Der Verkauf von überschüssigem Kohlestrom ins Ausland beeinflusst die Klimabilanz Deutschlands negativ, zeigt die Jahresauswertung zum deutschen Stromsektor der Intiative Agora Energiewende.
Die Stromproduktion duch Windenergie sei im Vorjahresvergleich um 50 Prozent gewachsen, so Agora. Bild: pixabay.com
Im deutschen Stromsystem wurden im abgelaufen Jahr mehrere Rekorde gebrochen, meldet Agora. Erstmals lieferten demnach Erneuerbare Energien mehr Strom als jemals ein anderer Energieträger in Deutschland: Jede dritte Kilowattstunde (32,5 Prozent) stammte aus Wind-, Solar, Wasser und Bioenergiekraftwerken - im Vorjahr waren es noch 27,3 Prozent. Auch die Stromproduktion insgesamt erreichte ein neues Allzeithoch, mit 647 Terawattstunden wurde 2015 mehr Strom erzeugt als jemals zuvor in der Geschichte Deutschlands.

Der Stromverbrauch sei dabei aber annähernd konstant geblieben, so dass sich die gestiegene Stromproduktion in einem gestiegenen Stromexport niederschlage, heißt es weiter. Die Ausfuhr von Strom sei im Jahr 2015 um rund 50 Prozent gewachsen und habemit 60,9 Terawattstunden ebenfalls einen neuen Rekordwert erreicht: Ein Zehntel des in Deutschland produzierten Stroms wurde ins Ausland verkauft. „Das zeigt, dass Deutschland Strom im Überfluss hat – trotz der Stilllegung der Atomkraftwerke. Die Kehrseite ist aber, dass der von den Erneuerbaren Energien im Inland überflüssig gemachte Kohlestrom jetzt ins Ausland drängt. Die Klimabilanz des deutschen Stromsystems hat sich deshalb im vergangenen Jahr kaum verbessert, die Gesamt-Treibhausgasemissionen Deutschlands sind sogar leicht angestiegen“, so Patrick Graichen, Direktor von Agora Energiewende.

Für 2016 erwartet Agora Energiewende weiter steigende Anteile Erneuerbarer Energien., nicht zuletzte durch die Windstromerzeugung auf See. Die Strompreise für private Verbraucher werden im kommenden Jahr voraussichtlich leicht steigen und wieder das Niveau von 2014 erreichen: Während die gesunkenen Börsenstrompreise die Preise dämpfen, wirken gestiegene Netzentgelte und andere Umlagen in die entgegensetzte Richtung. Inwieweit es in diesem Jahr Fortschritte bei der Minderung der klimaschädlichen CO2-Emissionen geben werde, hänge von der Entwicklung der Kohleverstromung und der Energieeffizienz ab.

Publikation „Die Energiewende im Stromsektor: Stand der Dinge 2015“ zum Download

Website Agora Energiewende

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