An der Bauhaus-Universität Weimar ist jetzt der Experimentalbau „green:house“ erstmals der allgemeinen Öffentlichkeit vorgestellt worden. Verhilft er dem Baustoff Holzbeton zum Durchbruch?
Viel beachtetes Holzbeton-Pilotprojekt: Der Experimentalbau „green:house“ der Bauhaus-Universität Weimar
Das dreistöckige Gebäude mit 500 Quadratmetern Nutzfläche wird derzeit auf dem südlichen Areal der Bauhaus-Universität Weimar errichtet und verwendet in dieser Form weltweit erstmalig den neuen Baustoff Holzbeton. Entwickelt wurde das green:house von Prof. Walter Stamm-Teske, Professor für Entwerfen und Wohnungsbau an der Fakultät Architektur, der den Bau mit über 20 Industriepartnern, Firmen und Fachplanern seit Herbst 2010 realisiert. Allen Beteiligten dient das experimentelle Gehäuse als Versuchsraum neuer Produkte, Bauteildetails, Standards und Kombinationen von üblicherweise im Bauprozess streng getrennter Gewerke. Ab dem Wintersemester 2011/12 testet die Fakultät Architektur den Bau unter Praxisbedingungen als Arbeits- und Wohnraum für Studierende.

Materialeigenschaften
Der verwendete Baustoff Holzbeton besteht ausschließlich aus Holzhäckseln sowie dem Bindemittel Zement und ist ein Produkt der Helika GmbH, Reutlingen. In Kombination mit der aus dem Fertighausbau bekannten Holzrahmenbauweise ergeben sich hervorragende bauphysikalische Eigenschaften, die mit Massivbaukonstruktionen konkurrenzfähig sind. Die acht Zentimeter starken, 1,25 mal 1,25 Meter großen Bauplatten aus Holzbeton wurden auf einer gedämmten Holzrahmenkonstruktion zusammengefügt. Dieser Wandaufbau bietet ausgesprochen günstige thermische und akustische Eigenschaften. Auch hinsichtlich des Produktionsprozesses sowie der schnellen und einfachen Montage erwies sich das Material als effizient und wegweisend. Vor allem unter Betrachtung energetischer Aspekte wird ein enormer Marktwert für die Zukunft erwartet. So erreicht das green:house schon jetzt Passivhausstandard, Null-Energie-Haus-Standard wird durch die Installation von Sonnenkollektoren und Solarmodulen angestrebt.

"Paradebeispiel"
Thüringens Ministerpräsidentin Lieberknecht würdigte den Experimentalbau als beeindruckendes Projekt. Es sei ein hervorragendes Praxisbeispiel für Energieeffizienz sowie für eine gelungene Zusammenarbeit von Industrie und Forschung. Und das alles in bester Tradition des Bauhauses und in enger Verbindung mit ganz konkretem Handwerk. Das Projekt ist ein Baustein der Energietour der Ministerpräsidentin durch Thüringen.

Attraktives Studienobjekt
Prof. Dr.-Ing. Karl Beucke, Rektor der Bauhaus-Universität Weimar, unterstrich den interdisziplinären Aspekt des green:house, für den eine Vielzahl von Hochschulpartnern, so Architekten und Ingenieure, insbesondere Baustoffwissenschaftler, eng zusammenarbeiten. Zudem kündigte er an, dass im green:house die Weimarer Werkstatt der Internationalen Bauausstellung Thüringen (IBA) ihren Sitz haben wird, welche voraussichtlich ab Herbst 2011 ihre Arbeit aufnehmen wird. Auch für die Architektenausbildung an der Bauhaus-Universität Weimar spielt das green:house eine wichtige Rolle. Insgesamt haben über 50 Bachelor- und Masterstudierende der Fakultät Architektur an der Planung und Umsetzung des Experimentalhauses mitgewirkt. Neben der aktiven Beteiligung an dem konkreten Planungs- und Ausführungsprozess wurde das Projekt über zahlreiche Lehrveranstaltungen und Baubesichtigungen von Studierenden begeleitet.

Quelle: uni-weimar.de


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