Ein Mehrfamilienhaus in vorfabrizierter Holzbauweise, das sich an den Kriterien der 2.000-Watt-Gesellschaft orientiert: Das swisswoodhouse punktet durch seine vorfabrizierte Holzbauweise und sein innovatives Gebäudetechnikkonzept. Von Cornelia Kühhas
Die Fassade des Swisswoodhouse wurde in vertikaler Falzschalung aus Fichte/Tanne in geschlossener Fugenschalung ausgeführt. Bild: croci & du fresne, Renggli AG, Sursee, Joe Kaeser
In Nebikon, im Schweizer Kanton Luzern, steht der Prototyp des swisswoodhouse, ein viergeschossiges Mehrfamilienhaus. „Das swisswoodhouse ist eine Produktentwicklung der Fa. Renggli und unseres Büros, der Bauart Architekten und Planer AG“, erklärt Architekt Stefan Graf. „Wir haben schon vor etwa zehn Jahren begonnen, diese Idee eines Mehrfamilienhauses zu entwickeln, das vollständig vorfabriziert und daher sehr rasch realisiert werden kann und vor allem energetisch auf dem neuesten Stand der Technik ist.“

Modulares Planungssystem
Das Wohnhaus wurde in Hybridbauweise errichtet: Ein Holzsystembau mit Innenstützen aus Stahl, bei dem nur das Untergeschoß und die Treppenhauskerne betoniert sind. Die Fassade präsentiert sich in einer vertikalen Falzschalung aus Fichten- und Tannenholz. Graf: „Wir haben die unterschiedlichen Materialien dort eingesetzt, wo sie gegenüber anderen Materialien Vorteile aufweisen.“
Das Konzept beruht auf einem Baukasten­system. „Es handelt sich um ein modulares Planungssystem. Wir haben ein statisches Gerüst mit einer Vertikalschließung entwickelt sowie ein Rastersystem. Dieses kann mit so genannten Nutzungsmodulen – Individualräume, Küchen, Bäder etc. – bestückt werden“, erläutert Stefan Graf. „Das Interessante ist, dass das swisswoodhouse die Kombination von unterschiedlichen Wohnungstypologien in einem Gebäude erlaubt und dadurch eine reiche Nutzungsdurchmischung fördert.“ In Nebikon stehen 18 Wohnungen mit 1,5 bis 5,5 Zimmern zur Verfügung. „Hier wurden noch nicht alle Potenziale ausgeschöpft. Aber es zeigt schon die Variationen, die im System stecken“, so Stefan Graf.

Minergie-P-Eco-Standard
Mit einem End-Energiebedarf von 25,9 kWh/m2/a erfüllt das Gebäude den Minergie-P-Eco-Standard. „Das ist fast Passivhausstandard und eigentlich State of the Art im zeitgenössischen Holzbau in der Schweiz, liegt aber wohl über dem Standard anderer Länder“, so Graf. Die Wärme für die Heizung und das Warmwasser wird mit einer Wärmepumpe mit Grundwasser­entnahme bereitgestellt. Dazu wurde 17 m tief gebohrt. Verteilt wird die Wärme über eine Bodenheizung. Auf dem Flachdach mit Extensivbegrünung sind 160 m2 Photovoltaikmodule installiert, mit einer Leistung von 26 kWp. „Damit produzieren wir mehr Strom, als wir brauchen“, betont Graf. Für die Beleuchtung, auch in den öffentlichen Bereichen, werden ausschließlich LED-Lampen eingesetzt. Weiters tragen eine kontrollierte Wohnraumlüftung sowie ein kompletter Sonnenschutz mittels Lamellenstoren und Senkrechtmarkisen zum effizienten Betrieb bei.

Lebenszyklen mitgedacht
Im Sinne der Nachhaltigkeit wurde auch die Haustechnik geplant. Diese ist nicht, wie üblich, in die Elemente eingebaut, sondern verläuft in abgehängten Decken im Korridorbereich. „Wir haben uns bewusst dafür entschieden, nicht zu viel Technik in die Elemente einzubauen, da Primärkonstruktion und Haustechnik als Sekundärkonstruktion unterschiedliche Lebenszyklen haben“, erklärt Stefan Graf. „In unserem System können Sie die Platten herunternehmen und technische Elemente einfach erneuern.“ Das war eine Herausforderung für die Holzbauingenieure, wie Elmar Kunz von Pirmin Jung Ingenieure für Holzbau erklärt: „Wir haben versucht, mit vorgefertigten vertikalen Steigzonen einen möglichst hohen Vorfertigungsgrad zu erreichen.“

Beitrag zur 2.000-Watt-Gesellschaft
Die Planer wollten mit dem swisswoodhouse auch zeigen, dass die Umsetzung der 2.000-Watt-Gesellschaft im Gebäudebereich möglich ist. Erzielt wird das durch die verdichtete und baulandschonende Architektur, durch den Wasser und Energie sparenden Betrieb, die Versorgung mit erneuerbaren Energien sowie durch den Baustoff Holz. „Für das Erreichen der 2.000-Watt-Gesellschaft ist aber auch das energiebewusste Verhalten der Bewohner wichtig“, betont Architekt Graf. Daher erhielt das Haus ein Monitoring-System, über das der Strom-, Wärme- und Wasserverbrauch für jede einzelne Wohnung erfasst, aufbereitet und den Mietern präsentiert wird. Graf: „Die Anzeige des Energieverbrauchs erfolgt über den Internetzugang der Bewohner.“
Durch den hohen Vorfertigungsgrad brauchte die Aufrichtung des Wohnhauses nur drei bis vier Wochen. „Umso vertiefter musste dafür die vorgängige Planungsphase angepackt werden“, betont Holzbauingenieur Elmar Kunz. „Großes Augenmerk wurde dabei auch auf die Koordination der Gewerke gerichtet“, so sein Resümee.

Aus den Jury-Bewertungen
„Typisch Schweiz: Pefektion, Kosten spielen keine Rolle“, kommentiert Juror Peter Franz. „Absolut die richtige Richtung – maximale Vorfertigung,“ meint Johannes Kislinger. 
Mehr zur Jury-Bewertung und Infos rund ums Gebäude gibt es in der Printversion von energie-bau oder im ePaper.

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