Anlässlich des 70. Geburtstages von Architekt Martin Treberspurg fand an der Universität für Bodenkultur (BOKU) ein Symposium zum Thema Nachhaltiges Bauen statt. 

Architekt Martin Treberspurg feiert 2023 seinen 70. Geburtstag. Foto: Sperl

70 Jahre und kein bisschen müde zeigt sich der Wiener Architekt Martin Treberspurg auf dem Mini-Symposium, das ihm zu Ehren am 13. März 2023 am Institut für Konstruktiver Ingenieurbau (IKI) im Wilhelm-Exner-Haus der Universität für Bodenkultur (BOKU) stattgefunden hat. Wegbegleiter:innen, Kolleg:innen, Studierende, aber auch Auftraggeber:innen sind gekommen, um sein visionäres Wirken der letzten Jahrzehnte zu würdigen.

Treberspurg, bekannt für sein konsequentes Engagement für innovative und nachhaltige Architektur mit hoher gestalterischer Qualität, hat nicht nur einen wichtigen Grundstein für die Weiterentwicklung der Wissenschaft im Bereich Nachhaltiges Bauen gelegt, sondern hat es geschafft den Bogen von moderner Städteplanung und anspruchsvoller Architektur zu innovativer Bauphysik zu spannen.

Professor Konrad Bergmeister, Leiter des IKI an der BOKU und einer der führenden Konstrukteure in Österreich, fand lobende Worte: „Martin Treberspurg hat als einer der Pioniere der österreichischen Architektur einen wesentlichen Beitrag für die Baukultur geleistet, stets unter der Berücksichtigung der Solararchitektur und Ökologie.“

Treberspurg Architekten Plus Energie Quartier POD

Der „Campe Breitenlee“ ist das erste Plus-Energie-Quartier im sozialen Wohnbau in Wien-Donaustadt und befindet sich derzeit in der Ausführung.Fotocredit: Expressiv Rendering

Neben Best-Practice-Beispielen zum nachhaltigen Bauen widmete sich das Symposium den Themen „Klimafitter und sozialer Wohnbau“, „Nachhaltige Planung mit optimiertem Ressourceneinsatz“ sowie „Gebäudesanierung und Dekarbonisierung“.

Von der Forschung in die Praxis

In der Zeit von 2004 bis 2018 leitete Treberspurg als Universitätsprofessor an der Universität für Bodenkultur Wien eine Arbeitsgruppe für Ressourcenorientiertes Bauen von zehn Personen. In dieser Zeit haben seine Student:innen rund 60 Master- und Diplomarbeiten auf der BOKU und der TU Wien sowie acht Dissertationen in diesem Bereich abgeschlossen.

Zu aktuellen Themen wie z.B. zur Vermeidung urbaner Hitzeinseln, zum urbanen Weiterbauen (Nachverdichtung) sowie zur Schaffung von leistbarem Wohnraum wurde in zahlreichen Projekten geforscht. Sie wurden unter der Leitung von Treberspurg durchgeführt mit dem Ziel, diese Erkenntnisse aus der Forschung in die gebaute Praxis zu bringen.

Treberspurg Architekten Passivhaus H252

Bei der ersten Passivhaussanierung eines Wiener Gemeindebaus in der Hütteldorfer Straße in 1140 Wien kam eine innovative Multiaktivfassade zur Anwendung. Fotocredit: T&P Architekten

Innovationen auf dem Gebiet des klimafitten Bauens wurden von ihm und seinem Team weiterentwickelt und anhand von richtungweisenden Projekten in der Praxis umgesetzt. Als Planer in seinem Architekturbüro Treberspurg & Partner Architekten ZT GmbH ist es Treberspurg gelungen, diese neuesten technischen Errungenschaften zu nutzen und trotzdem die lokale Identität mit ihren klimatischen Voraussetzungen zu wahren.

