Der Detmolder Elektronikspezialist Weidmüller bringt eine eigene Wallbox auf den Markt und baut ein Logistikzentrum. Gute Zahlen für 2021 erwartet.

Weidmüller-Vorstände
Die Weidmüller-Vorstände Volker Bibelhausen (CEO), links, und Timo Berger (Verkauf) präsentieren neue Schwerpunkte. Screen: Weidmüller-PK

Die Weidmüller Gruppe blickt auf ein bewegtes Geschäftsjahr 2020 zurück und erzielte einen Umsatz in Höhe von 792 Millionen Euro. Das sind 4,5 Prozent weniger als im Vorjahr. „Angesichts des Konjunktureinbruchs durch die Corona-Pandemie und den Lockdown sind wir trotz der schwierigen Rahmenbedingungen mit dem Ergebnis durchaus zufrieden“, erläutert Technologievorstand und Vorstandssprecher Volker Bibelhausen.

2020 erholte sich China schnell
Während Weidmüller sich im Jahr 2019 noch gegen den Trend stemmen konnte und leicht wuchs, hat sich die für 2020 erwartete Erholung nicht eingestellt. Im Gegenteil, von einer stabilen konjunkturellen Lage konnte keine Rede sein und die Pandemie führte zu einem deutlichen weltweiten Abschwung. „Der Rückgang ist hier vor allem der wirtschaftlichen Lage im Maschinenbau sowie dem schwachen Öl- und Gasgeschäft geschuldet“, ergänzt Timo Berger, Vertriebsvorstand. „Die Corona-Krise ist auch hier durchgeschlagen.” Während die Märkte in Europa und Amerika erst in der zweiten Jahreshälfte wieder anzogen, hat vor allem die schnelle Erholung des chinesischen Marktes das Weidmüller Geschäft im ersten Halbjahr gestützt. Getragen wurde dies von einer starken Nachfrage nach Elektronik- und Automatisierungsprodukten sowie Industrial-Ethernet-Komponenten. Die Bereiche Geräteanschlusstechnik und Schaltschrank-Komponenten liegen hingegen unter Vorjahr.

Neues Logistikzentrum in Bau
Mit 51 Millionen Euro investierte Weidmüller 2020 mehr als 6,5 Prozent seines Umsatzes in Forschung und Entwicklung. Gleichzeitig stößt Weidmüller die größte Einzelinvestition in der Unternehmensgeschichte an. Unweit von Eisenach entsteht ein neues Logistikzentrum. Die Bauarbeiten laufen seit Herbst 2020, die Fertigstellung ist im Jahr 2022 geplant. „Mit dieser Investition im zweistelligen Millionenbereich stellt das Familienunternehmen die Weichen für weiteres Wachstum und mehr Kundenservice im Bereich Versand“, ist Finanzvorstand André Sombecki überzeugt. Insgesamt habe die Corona-Krise gezeigt, dass Lieferketten neu organisiert werden müssten – die Beschaffung von Kunststoffen und anderer Rohprodukte für die Produktion sei derzeit durchaus herausfordernd. Damit sind die Elektroniker aus Detmold allerdings mittlerweile in guter Gesellschaft. Neben dem Fachräftemangel wird der Materialmangel zum neuen Sorgenkind der Wirtschaft.

Wallbox

Klein und Design – die Akzente der neuenWeidmüller-Ladebox. Foto: Weidmüller

Einstieg in E-Mobility mit eigener Wallbox
Weidmüller steigt nun mit einer eigenen Ladebox für E-Autos in den mittlerweile umkämpften Ring: Die neuen AC-Wallbox Home ist für den Einsatz in Wohn- und Geschäftsumgebungen konzipiert. Die Ladestation soll Wirtschaftlichkeit, gute Ladegeschwindigkeit und ansprechende Optik verbinden. Die Stationen sind in zwei Varianten erhältlich: mit angeschlagenem Kabel oder mit Steckdose. Die DC-Fehlerstromschutzschaltung ist bereits integriert. Alle AC-Wallboxen Home sind in den Leistungsstufen 11 und 22 kW erhältlich. 45.000 Ladeboxen werde man – mit Partnern gemeinsam – bald in Europa haben, „damit sind wir ein europäischer Player“.

Wasserstoff als Hoffnungsthema am Rande
Immer stärker erhöht der Klimawandel den Druck auf Effizienz und CO2-Vermeidung. Hier möchte Weidmüller stärkeres Engagement zeigen. So wird dem Thema grüner Wasserstoff großes Potenzial eingeräumt. Als Gründungsmitglied von „AquaVentus“ untermauert Weidmüller sein Engagement in diesem Zukunftsfeld. Dieser Förderverein hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Technologie für die Gewinnung von klimaneutralem Wasserstoff aus Offshorewindenergie entscheidend voranzubringen. Dennoch ist grüner Wasserstoff derzeit nur ein Randthema, ein Forschungsthema und ein Hoffnungsthema, wie der Vorstand bei der jüngsten Pressekonferenz auf energie-bau.com-Nachfrage berichtet.

Österreich mit „bombigem“ ersten Quartal
Österreich-Geschäftsführer Wolfgang Weidinger berichtete von einem „bombigen“ ersten Quartal 2021, das nicht nur weit über dem schwierigen 2020er-Jahr, sondern auch das gute 2019er übertraf. Weidinger: „auch das zweite und das dritte Quartal dieses Jahres schaut schon sehr schön aus – 2021 wird also sicher ein gutes Jahr werden.“ Die Österreicher kamen mit ihren 28 Mitarbeitern auch 2020 überdurchschnittlich gut über die Runden.

Zuversicht für das Jahr 2021
Der Start des Jahres stimmt Weidmüller optimistisch für 2021. „Zu Beginn des Jahres hatten wir einen sehr erfreulichen Auftragseingang“, berichtet Sombecki. „Wir gehen davon aus, dass sich – vorausgesetzt, es gibt keine Einschränkung des Warenverkehrs – die Wirtschaft weiter erholen und 2021 Fahrt aufnehmen wird.“

Leserbriefe, Anmerkungen, Kommentare bitte an redaktion(at)energie-bau.at

ebau newsletter