Mit einer geheimnisvollen Studie versuchen die österreichischen Wohnbauträger zu beweisen, dass der Passivhaus-Standard nicht notwendig sei.
Wolfgang Liebl blickt auf die eigene Präsentation, deren Basisdaten erst nachgereicht werden sollen. Foto: (c) Bernhard Wolf

Zu einer lebhaften Diskussion kam es bei der Veranstaltung "Zu arm um nachhaltig zu wohnen?", zu der der Nachhaltigkeits-Ausschuss der Architekten-Bundeskammer geladen hatte. Wolfgang Liebl, Geschäftsführer der Amstettener Wohnbaugenossenschaft stellte, stellvertretend für den 192 Mitglieder umfassenden Bundesverband der gemeinnützigen Bauvereinigungen, eine Studie vor, die "beweisen" sollte, dass es genüge, Niederigenergiehäuser anstelle von Passivhäusern zu bauen. Man habe die Gesamtkosten über eine 35-jährige Nutzungszeit verglichen und praktisch keine Unterschiede errechnet. Fazit: "Wir brauchen keinen Mercedes mit Förderung". 
 
Auf Nachfrage von "energie:bau" wollte Liebl aber die Daten nicht herausrücken, man sei im Verband noch nicht so weit. Dies störte unter anderen den Passivhaus-Experten Günter Lang: "Da werden Äpfel mit Birnen verglichen. Wenn man Niedrigenergiehäuser ohne Lüftung bauen möchte ist das ja ein ganz anderes, viel schlechteres Haus". Tatsächlich verglich man Häuser mit und ohne Wohnraumlüftung: Bis zu einem Heizwärmebedarf von 30 kWh/m2a rechnete man eine Wohnraumlüftung dazu, ab 30 kWh/m2a sollen die Bewohner ohne eine Lüftung auskommen. Was einem Rückschritt gleichkommt: Längst ist es Fachmeinung, dass derart dichte Häuser nicht mehr ohne Wohnraumlüftung gebaut werden sollten. Aber auch andere Parameter wie Nutzungsverhalten, Nutzerschulung oder Strompreisentwicklung blieben im Dunkeln oder wurden nicht evaluiert.
 
Baumann Liebl: "Wir wollen darauf hinweisen, dass der tatsächliche Heizwärmebedarf oft deutlich höher ist als der vorher ausgerechnete. Außerdem schlagen die Normen immer stärker auf den Baupreis durch und erhöhen damit die Wohnkosten in Österreich."
 
 
 

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