In Österreich stehen laut Biomasse-Verband und Bauernbund zahlreiche Holzkraftwerke vor dem Aus. Grund sind fehlende rechtliche Rahmenbedingungen.
Keine Nachfolgetarife für Holzkraftwerke? Die Verbände appellieren an die Politik. Foto: Österreichischer Biomasse-Verband
Trotz des Bekenntnisses der Bundesregierung in der Klima- und Energiestrategie zur Bioenergie müssen laut Österreichischem Biomasse-Verband und dem Österreichischen Bauernbund viele Holzkraftwerke zusperren. Problematisch seien die fehlenden rechtlichen Rahmenbedingungen, sagt Biomasse-Verband-Präsident Franz Titschenbacher: „Bei einer konsequenten Umsetzung der Klima- und Energiestrategie könnten wir sogar mehr als die Hälfte des Jahres den Energiebedarf Österreichs decken und damit den jetzigen Spitzenreiter Erdöl ablösen.“ In der Realität gehe es aber in eine andere Richtung. „Im Augenblick schließen bereits die ersten Holzkraftwerke ihre Pforten, weil sie keine Nachfolgetarife erhalten.“

Mix aus Erneuerbaren
Vor allem in der Winterzeit sei Österreich derzeit auf die Stromerzeugung aus Kohle- und Erdgaskraftwerken aus dem In- und Ausland angewiesen. „Gerade in dieser Zeit sind Holzkraftwerke besonders wertvoll, da die restlichen erneuerbaren Energieträger weniger Strom produzieren“, so Titschenbacher.
Auch Bauernbund-Präsident Georg Strasser sieht dringenden Handlungsbedarf, um die Klimaziele zu erreichen: „Wir können dieses Vorhaben nur erreichen, wenn wir auf alle zur Verfügung stehenden erneuerbaren Energiequellen setzen – und dazu gehören auch die Holzkraftwerke.“

„Welser Erklärung zur Holzenergie“
Um hier ein Zeichen zu setzen und Unterstützung kund zu machen, unterzeichneten nun über 300 Unternehmen und Institutionen die „Welser Erklärung zur Holzenergie“, in der sechs Argumente für die energetische Holznutzung dargestellt werden:
  1. Holzenergie ist die wichtigste erneuerbare Energiequelle.
  2. Holzenergie ist gespeicherte Sonnenenergie und schützt das Klima.
  3. Holzenergie ist in die nachhaltige Wald- und Holzwirtschaft integriert.
  4. Holzenergie stärkt die Wirtschaft und sichert Arbeitsplätze in der Region.
  5. Holzenergie schafft Versorgungssicherheit.
  6. Holzenergie ist ein wesentlicher Bestandteil der Bioökonomie.
Die Unterzeichnenden sind sich einig: Die Situation am Heimmarkt sei enttäuschend. Lukas Schirnhofer vom Kesselhersteller Polytechnik erklärt etwa: „Neue Biomasse-Anlagen bekommen in Österreich kaum noch Chancen auf Realisierung, was für die Unternehmen jedoch entscheidend wäre. Die österreichischen Anlagenbauer sind globale Technologieführer bei der Energieerzeugung aus Biomasse. Wenn wir diese Technologieführerschaft verlieren, dann verlieren wir unseren Wettbewerbsvorteil, unsere Exporte und dadurch auch unsere Arbeitsplätze.“

140 MW fallen 2019 weg
Die Biomasse-KWK-Bestandsanlagen verfügten bis 2017 über eine Engpassleistung von rund 300 MW. Um die Klimaziele zu erreichen, sollte das mögliche Potenzial von bis zu 450 MW genutzt werden, schreibt der Bauernbund. Durch den Wegfall von Förderungen würden aber laufend Anlagen vom Netz genommen werden – allein 2019 sind Werke mit einer Engpassleistung von annähernd 140 MW vom Tarifende betroffen.
Wie es weitergeht, ist ungewiss. Vom Bundesministerium wurde ein neues „Erneuerbare-Ausbau-Gesetz“ für 2018 angekündigt. (sis)

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