Weltweit größte Passivhaus in Wien-Simmering

Dabei entstanden ist unter anderem das kurzzeitig weltweit größte Passivhaus in Wien-Simmering oder das erste genossenschaftliche Passivhaus in Österreich. Zurzeit befindet sich „Campe Breitenlee“, das erste Plus-Energie-Quartier im sozialen Wohnbau in Wien-Donaustadt, in Ausführung.
Ein weiteres herausragendes Beispiel ist die innovative Multiaktivfassade, die erstmals im Rahmen der ersten Passivhaussanierung eines Wiener Gemeindebaus in der Hütteldorfer Straße in 1140 Wien zur Anwendung kam. Die Projekte wurden wissenschaftlich überprüft, dokumentiert und die Zufriedenheit der Bewohner:innen analysiert, um wieder den Bogen von der Praxis zur Forschung zu spannen.

Treberspurg Architekten Roschegasse PH

Die Wohnhausanlage in Wien-Simmering der Genossenschaft Altmannsdorf Hetzendorf war 2006 kurzzeitig weltweit das größte Passivhaus.Foto: Rupert Steiner


Architektur sieht Treberspurg als ganzheitliche Aufgabe, die niemals Selbstzweck sein darf und stets auf minimalen Ressourcenverbrauch bei maximalen Wohnkomfort abzielt. Dazu bedarf es einer fundamental veränderten, integrierten Planungshaltung, die die vielfältigen und komplexen Einflussgrößen berücksichtigt.

Sanierung und Dekarbonisierung im Bestand

Ein weiterer großer Bereich, dem Treberspurg seine volle Aufmerksamkeit schenkt, ist ¬- als eine der wichtigsten Aufgaben der heutigen Zeit - die thermische Gebäudesanierung und Restaurierung des architektonischen Altbestandes sowie die Dekarbonisierung des Gebäudebestands. Hier sieht er großes Potenzial die Krisen der heutigen Zeit als Chance zu nutzen und den Ausstieg aus der fossilen Energie endgültig zu erreichen. Treberspurg resultiert: „Von rund 24 Millionen Gebäuden in der EU müssten drei Viertel saniert werden. Um unsere Klimaziele zu erreichen, sollte in Österreich die Sanierungsrate von aktuell 1,2% stark erhöht werden.“

Weitere Informationen: www.treberspurg.at

Über Martin Treberspurg

Martin Treberspurg studierte Architektur und Bauingenieurwesen an der Technischen Universität Wien. Von 1982 bis 1996 war er als Universitätsassistent am Institut für Hochbau der Technischen Universität (Prof. Puchhammer) tätig. Seit 1985 hat Treberspurg die Ziviltechnikerbefugnis und begann seine Arbeit als selbstständiger Architekt in Wien.

1992 promovierte er zum Dr. tech. Von 1993 bis 2018 war er Lehrbeauftragter für die Vorlesung „Solares Bauen und ökologisches Konstruieren“ an der Technischen Universität Wien. 1994 veröffentlichte er sein erstes Buch „Neues Bauen mit der Sonne“, das im Springer Verlag erschienen ist (2. Auflage 1999). 1997 baute Treberspurg den Fachbereich Hochbau an der FH Wien Camillo-Sitte auf und leitete diesen bis zum Jahr 1999.

2001 habilitierte er zum Thema „Thermische Aspekte der Bauphysik im Hochbau“ an der TU Wien. 1996 wurde die Treberspurg & Partner Architekten ZT GmbH gegründet, deren geschäftsführender Gesellschafter Treberspurg bis heute ist. 1999 erhielt er in Peking den Sir-Robert-Matthew-Preis, einen Weltarchitekturpreis der UIA-Union Internationale des Architectes. Von 2003 bis 2012 war Treberspurg Lektor für Immobilienwesen und wissenschaftlicher Beirat der FH Wien. 2003 gestaltete das Künstlerhaus Wien eine Ausstellung über sein architektonisches Arbeiten. Von 2004 bis 2018 leitete Treberspurg eine Arbeitsgruppe über Ressourcenorientiertes Bauen am IKI auf der BOKU.

www.treberspurg.at

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