REAKTIONEN X – Zur Diskussion über den Ausbau der Windkraft in Waldgebieten. Und über angeblich billigen Strom als Wahlversprechen.

Bürgermeister Josef Ramharter (Waidhofen a.d.Thaya) versucht auf Facebook, ein positives Bild der Windkraft in seiner Gemeinde zu vermitteln. Leserbriefschreiber Michael Moser weist auf unwiederbringliche Naturzerstörung hin. Screen: Facebook

Am 10. März 2024 stimmen einige Gemeinden im Waldviertel in Niederösterreich darüber ab, ob sie in ihrem namensgebenden Wald große Windräder erlauben wollen. Die Bürgermeister lassen nur Bürger*Iinnen mit Hauptwohnsitz in der Gemeinde zu. Menschen mit Nebenwohnsitz oder Besucher – die alle auch die Windfarmen sehen können – sind nicht stimmberechntigt.

Michael Moser, einer der Stimmberechtigten, ist aktiv gegen das Opfern der wertvollen Natur und schreibt uns folgenden Leserbrief:

Kann man eine Region kaufen?

Wenn man die Aussagen in den Einschaltungen, Postwurfsendungen, Stadt- und Gemeindenachrichten betreffend der geplanten Windkraft-Ausbaupläne im Bezirk liest, fällt auf, dass immer wieder mit „ Wir müssen..“ entschlossen für den Ausbau argumentiert wird. Was wir wirklich müssen, ist ein sorgsamer Umgang mit Energie und Umwelt.

Die Natur weiter zu zerstören ist keine Lösung. „Ja zur Windkraft“. Dieser Aussage kann nicht widersprochen werden. Das Problem liegt in der Standortwahl: Der Wald sollte auch unseren Nachkommen als letztes Rückzugs-und Erholungsgebiet zur Verfügung stehen.

Natur und Landschaft kommen in den Debatten überhaupt nicht vor, stattdessen dominieren fragwürdige Lockangebote mit angeblich billigen Stromtarifen und Versprechungen (Aussichtswarte) die Argumentation. Die Geldzahlungen an die Gemeinden sind angesichts des Verlustes des Landschaftsbildes und der vielen negativen Begleiterscheinungen als lächerlich zu bezeichnen.

Über die Pro-und Contra Diskussionen und das Verhalten der Bürgermeister kann sich jeder selbst ein Bild machen.
Bemerkenswert das eiskalte Negieren von vorhandenen Problemen mit bereits vorliegenden Naturschutzgutachten, Tourismusstudien, der Gefährdung von Quellgebieten und das Abschieben der Verantwortung auf kommende Verfahren.

In den naheliegenden Dörfern sind bis zu 70% der Bewohner gegen den Bau von 261 Meter hohen und bis zu 106.9 Dezibel lauten Industrieanlagen im Wald. Hohe Verluste bei Immobilien und Lebensqualität sind zu erwarten. Ob sie mit Unterstützung und Rücksicht der weniger schwer betroffenen, weiter entfernt liegenden Bewohner der Großgemeinden am 10. März rechnen können?

Michael Moser 2.3.2024

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