstallationen. Wir sind überzeugt, dass Speicher eine zentrale Rolle im zukünftigen Stromsystem spielen und engagieren uns intensiv, diese Entwicklung voranzutreiben." 

>> Püspök

Anmerkung der Redaktion: Dieser Artikel wurde upgedatet und geringfügig korrigiert. 

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Kommentar Herbert Starmühler, energie-bau: 

Anmerkung: Ist das wirklich die „Energie-Zuklunft“ ? Man baut eine neue Anlage, um sie – wie häufig? – abzuschalten?

Die Netzdienlichkeit einer Großanlage ohne passenden Speicher ist mehr als fraglich. So wichtig und gut möglichst große Photovoltaik-Installationen auf den Dächern von Industriegebäuden sind (und es sollte viel, viel mehr davon geben), so klarer hat sich gezeigt, dass die naturgegeben volatile Einspeisung die Netze vor große Probleme stellt. Batterien würden das Problem auf ein Minimum reduzieren.

Gerade werden in Österreich wie auch anderswo in Europa Abschaltungen, Fernsteuerungen von PV-Anlagen und Einspeisegebühren verhandelt und bald auch Gesetzeskraft erlangen.

Diese vorgeschriebene Netzdienlichkeit wird allerdings auch von den halbstaatlichen Energieversorgern wie Energie Burgenland zu fordern sein. OHNE Speicherlösungen sollten keine derartigen Projekte mehr genehmigt werden. Oder anders ausgedrückt. Schnell sollten die bürokratischen Hindernisse und Vorschriften an die modernen Zeiten angepasst werden. Damit Batteriefarmen realisiert werden können und kommerziell tragbar sind.

Denn brauchen werden wir die großen Dach-PV-Anlagen allemal.

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