Wenn Verkehr und Heizungen immer häufiger elektrisch betrieben werden, sind in Deutschland mehr Erneuerbare-Energien-Anlagen nötig als bislang geplant, meldet die Initative Agora Energiewende.
Der Stromverbrauch wird durch die Energiewende im Wärme- und Verkehrssektor steigen, ergab die Untersuchung. Foto: pixabay.com
Damit Deutschland seine nationalen und die europäischen Klimaschutzziele einhalten kann, wird es möglicherweise notwendig sein, bis 2050 einen rund 20-prozentigen Anstieg des Stromverbrauchs, von derzeit 545 Terawattstunden auf etwa 620 Terawattstunden im Jahr, zu akzeptieren. Um diese Menge Strom klimafreundlich zu produzieren, wird der im Erneuerbare-Energien-Gesetz angestrebte jährliche Zubau von jeweils 2,5 Gigawatt Wind- und Solaranlagen jedoch nicht ausreichen - zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Fraunhofer Instituts für Windenergie und Energiesystemtechnik im Auftrag von Agora Energiewende.

Die Wissenschaftler eine Reihe von gängigen Szenarien zur Entwicklung des deutschen Stromverbrauchs bis 2050 untersucht. Ausgangspunkt war die Beobachtung, dass einige Gutachten von einem stark sinkenden Stromverbrauch b is 462 Terawattstunden im Jahr ausgehen, andere hingegen einen stark steigenden Verbrauch bis zu 788 Terawattstunden im Jahr annehmen. „Wir wollten daher wissen, warum sich die Prognosen beinahe um den Faktor zwei voneinander unterscheiden“, so Patrick Graichen, Direktor von Agora Energiewende.

Es zeigt sich, dass eine Reihe von Faktoren den Stromverbrauch möglicherweise nach oben treiben werde. So mache beispielsweise die Dämmung von Gebäuden längst nicht solche Fortschritte wie in vielen Klimaschutzszenarien bislang angenommen. Da Strom aus Erneuerbaren Energien jedoch auch im Wärmebereich zur Leitenergie werden werde, erhöhten nicht gedämmte Gebäude direkt den Gesamtstromverbrauch, heißt es. Ebenso werde die Nachfrage von Elektroautos die Stromnachfrage treiben. Dies gelte insbesondere dann, wenn importierte Biomasse als Treibstoff nicht in dem Maß zur Verfügung steht, wie bislang in vielen Szenarien angenommen wird.

Als mittlere Abschätzung wird in der Studie daher ein Stromverbrauch von etwa 620 Terawattstunden im Jahr 2050 angegeben. „Energieeffizienz im Stromsektor bleibt oberste Priorität. Der Ausbau der Erneuerbaren Energien muss aber mit der wachsenden Bedeutung von Strom auch in den Bereichen Wärme und Verkehr mithalten“, sagt Graichen. „Künftige Energieszenarien und EEG-Ausbaukorridore sollten das berücksichtigen.“

Studie „Wie hoch ist der Stromverbrauch in der Energiewende?“

Homepage Agora Energiewende

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