Kommentar von Herbert Starmühler
Herausgeber energie:bau Magazin
Wer heute Diesel-Gebrauchtwagen verkaufen kann, ist entweder ein Verkaufs-Genie oder extremer Preisschleuderer.
Noch gibt es einige Autohändler, die vom E-Autokauf abraten, weil sie etwa um das Ersatzteilgeschäft bangen. Foto: pixabay
Anders als mit horrenden Nachlässen sind die Totgeweihten nicht mehr loszuschlagen, sagen uns die Eingeweihten von der Fossilfront. 100 Tage und länger stehen sie am Platz, die Standkosten wachsen, die Bremsen rosten. Und die neuen Dieselfahrzeuge finden auch weniger Käufer als früher. Man hat es nicht leicht als Autohändler heute. Und doch: Im Vergleich zur kommenden Umwälzung sind das fast noch goldene Zeiten. Die Autohändler werden sich umstellen müssen – oder sie werden sterben.

Warum ist das so?
„Schuld“ ist der Aufstieg der Elektromobile. Diese Fahrzeuge sind so genial einfach, dauerhaft und problemlos, dass man deren Durchbruch nur unter größter Anstrengung noch ein wenig hinausschieben kann. Und genau das versuchen viele Autoverkäufer. Wer versucht, in Österreich oder Deutschland ein Elektroauto zu kaufen, gerät mit hoher Wahrscheinlichkeit an einen erfahrungsgegerbten Verkäufer, der eher von solch einem Fahrzeug ABRÄT: Zu teuer, lange nicht lieferbar, zu geringe Reichweite, noch kein genauer Preis vorhanden, Probefahren nicht leicht möglich ... Kurzum „Wollen´S denn wirklich so ein Auto? Ich würd’s nicht machen!“.

Wenn man nun trotzdem insistiert, so bekommt man zwar mancherorts die Möglichkeit, eines zu kaufen – aber sicher keinen ordentlichen Rabatt. Nun muss man wissen, dass die E-Autos im Prinzip keine Wartung brauchen. Außer ganz wenige Verschleißteile wird da nichts kaputt – weil sie gar nicht da sind. Kein Vergaser, keine Einspritzpumpe, kein Keilriemen, kein Auspuff, kein … Die Händler und angeschlossenen Werkstätten verlieren das Ersatzteilgeschäft und enorm viele Erlöse aus Reparaturen.

Was tun?
Nun kann man als Autohaus im Grunde nur zwischen zwei Alternativen wählen. Die eine ist, den Kopf in den ölgetränkten Sand zu stecken. Wird schon nicht kommen, diese ganze Elektroauto-Welt! Die andere heißt, sich umzustellen, die Elektroautos zu forcieren, samt Beratung und Spezialisierung. Möglich, dass das die bisher vertretenen Marken nicht gut heißen, doch da müssen Sie durch, lieber Autohändler. Sonst fehlen Ihnen schon bald die Kunden. Bitte bedenken Sie noch einmal, dass in Norwegen schon über die Hälfte aller Neuwagen einen Elektroantrieb haben. Heute. Nicht irgendwann in ferner Zukunft. Die Zukunft ist schon da.

In Österreich gibt es, Stand April 2018, 14.775 aktive Mitglieder im Fachverband Fahrzeughandel (wobei in der WKO-Statistik viele Mehrfachnennungen vorkommen). 90 % davon sind klein und haben unter zehn Mitarbeiter. Wie viele von ihnen wird es noch geben in fünf Jahren? In zehn Jahren? Derzeit sind die allermeisten Betriebe noch nicht bereit, die Elektromobilität zu forcieren. Viele wird die Welle überrollen. Sie werden sich so lange wehren, bis sie den Anschluss verpasst haben und wir alle unsere Fahrzeuge lieber im Internet einkaufen statt unwillige Autoverkäufer zu überzeugen.

Also Leute: Erkennt die Zeichen der Zeit, steigt um auf die neue Mobilität!
Herbert Starmühler

Dr. Herbert Starmühler

Herausgeber energie:bau Magazin

ist Herausgeber dieser Publikation energie-bau.at und verschiedener Fachmagazine im Bereich Technik, Architektur und Energieeffizienz. Als seit Jahren leidenschaftlicher E-Auto-Fahrer und Bezieher eigenen Sonnenstroms ist der Journalist jederzeit für innovative Ideen zu begeistern und holt sich beim Networken gerne Inspiration für neue Projekte.