Das Plusenergiehaus stand im Mittelpunkt eines Workshops in der Wiener Urania. Mit mehr als 100 Teilnehmern wurden praxisrelevante Forschungs- und Entwicklungsergebnisse diskutiert.
Das Wiener Bürohaus "energybase" wurde mit dem Zertifikat "qualitätsgeprüftes Passivhaus" ausgezeichnet.
„Gebäude sind die Kraftwerke von morgen“, so Hubert Fechner vom FH Technikum Wien, der mögliche Plus-Energie-Haus-Technologien  vorzeigte. Sowohl Wärme als auch Strom können auf Österreichs Dächern mit der Sonne gewonnen werden. Solarwärme  kann nicht nur zur Warmwasserbereitung, auch zur Nahwärmeversorgung und für Solare Kühlung eingesetzt werden. Solare Luft-Systeme, Hybrid Kollektoren thermisch/elektrisch und Hybrid Kollektoren mit Luft oder Wasser stehen zur Verfügung. Eine mögliche  Fassadenintegration von Solarthermie lässt noch mehr Flexibilität für die Zukunft erwarten, in der Absorbergestaltung, in der  Farbgebung der Absorber, bei den Rahmen und in der Größe. Zu berücksichtigen sind auch die künftige  Netzintegration der Stromerzeugung am Gebäude und eine notwendige Änderung des Stromnetzes  der Zukunft.  Etwa 30 TWh an elektrischer  Energie könnten allein auf geeigneten Dächern und Fassaden erzeugt werden (lt. IEA PVPS – Task 7).  Gebäudeintegration als auch Fassadenintegration von Kollektoren und von Photovoltaik  (PV) sind  bereits heute umsetzbar, die Wirkungsgrade von PV-Anlagen  entwickeln sich stetig nach oben, die Preise sinken durch größere Massenfertigung. Beispielsweise wird Photovoltaik  am deutschen Markt heute um rund 45% billiger angeboten als noch 2006. Der PV-Weltmarkt wächst: 1992 wurden 68 MW installiert, 2010 17.000 MW.

Welche Anforderungen & Wege zur Umsetzung von Plusenergiehäusern  notwendig sind, stellte Thomas Bednar vom  Institut für Hochbau und Technologie dar.  Es kann dabei auf bisherigen Erfahrungen mit Niedrigstenergiegebäuden aufgebaut werden. Für die richtigen Schritte zum Plusenergiegebäude muss man die Planung neu denken, beispielsweise ist bereits im Vorfeld eine umfassende Berechnung/Simulation notwendig, in der auch eine  Abschätzung des tatsächlichen Energieverbrauchs aller Energieträger erfolgen  muss. Eine Ausschreibung für ein Plusenergiegebäude muss die hohen Anforderungen (ähnlich dem Passivhaus) berücksichtigen und die alternativen Leistungen genau beschreiben, sowie gleichzeitig auf Gebrauchstauglichkeit achten (Wind etc.). Eine entsprechende Qualitätssicherung ist sowohl während des Baus als auch nach Fertigstellung der unterschiedlichen Gewerke notwendig. Bauherr, Architekt, Fassadenplaner,  Photovoltaikplaner, Lichtplaner, Bauphysiker, HKLS-Planer, Tragwerksplaner und andere müssen entsprechend zusammenspielen.

Um ein konkretes Projekt, das in Melk realisiert werden soll, ging es bei der Vorstellung des Energiekonzepts  für das Leitprojekt „gugler! build & print triple zero“, das Thomas Zelger vom IBO, Österreichisches Institut für Baubiologie und –ökologie präsentierte. Als Innovationsleuchtturm  soll bei gugler cross media, eine „ökoeffektive Plusenergiedruckerei“ entstehen.  Triple zero deswegen, weil „zero emission“, „zero energy“ und „zero waste“  die angestrebten Ziele sind. Einbezogen in das Konzept ist nicht nur der neu geplante  Zubau, sondern auch der derzeitige Bestand, der  im Jahr 2000 errichtet wurde.  Es erfolgt nicht nur eine flächenmäßige Erweiterung, sondern zusätzlich sind ein  neuer Seminarbereich, ein Gästehaus und eine Bio-Gastronomiebereich geplant. Der gesamte Bereich soll ein Plusenergiegebäude werden. Der Bestand  wird energetisch aufgerüstet (Lüftung, Fenster/Verglasungen),  die Abdeckung des Energiebedarfs erfolgt aus Produktionsabwärme, Solarenergie, Windenergie und voraussichtlich Grundwasser.

Eine maximale Reduzierung des Nutz- und Endenergiebedarfs (z.B. durch Passivhaustechnologie bei der Gebäudehülle) durch besonders effiziente Druckmaschinen und Geräte usw. ist dafür notwendig. Der Heizwärmebedarf der Produktionshalle soll gesenkt werden. Eine hocheffiziente Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung soll dazu installiert werden.  Auch eine optimale Nutzung vorhandener Prozess- Abwärme ist vorgesehen, beispielsweise  durch Nutzung der Wärmeabgabe der Druckmaschinen. Die Stromnutzung soll außerdem so optimiert werden, dass möglichst  der vor Ort mittels Photovoltaik und Kleinwindkraft  erzeugte  Strom auch zur Zeit der Erzeugung großteils verbraucht wird.  Als  Backupsystem für  den Wärmebereich ist eine Biomasseheizung geplant, die mit in der Region vorkommenden Brennstoffen, z.B. auch Stroh von benachbarten Äckern, betrieben werden soll. Zur Kühlung im Sommer soll es z.B. Nachtlüftung des Gebäudes geben – viele Aspekte sind zur konsequenten Umsetzung und Erreichung eines Plusenergiegebäudes im Gewerbebereich zu berücksichtigen.  

Das ein Hauptteil der Einsparungen des Energieverbrauches im Gebäudebestand erfolgen muss, darüber sind sich alle Experten einig. Trotz vieler guter Argumente für hochwertige Sanierungen erfolgen die Umsetzungen noch immer sehr zögerlich und es wird nicht möglich sein,  alle bestehenden Objekte gleichzeitig binnen kurzer Zeit zu sanieren. Für die Auswahl der richtigen Gebäude ist es daher notwendig, unterschiedliche Projekte, die zur Sanierung anstehen und aus Wirtschaftlichkeitsgründen nicht gleichzeitig saniert werden können, bereits im Vorfeld  entsprechend zu bewerten. Der „Kriterienkatalog Potenzial für Plus-Energie-Sanierung“, der von Sonja Geier von der AEE INTEC – Institut für Nachhaltige Technologien vorgestellt wurde, kann hier eine wichtige Entscheidungshilfe für eine geeignete Sanierungsstrategie sein.  Das  Ziel dabei ist nicht,  aufzuzeigen, „Wie gut/ wie schlecht ist mein Gebäude?“ sondern das Ziel ist zu erfahren: „Welches Gebäude hat das größte Potenzial für eine Sanierung, wo liegen die Stärken / Schwächen?“
Er  berücksichtigt nicht nur den Zustand des Gebäudes vor der Sanierung, sondern  beispielsweise auch die Lage des Gebäudes samt vorhandener Infrastruktur im Umfeld, das Potenzial für die Eignung zum Plus-Energiegebäude, die Optionen für eine aktive Energieproduktion vor Ort und die Möglichkeiten und Grenzen für den Einsatz vorgefertigter Sanierungsmodule für Fassade und Dach. Eine Auswahl und Reihung von Sanierungsprojekten nach objektiven Kriterien wird damit möglich.

Quelle: hausderzukunft
Foto: HEI consulting

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