Das Handelshaus Kiennast, ein Familienunternehmen mit 400-jähriger Geschichte und österreichweit 140 Einzelhandelsstandorten, gewährleistet eine wesentliche regionale Nahversorgung. Die Geschäftsführer Alexander und Julius Kiennast begegnen den historisch gewachsenen Strukturen mit einer mutigen Neuorganisation und einem Neubau. Rund 300 der 500 Mitarbeiter*innen der Unternehmensgruppe wurden so in Gars am Kamp unter einem Dach vereint.
Holzbau vereint die Büros
Die auf mehrere Standorte verstreuten Büros wurden in einem zweigeschoßigen Holzbau vereint, der mit einer Kantine als Bindeglied an das bestehende Logistikzentrum andockt. Auf diese Weise entstand ein kommunikatives und identitätsstiftendes Gebäude für alle Mitarbeiter*innen von Büro bis Logistik.
Gleichzeitig wurde durch die Verlegung der Verwaltung Platz für eine Weiterentwicklung bestehender Räumlichkeiten im Ortszentrum geschaffen.
Der Umzug in die neuen Büroräumlichkeiten erfolgte im November 2023.
Kantine als Andockstelle
„Das Herzstück des Gebäudes ist zweifellos die Kantine, in der während der Mittagszeit etwa 150 Mahlzeiten serviert werden. Sie bildet die Verbindung zwischen der bestehenden Logistikhalle und dem neuen Bürokomplex, die parallel zueinander angeordnet sind“, sagt Max Aelfers vom nonconform-Planungsteam.
Die multifunktional konzipierte Kantine fungiert zudem als Cafeteria, als Veranstaltungslocation oder Präsentationsraum. Nach Norden entfaltet sich ein offener, begrünter Innenhof mit Terrasse und unterschiedlichen Erholungsbereichen. Mitarbeiter*innen finden dort Raum zum Austausch und zur Entspannung.
Lichtdurchfluteter Holzbau
Genau wie die Kantine ist auch der Bürokomplex als reiner Holzbau konzipiert. Blickfang ist die Fassade mit einer vertikal angeordneten, offenen Lärchenlattung. Ein leichter Ver-satz der vertikalen Fensterbänder strukturiert die Holzfassade. Holz dominiert nicht nur die Außenhaut des Gebäudes, sondern trägt im gesamten Innenbereich zur Behaglichkeit bei: Decken, Böden, Wände und Fenster sind aus Holz gefertigt. Das Stiegenhaus ist aus brandschutztechnischen Gründen in Sichtbeton ausgeführt.
Das Bürogebäude wurde zweigeschossig angelegt, auch um den Anforderungen der Widmung gerecht zu werden. Es bietet Arbeitsplätze für etwa 100 Personen, die in der Verwaltung des Handelshauses tätig sind, und ermöglicht weiteres Wachstum. nonconform verzichtete bewusst auf typische horizontale Fensterbänder und installierte statt- dessen Fenstertüren, die die drei Meter hohen Räume bis zum Boden ausgewogen belichten.
Entsprechend den Wünschen des Auftraggebers sind die Mitarbeiter*innen in Büros mit vier bzw. in einigen Abteilungen mit sechs Arbeitsplätzen aufgeteilt. Um das soziale Miteinander der Kiennast-Belegschaft zu fördern und eine inspirierende und zukunftsweisende Arbeitsumgebung zu schaffen, sind die Büros durch einen gezielten Einsatz von Glastrennwänden und Oberlichtverglasungen abgegrenzt. In diesem lichtdurchfluteten Raum entsteht eine angenehme Atmosphäre.
Erdwärmepumpe mit Tiefenbohrungen
„Unsere Überlegungen zur Zukunft des Unternehmensstandorts reichten über die räum-liche und betriebliche Weiterentwicklung hinaus. Das Thema CO2-Reduktion und Energie-verbrauch begleitete uns von Anfang an.
