In Wien wird zum ersten Mal eine weitgehend auf Solar- und Geothermie basierende Wärme- und Stromversorgung für einen gesamten Althausbestand-Häuserblock umgesetzt.
Ohne die umfassende Sanierung der Gebäude inklusive Senkung des Heizwärmebedarfs wäre das Konzept nicht umsetzbar. Foto: © MA20/Alexandra Kromus
Spatenstich für das Anergienetz „SMART Block_Geblergasse" im 17. Wiener Gemeindebezirk war bereits im August dieses Jahres, informiert die Österreichische Gesellschaft für Umwelt und Technik ÖGUT in einer Aussendung. Entwickelt wurden die Grundlagen für das nachhaltige Energiekonzept für den Gründerzeit-Häuserblock im „Projekt Smart Block Step II Wien“, im Rahmen des EU-Projekts „SEFIPA“ wurde die Umsetzung des Anergienetzes außerdem durch die Entwicklung von Wärmeliefer-Contractingmodellen begleitet.

Ein Anergienetz ist ein Rohrleitungssystem zwischen mehreren Gebäuden, in dem Wasser mit einer Temperatur zwischen 5 und 25 Grad Celsius fließt. Im Winter verwenden die Wärmepumpen der Häuser das Wasser zum Heizen, im Sommer wird es zum Kühlen genutzt. Dazu wird die Wärme des Sommers im Erdreich bis 150 m Tiefe zwischengespeichert und im Winter wieder entnommen. Im Anergienetz können auch Häuser miteinbezogen werden, die zwar über gute Wärmequellen im Sommer verfügen, aber selbst keine Geothermiespeichermöglichkeit haben. Dafür hat ein anderes Haus umgekehrt gute Speichermöglichkeiten, aber keine Wärmequellen. Im gemeinsamen Anergienetz gleicht sich das aus, Ähnliches gilt auch für die lokale Stromerzeugung durch die Photovoltaikanlagen auf den Gebäuden der im Verbund wirkenden Anlage.

Als Zusatznutzen wird im Sommer das Erdreich zur sanften und nahezu kostenfreien Kühlung der Wohnungen über die Fußbodenheizungen genutzt. Durch die Vernetzung mehrerer Miethäuser werden die Energiekosten zusätzlich gesenkt: Im Rahmen des Projekts wurden für ein durchschnittliches Gründerzeithaus die Vollkosten für die drei Energieversorgungsvarianten Erdgas-Zentralheizung, Fernwärme sowie Geothermie-Solar-Wärmepumpen-Anlage untersucht, so die ÖGUT. Für einen Zeitraum von 20 Jahren wurden alle Investitions- und Betriebskosten für die einzelnen Varianten erhoben und miteinander verglichen. Im Rahmen der Forschungsarbeit zeigte sich, dass bei einem durchschnittlichen Wiener Gründerzeithaus die anfallenden Kosten pro m² und Jahr bei der Geothermie-Solar-Wärmepumpen-Anlage etwa gleich hoch sind wie bei der konventionellen fossilen Erdgasheizung und günstiger als bei Fernwärme. (cst)

ÖGUT

„Projekt Smart Block Step II Wien“

„SEFIPA“

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