Die Wärmetechnik im Einfamilien-Plus-Energiehaus von Hans und Rudi Aschauer in Oberösterreich wurde von einem Bienenstock inspiriert, und tatsächlich sammelt „The House“ eifrig Sonnenstrahlen ein.
Inspiriert von der Bienenwabe. Foto: Roswitha Aumayr
Hans Aschauer bastelte vor 20 Jahren gerade an seiner ersten Solaranlage, als er bemerkte, dass sich just an dieser Stelle ein Bienenstock einnistete. „Beim Entfernen wurde ich nicht nur gestochen, sondern brach auch ein Stück der Wabe ab“, erinnert sich der Mühlviertler. Beim genauen Betrachten des Bienenbaus kam dem gelernten Physiker die Idee der Solarwabe, eines Materials also, das „wie die Bienenwabe ein Haus im Sommer kühl und im Winter warm hält.“

Nach dieser Erkenntnis verwirklichte Hans Aschauer gemeinsam mit seinem Bruder Rudi die Idee eines ökologischen Plus-Energiehauses im oberösterreichischen Baumgartenberg – der Baustoff für die Solarfassade war somit gefunden.

Warum Waben wirken
„Wenn man einen Kartonblock richtig schneidet, dann bekommt man unter gewissen Bedingungen eine Zelluloseschicht, die wie eine Bienenwabe wirkt“, erklärt Hans Aschauer. Diese Wabe mache sich also den natürlichen Sonnenstand zu Nutze und reguliere so das Raumklima.

Steht die Sonne im Sommer hoch, fällt kein Licht in die Wabe. Das Haus bleibt daher angenehm kühl. Die tief stehende Sonne im Winter füllt die Wabe hingegen mit ihren Strahlen aus und nutzt effizient deren Wärme. „Das Ergebnis sind nahezu konstante Temperaturen im Innenbereich und ein äußerst geringer Heizbedarf“, so Hans Aschauer.

Low-Tech trifft High-Touch
Die innovative Fassade sowie die Fertigteilelemente geben „The House“ architektonisch eine nüchtern-moderne Anmutung. Im Innenausbau hingegen kommt das angenehme Wohnklima voll zum Tragen. „Man spürt sofort, dass man in einem Holzhaus ist und ein unvergleichliches Wohnklima hat“, so Rudi Aschauer.

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Foto: Roswitha Auma

Für ihn gibt es aber nicht nur den Aspekt des Wohnens, sondern auch der Mobilität. „Wir sind zuversichtlich, dass wir auch im Winter bald Plusenergie erreichen und mit dem Haus vollkommen energieautark sein werden. Schon jetzt kann der überschüssige Strom für E-Mobilität genutzt werden, wodurch das Haus auf die künftigen Bedürfnisse in dieser Hinsicht ausgerichtet ist“, erläutert Rudi Aschauer.

Von Haus aus nachhaltig
Er rechnet vor, dass pro Jahr allein 2.5 t CO2 für Heizung und Warmwasserbereitung und 800 kg CO2 für den Haushaltsstrom eingespart werden. Durch den hohen Vollholz-Anteil des Gebäudes werden sogar schon bei der Aufstellung 212 t CO2 gebunden. „Auf einen Lebenszyklus von 50 Jahren hochgerechnet spart ‚The House‘ rund 602.000 kg CO2 ein“, erklärt Rudi Aschauer.

„The House“ benötigt nur 10 kWh/m²a für Raumwärme, 12 kWh/m²a für Warmwasser und 13 kWh/m²a für den Haushaltsstrom. Dem gegenüber stehen 64 kWh/m²a erzeugter PV-Strom, und das auf 150 m² Wohnfläche. Der gesamte Energiebedarf kann somit mit dem Ertrag leicht gedeckt werden, und es steht zusätzlich noch genug Energie für 30.000 km/Jahr mit einem Elektroauto zur Verfügung. Eine integrierte Notstromfunktion bietet zusätzlich Energiesicherheit bei Stromausfällen.

Fassade macht‘s möglich
Die Solarfassade des Energie-Plus-Hauses fungiert zum Großteil als Heizung. Dadurch kann auf eine herkömmliche bzw. traditionelle Heizung verzichtet werden. Im Sommer fungiert die Fassade als natürliche Klimaanlage.

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Foto: Roswitha Auma

Eine smarte Warmluft-Rückgewinnung sorgt dafür, dass keine warme Luft nach außen abgegeben wird. Die Lüftungsgeräte in der Fassade sind je Raum dezentral eingebunden. Die Fenster können aber auch individuell jederzeit geöffnet werden. Die Wohnraumlüftung schützt zudem vor schädlicher Schimmelbildung.

Einsatz rechnet sich
Das Zusammenspiel dreier Technologien ermöglicht es, dass das ganze Jahr über wohltemperiertes Wasser vorhanden ist. Zuerst wird Wärme aus dem Abwasser rückgewonnen. In weiterer Folge wird das Wasser über einen Betonkollektor in der Fassade aufgeheizt.

Sollte dennoch einmal zu wenig Warmwasser aus dem Betonkollektor zur Verfügung stehen, wird das Wasser einfach mittels Strom aus der Photovoltaikanlage oder dem Stromspeicher nachgewärmt. Trotz der Komplexität dieser Materie ist allerdings hervorzuheben, dass die Entwickler von „The House“ bewusst einen Low-Tech-Zugang mit wartungsarmen und einfach zu bedienenden Komponenten gewählt haben.

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Foto: Roswitha Auma 

Die Energie wird einfach dort erzeugt, wo sie benötigt wird, wodurch beispielsweise keine Umwälzpumpen notwendig sind. „Es wird zwar häufig argumentiert, dass die Haustechnik später kleinere Bausünden wettmachen kann, jedoch summieren sich in 30 bis 40 Jahren auch die laufenden Kosten dafür“, so Rudi Aschauer.

Im regionalen Verbund
„The House“ lässt sich im Fertigteilhausprinzip errichten. Entwickelt, gefertigt und vertrieben wird in Dimbach in Oberösterreich, wobei die Produktion in Kooperation mit regionalen Betrieben geschieht. Durch den hohen Grad der Vorfertigung der Außenwände, der Fenster und Fassade lässt sich „The House“ von der Bodenplatte bis zum Dach in rund zwei Wochen inklusive Innenausbau fertigstellen.

Je nach Witterung kann die Konstruktion in fünf bis sechs Tagen hochgezogen werden. Optional lässt sich das Objekt auch mit unterschiedlichen Anwendungen intelligenter Gebäudetechnik ausstatten, um mehr Komfort und Sicherheit zu erzielen und auch energietechnische Optimierungen vorzunehmen.

Eine Smart-Home-Lösung ist für die Funktion des Hauskonzeptes allerdings nicht wirklich erforderlich. Besichtigen kann man das inzwischen vermietete Haus mit Voranmeldung im oberösterreichischen Baumgartenberg bei Perg.

Fazit
„Die Wabenfassade ist eine Form der solaraktiven Wärmedämmung, die das Gebäude bei tiefstehender Sonne im Winter von außen heizt“, so Roger Hackstock. (tdu)

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