Die beiden Geschäftsführer Alexander und Julius Kiennast waren offen für Investitionen, die sich langfristig auszahlen“, erklärt Architekt Peter Nageler. Ein Schlüsselelement in dieser Hinsicht ist eine Erdwärmepumpe mit Tiefenbohrungen, die sowohl für die Beheizung wie auch für die Kühlung des Gebäudes sorgt.
Die Gebäudehülle erfüllt die neuesten Standards in Bezug auf Energieeffizienz und spielt damit eine entscheidende Rolle bei der Senkung der Betriebskosten.
Das neue Kiennast-Zentrum wurde mit der Gebäudedeklaration „klimaaktiv Silber“ bewertet.
Das Projekt in Zahlen
73 Räume / 3 Treppen / 76 Fenster / 3 m Raumhöhe 1 Kantine für bis zu 150 Mittagsteller am Tag
Auftraggeber
Kiennast Holding GmbH, Alexander und Julius Kiennast www.kiennast.at
Auftragsumfang
Entwicklungswerkstatt / Vorentwurf / Entwurf / Einreichplanung / Ausführungsplanung / Künstlerische Oberleitung
Ort
3571 Gars am Kamp
Planungsbeginn / Baubeginn / Übergabe:
Februar 2021 / Juli 2022 / September 2023
Flächen:
Bruttogeschossfläche: 1.829m2
Bebaute Fläche: Kantine 275 m2 / Bürokomplex 985 m2 / Lagerhalle Bestand 15.250 m2 Grünraum: 3.735 m2 / Netto-Grundfläche: 2.055 m2
Energie / Heizung / Strom:
Erdwärmepumpe mit Tiefenbohrung, „klimaaktiv Silber“ zertifiziert
Baukosten
7,25 Mio. EUR netto
Team
Entwicklungswerkstatt: Oana Stancioiu / Roland Gruber / Peter Nageler Architektur: Max Aelfers / Karl Breinesberger / Peter Nageler
Beteiligte Planung
ÖBA – YES WE PLAN – Klaus Beron / Elisabeth Rauscher
Tragwerksplanung – Zehetgruber + Laister ZT GmbH – Johann Zehetgruber / Rainhard Maierhofer Freiraumplanung – Lindle+Bukor atelier für landschaft – Raoul Bukor
HKLS – das leitwerk - ingenieurbüro gmbh – Alexander Hirschböck
Elektro – das leitwerk - ingenieurbüro gmbh – Gerhard Sandler
Bauphysik – BURIAN & KRAM Bauphysik GmbH – Bernhard Kram
Brandschutz – FSE Ruhrhofer & Schweitzer GmbH – Andreas Kronfellner / Sarah Heinreichsberger SIGE BauKG – kpp consulting gmbh – Martin Herites
Versickerungsplanung – RETTER & Partner Ziviltechniker Ges.m.b.H – Georg Zukrigl
Gastroküche – Grossküchentechnik Austria GmbH – Maria Klaushofer
Beteiligte Ausführung
Baumeister – SWIETELSKY AG
Holzbau – Graf-Holztechnik GmbH
Dachdecker Spengler – Halmetschlager GmbH
Elektriker – Honeder GmbH
Haustechnik – KUGLER GmbH
Fenster / Türen – PSP-Holz GmbH
Lift – NIBRA Aufzugsbau, Liftservice und Fördertechnik Ges.m.b.H. Kälteanlagen – Bally GmbH
Fußböden – Boden Karner GmbH
Brandschutzvorhang – Peneder Bau-Elemente GmbH
Maler – Maler Schmied AG
Trockenbau – Pagitsch GmbH
Lüftung – SLA GmbH
Tischler Innenverkleidung – Sport & Aukustikbau GmbH Fliesenleger – Zuzzi Steine und Fliesen
Schlosser – RLH Zwettl
Fotos © Kurt Hörbst
(hst)
