Kommentar von Herbert Starmühler
Herausgeber energie:bau Magazin
Heute meldet sich Ihr Berichterstatter aus Burkina Faso: Was können wir von diesem kleinen afrikanischen Binnenland lernen?
Auch das Spital in Zorgho wird bereits mit Sonnenenergie versorgt. Foto: Starmühler
Burkina Faso ist das Land der „ehrlichen Bürger“ (wie das der Name seit der Änderung von Obervolta ausdrückt). Es hat rundherum kein Meer, aber innendrin Millionen von ziemlich jungen BürgerInnen. Während man in unseren Gefilden nicht einmal weiß, WO sich dieser Staat befindet, ist das Vorzeigen eines burkinischen Passes an innerafrikanischen Grenzen meist mit einer Beschleunigung verbunden: Zollbeamte registrieren mit Hochachtung, dass da eine Bürgerin/ein Bürger aus Burkina Faso vor ihnen steht. Warum? Weil sich das kleine Land, das vor ein paar Jahren erst 10, jetzt schon bald 20 Millionen EinwohnerInnen birgt, Bemerkenswertes hervorgebracht hat. Thomas Sankara zum Beispiel. Dieser Mensch hat vier Jahre gebraucht, um unsterblich zu werden. Er  ist berühmt in Afrika: Vier Jahre Präsident, jung, bescheiden, gitarrespielend, links, rebellisch, mutig und seinem Volk verbunden. Dann wurde er umgebracht. Bis heute sind die Schuldigen nicht zur Rechenschaft gezogen worden, man vermutet sie im Umfeld von Mitstreiter und dann Gegner Blaise Compaoré, der dann 30 Jahre Präsident blieb – bevor man ihn vor drei Jahren verjagt hat. In einer Rebellion fast ohne ein einziges Todesopfer. In welchem afrikanischen Land ist das bisher gelungen?

Erneuerbare, aber dezentral
Wir wollen also festhalten, das sich Mut auszahlt. Und Geduld auch.
Beides ist auch für die Energiewende notwendig. Und die gehen die Burkinabés gerade an. In der Nähe des Zentrums Ouagadougou hat man das größte Photovoltaikfeld Westafrikas eingeweiht. Herr Macron nahm sich die Freiheit, diese Gelegenheit wieder einmal imperial inszeniert zu nutzen, die Franzosen waren ja die Kolonialherren von halb Afrika und daher auch vom damaligen Gebiet der Stämme, die dann zu Obervolta zusammengefast worden sind. Doch die zentrale Photovoltaik hat einen Vorteil und einen Nachteil. Der Vorteil: Es ist erneuerbare Energie. Der Nachteil: Sie ist zentral. Viel besser wären dezentrale Einheiten. Stromerzeugungen, die die Sonne nutzen und direkt, am selben Ort, genutzt werden können.

Doch auch hier kämpfen die Menschen, die sich ansonsten mehrheitlich dem täglichen Nahrungsmittel widmen müssen, ihren Kampf: Mehr und mehr Photovoltaik wird für die Gebäude verwendet. Die Plaques solaires sind allerdings klein, recht brustschwach in der Leistung, und chinesische C-Ware, also minderwertig. Doch mehr und mehr erkennen die Menschen, dass man so nicht weiterkommen wird. Daher ist der Trend zur Qualitätsware erkennbar, zwar langsam, klein und langwierig – aber es gibt ihn immerhin (und hier engagiert sich auch unser Verlag).

Wir lernen also: Kommt Zeit kommt Rat. Und manchmal auch Elektro-Rad. Aber das ist eine andere Geschichte.
Herbert Starmühler

Dr. Herbert Starmühler

Herausgeber energie:bau Magazin

ist Herausgeber dieser Publikation energie-bau.at und verschiedener Fachmagazine im Bereich Technik, Architektur und Energieeffizienz. Als seit Jahren leidenschaftlicher E-Auto-Fahrer und Bezieher eigenen Sonnenstroms ist der Journalist jederzeit für innovative Ideen zu begeistern und holt sich beim Networken gerne Inspiration für neue Projekte.